Seit Jahren ist das Filmfestival Cologne eine der Prestigeveranstaltungen im Kölner Festivalherbst, die nicht nur einige heiß erwartete Titel aus Film und Fernsehen zeigt, sondern auch internationale Stargäste in die Rheinmetropole holt. Vom 20. bis zum 27. Oktober ist es dieses Jahr wieder so weit, mit renommierten Preisträgern aus aller Herren Länder. Aus Frankreich reist Michel Hazanavicius (Filmpreis Köln) an, der neben den OSS 117-Agentenkomödien vor allem mit der oscarprämierten Stummfilm The Artist (2011) für Furore sorgte und derzeit mit Final Cut (2022) reüssiert, dem Remake des japanischen Überraschungshits One Cut of the Dead (2017). Ein Artist Talk mit dem Regisseur findet am 27. Oktober um 16.30 Uhr statt. Am gleichen Tag stehen mit Schauspielerin Nina Hoss (International Actors Award) und Dokumentarfilmerin Benedetta Argentieri (phoenix Preis) zwei weitere Preisträgerinnen in Artist Talks Rede und Antwort. Eine entsprechende Veranstaltung gibt es leider nicht nur für die Regisseurin Mia Hansen-Løve (Bergman Island, 2021; Der Vater meiner Kinder; 2009), die den Hollywood Reporter Award in diesem Jahr erhält.
Prominent sind auch die Namen vieler Regisseur*innen, deren neueste Filme im Programm des Festivals gezeigt werden. Etwa Crimes of the Future (2022), der David Cronenbergs Rückkehr im mehrfachen Sinne darstellt. Zum einen sein erster Spielfilm seit Maps to the Stars (2014), zum anderen seine Rückkehr zum Body Horror – nicht umsonst teilt sich seine neueste Extravaganz den Titel mit einem 60-minütigen Cronenberg-Frühwerk aus dem Jahr 1970. Viggo Mortensen, nach A History of Violence (2005), Tödliche Versprechen – Eastern Promises (2007) und Eine dunkle Begierde (2011) zum vierten Mal der Star eines Cronenberg-Films, und Léa Seydoux spielen ein Paar von Performance-Künstlern, für die Operationen und Body Modifications gleichzeitig Sex und Kunst sind. James Gray kehrt nach seinem Abenteuerfilm Die versunkene Stadt Z (2016) und dem Science-Fiction-Film Ad Astra (2019) mit Armageddon Time (2022) wieder in die Straßen New Yorks zurück, zum kleinen, persönlichen Drama, mit dem er seine Karriere mit Filmen wie Little Odessa (1994) und The Yards (2000) begann. In Armageddon Time, der hierzulande als Zeiten des Umbruchs startet, spielt Anthony Hopkins einen Großvater, der seinem jugendlichen Protagonistenenkel Moral und Anstand beibringen will. Doch Coming of Age, das bedeutet bei Gray auch einige unschöne Wahrheiten über die USA, über Privilegien und über Rassismus zu lernen. Der Südkoreaner Park Chan-wook, unter anderem bekannt für den Rachethriller Oldboy (2003), die Hitchcock-Hommage Stoker (2013) und die Dreiecksgeschichte Die Taschendiebin (2016), legt nun den Neo-Noir-Thriller Decision to Leave (2022) vor. Darin verfällt ein Polizist, der den Todesfall eines Bergsteigers untersucht, der Witwe des Verstorbenen, welche trotz Alibi die Hauptverdächtige ist – ein Stoff über Obsessionen, wie maßgeschneidert für den Hitchcock-Verehrer auf dem Regiestuhl.
