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Filmkritik: Emilia Pérez

„Emilia Pérez“  ist ein außergewöhnlicher Film! Außergewöhnlich ist schon die Tatsache, dass er in Deutschland eine Kinoauswertung durch gleich zwei Verleihunternehmen bekommt. Wild Bunch und Neue Visionen haben den Film gemeinsam erworben, um ihn auf die Leinwände zu bringen – zusätzlich unterstützt von Central Film. Hoffentlich wird „Emilia Pérez“ auch an der Kinokasse Erfolg haben, er hat es verdient.

„Emilia Pérez“ beginnt mit der Anwältin Rita, die als schwarze Frau vor Gericht ihren männlichen weißen Kollegen die glanzvollen Auftritte überlassen muss. Dann bekommt sie ein Angebot: Sie soll dem Mafiaboss Manitas del Monte helfen. Er will endlich sein wahres Ich leben, eine Frau werden. Doch dafür muss er sterben und sein bisheriges Leben hinter sich lassen. Dazu gehört auch, dass er seine nicht eingeweihte Frau und die beiden gemeinsamen Kinder verlässt.

Wen und was Manitas del Monte alles auf dem Gewissen hat, bleibt zunächst offen. Aber später, nach der aufwändig organisierten Geschlechtsumwandlung, und der Umsiedlung der restlichen Familie in die Schweiz, wird die Reue angedeutet, die Emilia für all das Leid und all die Toten empfindet, die del Monte auf dem Gewissen hat. Emilia und Rita gründen gemeinsam eine Organisation zur Opferhilfe und versuchen all den Tausenden Müttern zu helfen, deren Männer oder Kinder verschwunden sind. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht ablegen und insbesondere die Sehnsucht nach den eigenen Kindern wird immer stärker.

Selena Gomez in „Emilia Perez“, Foto: Neue Visionen / Wild Bunch

Die Geschichte mit ihren vielen unterschiedlichen Elementen wird immer wieder durch Gesangs- und Tanzszenen – nein, nicht unterbrochen, sondern bereichert. Zoe Saldana überrascht dabei mit erstaunlich gutem Gesang und einer außergewöhnlichen Tanzperformance. Genauso überzeugt die spanische Transfrau Karla Sofía Gascón in der Titelrolle. Und dass Selena Gomez singen kann, ist ja keine Überraschung.

Die Lieder sind elektrisierend und mitreißend und passen harmonisch in den Film. Sie sind kein Fremdkörper, wie das leider bei Joker: Folie à Deux der Fall ist, sondern sind hervorragend in das Geschehen integriert und treiben den Film voran. Originell und ungewöhnlich ist das in jedem Moment und diese Spannung hält „Emilia Pérez“ bis zur letzten Minute.

„Emilia Pérez“ ist der französische Kandidat im Rennen um die Oscar-Nominierung als Bester Internationaler Film und auch beim Europäischen Filmpreis gibt es aktuell vier Nominierungen. Die Verleihung des Europäischen Filmpreises wird von der European Film Academy und der European Film Academy Productions veranstaltet. Die Preisverleihung findet am 7. Dezember 2024 in Luzern, Schweiz, statt.

Fazit:

Funktioniert diese Mischung aus Drogenkrieg, Telenovela, Drama und Musical? Eindeutig ja. Der französische Regisseur Jacques Audiard hat einen der eindrucksvollsten Filme der diesjährigen Filmfestspiele in Cannes gemacht. Ein „Musical“ mit herausragenden Choreographien, energetischen Songs und einer gelungenen Story, die bis zur letzten Minute fesselt. Herausragend aus einem fantastischen Ensemble ist schließlich Zoe Saldana mit ihrer schauspielerischen wie gesangliche Leistung.

Andreas Füser

Ab Donnerstag in folgenden Kölner Kinos: Cinedom, Cinenova, Filmpalette, Lichtspiele Kalk, Metropolis, Odeon, OFF Broadway, Rex am Ring.

Titelbilder: Neue Visionen / Wild Bunch

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