Die gestrige Eröffnung der 19. Ausgabe von Fimplus, dem Festival für Filmschnitt und Montagekunst, zog lokales wie internationales Publikum ins Filmforum NRW. Zum Auftakt ehrte das Festival die Filmeditorin Heidi Handorf für ihr Lebenswerk.
Die Ehrenpreisträgerin Heidi Handorf montierte mehr als 100 Filme für Kino und Fernsehen und wurde vor allem seit den 1980er Jahren durch ihre Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Reinhard Hauff und Edgar Reitz, zu einer der bedeutendsten Filmeditoren der BRD. Der Ehrenpreis Schnitt ist einer von insgesamt vier jährlich vergebenen Festival-Preisen und der erste, der Handorfs Lebenswerk würdigt. Aus diesem Anlass präsentierte das Festival als Eröffnungsfilm den zu seiner Zeit umstrittenen Spielfilm “Stammheim – Die Baader-Meinhof-Gruppe vor Gericht” aus dem Jahr 1986. Dieser erzählt den Gerichtsprozess gegen die RAF-Terroristen Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe und stellt zugleich eine der herausragendsten Montageleistungen Handorfs dar.
Der von Reinhard Hauff inszenierte Film gleicht einem dichten Kammerspiel im eigens erbauten Gerichtssaal im Gefängnis Stammheim in Stuttgart. Eine enorme Herausforderung für den Filmschnitt stellte vor allem die Fülle an Text sowie das immense Tempo der im Film dominierenden Dialoge dar, die auf authentischen Protokollen der über 192 Tage andauernden, zermürbenden Gerichtsverhandlung basieren. Der über 100 Minuten währende Schlagabtausch, sowie die verbalen und physischen Ausfälle der Protagonist*innen harmonisch zu gewichten, bedurfte eines besonderen Feingefühls, welches Heidi Handorf als Editorin auszeichnet.
Im anschließenden Filmgespräch mit Festival-Kurator Werner Busch erzählte Handorf, dass ihr seinerzeit durchaus bewusst gewesen sei, dass sie politischen Sprengstoff schneidet: “Der Schnittraum musste nach Feierabend immer gut verschlossen werden.” Dennoch sei es am Abend der Premiere im Hamburger Theater Kampnagel zu einem Eklat gekommen, da Unbekannte die Filmkopie stahlen und die Tonkabel des Veranstaltungsortes durchtrennten. Spätere Vorführungen wurden vereinzelt durch Buttersäure-Anschläge sabotiert. Auch die Weltpremiere des Films während der Berlinale 1986 war begleitet von Morddrohungen gegen die Juroren, die den Film mit einem Goldenen Bären kührten.
Zum Ende des lebendigen Filmgesprächs zeigte sich Heidi Handorf überrascht, dass es im Bereich Dokumentarfilm mittlerweile viele weibliche Filmeditorinnen gebe, das habe sich sehr verändert. Filmplus nominiert in diesem Jahr gleich fünf Frauen für den Bild-Kunst Schnittpreis im Bereich Dokumentarfilm. Auch Handorf habe mittlerweile eine Präferenz für den Dokumentarfilm entwickelt: “Ich bin so gesättigt von Beziehungskisten!”, meinte sie in Bezug auf beliebte Fernseh- und Kinospielfilm-Sujets.
Im Rahmen der Hommage zeigt Filmplus desweiteren einen Teil der legendären Fernsehserie „Heimat“ (1984), die Handorf in zweieinhalbjähriger Arbeit für Regisseur Edgar Reitz schuf und die einen Meilenstein deutscher Fernsehgeschichte repräsentiert. Im Werkstattgespräch, begleitet von einer persönlichen Werkschau mit Filmausschnitten (“Meet Heidi Handorf”, 27.10.2019 – 20:15 Uhr, Filmforum NRW), kann man die charmante Editorin nochmals hautnah erleben.