Aus dem Fernsehbereich stellen Beiträge der Sektion „Top Ten TV“ interessante Neuheiten vor. Etwa die deutsch-italienische Mini-Serie The Gymnasts (2022), von deren sechs Folgen zwei am Freitagabend um 21.30 Uhr gezeigt werden. Die Serie ist ein Mix aus einem Coming-of-Age-Drama und einem Whodunit-Krimi, angesiedelt in einem Trainingslager für Leistungsturnerinnen mit Olympia-Ambitionen. Während die Mädchen trainieren und um die Plätze im Olympiakader konkurrieren, wird eines von ihnen tot aufgefunden, was den internen Wettstreit nur noch erbitterter erscheinen lässt. Aus Deutschland hingegen stammt Souls (2022), eine Mysteryserie über Zeitschleifen, frühere Leben und vermeintliche Reinkarnation, die von Sky produziert wurde. Die US-britische Co-Produktion The English (2022) hingegen ist eine Western-Story: Eine britische Siedlerin (Emily Blunt) und ein amerikanischer Ureinwohner (Chaske Spencer) tun sich im Jahr 1890 zusammen, da sie auf der Suche nach Gerechtigkeit oder zumindest Rache sind. Lars von Trier hingegen kehrt mit The Kingdom Exodus (2022) zu seinem Fernseherfolg Kingdom – Hospital der Geister (1994) zurück, wobei die neue Serie gleichermaßen Fortführung als ironische Replik auf seinen TV-Erfolg ist.
Bereits einen Tag vor Festivalstart verwandelt das FFCN die Kölner Innenstadt in eine Freiluftgalerie, mit dem Urban GIF Parcours. Das Format, das bei der 2021er Ausgabe des Festivals seine Premiere feierte, huldigt dem GIF als einer der kürzesten Formen des audiovisuellen Erzählens. In Geschäften, Bars und Cafés zwischen Filmpalast und Brüsseler Platz werden bis zum 27. Oktober kuratierte GIFs in Schaufenstern gezeigt. Einen Tag vor Festivalbeginn, am Mittwoch, den 19. Oktober, wird der Urban GIF Parcours mit einer Vernissage im Hallmackenreuther um 20 Uhr eröffnet. Mit dem Showcase der ifs internationale filmschule köln am Freitag, den 21. Oktober um 16 Uhr, gibt es Projekte mit Lokalkolorit, wenn die Studierenden der Kölner Filmschule aktuelle Arbeiten vorstellen, vom Drehbuch über den Kurzfilm bis zum Virtual-Reality-Projekt. Noch ein Special Screening mit lokalem Bezug: Am gleichen Tag läuft auch Tatort: Spur des Blutes (2022). Der von Tini Tüllmann inszenierte Krimi, in dem die Kommissare Schenk und Ballauf im Mordfall einer jungen Prostituierten ermitteln, ist eine Jubiläumsfolge, denn der Kölner Tatort wird 25 Jahre alt.
Im NRW-Wettbewerb konkurrieren 14 Spiel- und Dokumentarfilme mit NRW-Bezug um den mit 20.000 Euro dotierten Preis. Darunter ist La Syndicaliste (2022), ein deutsch-französischer Verschwörungsthriller im Atomkraftmilieu. Zur Premiere sind auch Regisseur Jean-Paul Salomé, Produzentin Bettina Brokemper und Bertrand Faivre zu Gast, doch die Vorstellung ist nur für geladene Gäste. Parallel dazu gibt es jedoch auch ein öffentliches Screening des Films, dessen Hauptrolle Isabelle Huppert spielt. Mit Rheingold (2022) legt Fatih Akin ein Biopic des Rappers Xatar vor. Der spätere Musiker, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajabi heißt, beginnt seine Karriere als Kleinkrimineller, steigt zum Großdealer auf und begeht einen Raubüberfall, dessen Beute bis heute verschwunden ist – daher auch der Titel des Films. Dokumentarisch hingegen kommt das Portrait eines weiteren verurteilten Kriminellen her, der allerdings White-Collar-Verbrechen beging: Der Illusionist (2022), in dem Birgit Schulz den Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach ins Visier nimmt, der für immer höhere Preissteigerungen auf dem Kunstmarkt verantwortlich war und schließlich wegen Betrugs in zweistelliger Millionenhöhe verurteilt wurde. In Anwesenheit des Filmteams wird die Mockumentary Diamante und mein Bruder (2022) gezeigt. Darin spürt das Regietrio aus Georg Nonnenmacher, Ingo Haeb und Karin Berghammer dem erfolglosen deutschen Fußballprofi Rudi Varda nach, der in Brasilien zur Rasensportlegende wurde, zumindest in diesem Film.
