Double Feature

DEFA-Synchronfassungen westlicher Filme
JOHNNY ALS DETEKTIV
(JOHNNY ON THE RUN)
GB 1953 – DF – 47 Min. – s/w – 35mm
Regie Lewis Gilbert
Buch Patricia Latham
Kamera Gerald Gibbs – Musik Antony Hopkins
Mit Eugeniusz Chylek, Sidney Tafler, Michael Balfour, Mona Washbourne

In den 50ern importierte die DDR einige Produktionen der Children’s Film Foundation aus Großbritannien. In ihrer Kombination aus handwerklicher Sorgfalt und moralischem Anspruch, ohne dabei das Unterhaltungsbedürfnis des jungen Publikums zu vernachlässigen, sind sie den Idealen des DEFA-Kinderfilms durchaus vergleichbar. Eines der ambitioniertesten Projekte drehte der spätere James Bond-Regisseur Lewis Gilbert: Es erzählt die Geschichte des polnischen Flüchtlingsjungen Johnny, der sich bei seiner schottischen Pflegefamilie nicht wohl fühlt und heimlich versucht, an eine Schiffsfahrkarte Richtung Heimat zu kommen. Sein Plädoyer für Völkerverständigung gestaltet Gilbert als aufregende, atmosphärisch fotografierte Abenteuergeschichte.

DIE UNSICHTBARE FEE
(UNE FÉE… PAS COMME LES AUTRES)
F/I 1956 – DF – 55 Min. – 35mm
Regie Jean Tourane
Buch Louise de Vilmorin – Vorlage Jean Tourane, Richard Lavigne
Kamera Maurice Fellous – Musik Richard Cornu

»Eine Fee vergisst ihren Zauberstab, ein böser Geist bekommt ihn in die Finger, ein Team von Helden entreißt ihn ihm wieder – so weit die simple Märchenstory. Doch die Handlung ist hier reine Nebensache. Denn wir bekommen ein Spielzeugdorf vorgeführt, das ausschließlich von echten(!) Tieren bevölkert ist. Kaninchen spielen Billard, ein Hund schmeißt die Kneipe, eine Ente fährt Post aus, und als Höhepunkt dieser bezaubernden Absurditäten wäscht ein Fuchs im Friseursalon einem Huhn den Kopf!«
(Viennale)

So etwas konnte in Gestalt des Kinderfilms schon mal etwas leichter den Weg von Westen gen Osten finden: fabulierfreudiger Unfug im besten Sinne. DIE UNSICHTBARE FEE gehört zudem zu einer für die Synchronisation besonders dankbaren Gattung: Ein Film ohne Dialog, dessen einzigen Text ein Märchenerzähler aus dem Off beisteuert. Während die BRD-Synchro sehr freimütig damit umging, verspricht die DEFA eine enge Anlehnung an das Originaldrehbuch von Louise de Vilmorin – eine adlige französische Dichterin, die unter anderem die Vorlage zu Max Ophüls‘ MADAME DE schrieb.