Die gestrige Eröffnung der 19. Ausgabe von Fimplus, dem Festival für Filmschnitt und Montagekunst, zog lokales wie internationales Publikum ins Filmforum NRW. Zum Auftakt ehrte das Festival die Filmeditorin Heidi Handorf für ihr Lebenswerk.
Die Ehrenpreisträgerin Heidi Handorf montierte mehr als 100 Filme für Kino und Fernsehen und wurde vor allem seit den 1980er Jahren durch ihre Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Reinhard Hauff und Edgar Reitz, zu einer der bedeutendsten Filmeditoren der BRD. Der Ehrenpreis Schnitt ist einer von insgesamt vier jährlich vergebenen Festival-Preisen und der erste, der Handorfs Lebenswerk würdigt. Aus diesem Anlass präsentierte das Festival als Eröffnungsfilm den zu seiner Zeit umstrittenen Spielfilm “Stammheim – Die Baader-Meinhof-Gruppe vor Gericht” aus dem Jahr 1986. Dieser erzählt den Gerichtsprozess gegen die RAF-Terroristen Baader, Meinhof, Ensslin und Raspe und stellt zugleich eine der herausragendsten Montageleistungen Handorfs dar.
Der von Reinhard Hauff inszenierte Film gleicht einem dichten Kammerspiel im eigens erbauten Gerichtssaal im Gefängnis Stammheim in Stuttgart. Eine enorme Herausforderung für den Filmschnitt stellte vor allem die Fülle an Text sowie das immense Tempo der im Film dominierenden Dialoge dar, die auf authentischen Protokollen der über 192 Tage andauernden, zermürbenden Gerichtsverhandlung basieren. Der über 100 Minuten währende Schlagabtausch, sowie die verbalen und physischen Ausfälle der Protagonist*innen harmonisch zu gewichten, bedurfte eines besonderen Feingefühls, welches Heidi Handorf als Editorin auszeichnet.
Im anschließenden Filmgespräch mit Festival-Kurator Werner Busch erzählte Handorf, dass ihr seinerzeit durchaus bewusst gewesen sei, dass sie politischen Sprengstoff schneidet: “Der Schnittraum musste nach Feierabend immer gut verschlossen werden.” Dennoch sei es am Abend der Premiere im Hamburger Theater Kampnagel zu einem Eklat gekommen, da Unbekannte die Filmkopie stahlen und die Tonkabel des Veranstaltungsortes durchtrennten. Spätere Vorführungen wurden vereinzelt durch Buttersäure-Anschläge sabotiert. Auch die Weltpremiere des Films während der Berlinale 1986 war begleitet von Morddrohungen gegen die Juroren, die den Film mit einem Goldenen Bären kührten.
Zum Ende des lebendigen Filmgesprächs zeigte sich Heidi Handorf überrascht, dass es im Bereich Dokumentarfilm mittlerweile viele weibliche Filmeditorinnen gebe, das habe sich sehr verändert. Filmplus nominiert in diesem Jahr gleich fünf Frauen für den Bild-Kunst Schnittpreis im Bereich Dokumentarfilm. Auch Handorf habe mittlerweile eine Präferenz für den Dokumentarfilm entwickelt: “Ich bin so gesättigt von Beziehungskisten!”, meinte sie in Bezug auf beliebte Fernseh- und Kinospielfilm-Sujets.
Im Rahmen der Hommage zeigt Filmplus desweiteren einen Teil der legendären Fernsehserie „Heimat“ (1984), die Handorf in zweieinhalbjähriger Arbeit für Regisseur Edgar Reitz schuf und die einen Meilenstein deutscher Fernsehgeschichte repräsentiert. Im Werkstattgespräch, begleitet von einer persönlichen Werkschau mit Filmausschnitten (“Meet Heidi Handorf”, 27.10.2019 – 20:15 Uhr, Filmforum NRW), kann man die charmante Editorin nochmals hautnah erleben.
Das Festival Filmplus läuft noch vom 25. – 28. Oktober im Filmforum NRW.