Das Film Festival Cologne bietet somit wieder mehr als eine Woche volles Programm, hauptsächlich im Filmpalast. Doch auch im Cinedom, im Filmhaus und im Cinenova finden einzelne Programmpunkte statt, während die Festival-Awards am Donnerstag, den 27. Oktober, um 20 Uhr im E-Werk vergeben werden. Bis zu diesem Abschluss gibt es auf dem Festival jedoch noch einiges zu entdecken.
Alle Informationen zum Programm, den Gästen und zum Ticketerwerb gibt es auf der Homepage des Festivals.
Seit Jahren ist das Filmfestival Cologne eine der Prestigeveranstaltungen im Kölner Festivalherbst, die nicht nur einige heiß erwartete Titel aus Film und Fernsehen zeigt, sondern auch internationale Stargäste in die Rheinmetropole holt. Vom 20. bis zum 27. Oktober ist es dieses Jahr wieder so weit, mit renommierten Preisträgern aus aller Herren Länder. Aus Frankreich reist Michel Hazanavicius (Filmpreis Köln) an, der neben den OSS 117-Agentenkomödien vor allem mit der oscarprämierten Stummfilm The Artist (2011) für Furore sorgte und derzeit mit Final Cut (2022) reüssiert, dem Remake des japanischen Überraschungshits One Cut of the Dead (2017). Ein Artist Talk mit dem Regisseur findet am 27. Oktober um 16.30 Uhr statt. Am gleichen Tag stehen mit Schauspielerin Nina Hoss (International Actors Award) und Dokumentarfilmerin Benedetta Argentieri (phoenix Preis) zwei weitere Preisträgerinnen in Artist Talks Rede und Antwort. Eine entsprechende Veranstaltung gibt es leider nicht nur für die Regisseurin Mia Hansen-Løve (Bergman Island, 2021; Der Vater meiner Kinder; 2009), die den Hollywood Reporter Award in diesem Jahr erhält.
Prominent sind auch die Namen vieler Regisseur*innen, deren neueste Filme im Programm des Festivals gezeigt werden. Etwa Crimes of the Future (2022), der David Cronenbergs Rückkehr im mehrfachen Sinne darstellt. Zum einen sein erster Spielfilm seit Maps to the Stars (2014), zum anderen seine Rückkehr zum Body Horror – nicht umsonst teilt sich seine neueste Extravaganz den Titel mit einem 60-minütigen Cronenberg-Frühwerk aus dem Jahr 1970. Viggo Mortensen, nach A History of Violence (2005), Tödliche Versprechen – Eastern Promises (2007) und Eine dunkle Begierde (2011) zum vierten Mal der Star eines Cronenberg-Films, und Léa Seydoux spielen ein Paar von Performance-Künstlern, für die Operationen und Body Modifications gleichzeitig Sex und Kunst sind. James Gray kehrt nach seinem Abenteuerfilm Die versunkene Stadt Z (2016) und dem Science-Fiction-Film Ad Astra (2019) mit Armageddon Time (2022) wieder in die Straßen New Yorks zurück, zum kleinen, persönlichen Drama, mit dem er seine Karriere mit Filmen wie Little Odessa (1994) und The Yards (2000) begann. In Armageddon Time, der hierzulande als Zeiten des Umbruchs startet, spielt Anthony Hopkins einen Großvater, der seinem jugendlichen Protagonistenenkel Moral und Anstand beibringen will. Doch Coming of Age, das bedeutet bei Gray auch einige unschöne Wahrheiten über die USA, über Privilegien und über Rassismus zu lernen. Der Südkoreaner Park Chan-wook, unter anderem bekannt für den Rachethriller Oldboy (2003), die Hitchcock-Hommage Stoker (2013) und die Dreiecksgeschichte Die Taschendiebin (2016), legt nun den Neo-Noir-Thriller Decision to Leave (2022) vor. Darin verfällt ein Polizist, der den Todesfall eines Bergsteigers untersucht, der Witwe des Verstorbenen, welche trotz Alibi die Hauptverdächtige ist – ein Stoff über Obsessionen, wie maßgeschneidert für den Hitchcock-Verehrer auf dem Regiestuhl.
Aus dem Fernsehbereich stellen Beiträge der Sektion „Top Ten TV“ interessante Neuheiten vor. Etwa die deutsch-italienische Mini-Serie The Gymnasts (2022), von deren sechs Folgen zwei am Freitagabend um 21.30 Uhr gezeigt werden. Die Serie ist ein Mix aus einem Coming-of-Age-Drama und einem Whodunit-Krimi, angesiedelt in einem Trainingslager für Leistungsturnerinnen mit Olympia-Ambitionen. Während die Mädchen trainieren und um die Plätze im Olympiakader konkurrieren, wird eines von ihnen tot aufgefunden, was den internen Wettstreit nur noch erbitterter erscheinen lässt. Aus Deutschland hingegen stammt Souls (2022), eine Mysteryserie über Zeitschleifen, frühere Leben und vermeintliche Reinkarnation, die von Sky produziert wurde. Die US-britische Co-Produktion The English (2022) hingegen ist eine Western-Story: Eine britische Siedlerin (Emily Blunt) und ein amerikanischer Ureinwohner (Chaske Spencer) tun sich im Jahr 1890 zusammen, da sie auf der Suche nach Gerechtigkeit oder zumindest Rache sind. Lars von Trier hingegen kehrt mit The Kingdom Exodus (2022) zu seinem Fernseherfolg Kingdom – Hospital der Geister (1994) zurück, wobei die neue Serie gleichermaßen Fortführung als ironische Replik auf seinen TV-Erfolg ist.
Bereits einen Tag vor Festivalstart verwandelt das FFCN die Kölner Innenstadt in eine Freiluftgalerie, mit dem Urban GIF Parcours. Das Format, das bei der 2021er Ausgabe des Festivals seine Premiere feierte, huldigt dem GIF als einer der kürzesten Formen des audiovisuellen Erzählens. In Geschäften, Bars und Cafés zwischen Filmpalast und Brüsseler Platz werden bis zum 27. Oktober kuratierte GIFs in Schaufenstern gezeigt. Einen Tag vor Festivalbeginn, am Mittwoch, den 19. Oktober, wird der Urban GIF Parcours mit einer Vernissage im Hallmackenreuther um 20 Uhr eröffnet. Mit dem Showcase der ifs internationale filmschule köln am Freitag, den 21. Oktober um 16 Uhr, gibt es Projekte mit Lokalkolorit, wenn die Studierenden der Kölner Filmschule aktuelle Arbeiten vorstellen, vom Drehbuch über den Kurzfilm bis zum Virtual-Reality-Projekt. Noch ein Special Screening mit lokalem Bezug: Am gleichen Tag läuft auch Tatort: Spur des Blutes (2022). Der von Tini Tüllmann inszenierte Krimi, in dem die Kommissare Schenk und Ballauf im Mordfall einer jungen Prostituierten ermitteln, ist eine Jubiläumsfolge, denn der Kölner Tatort wird 25 Jahre alt.
Im NRW-Wettbewerb konkurrieren 14 Spiel- und Dokumentarfilme mit NRW-Bezug um den mit 20.000 Euro dotierten Preis. Darunter ist La Syndicaliste (2022), ein deutsch-französischer Verschwörungsthriller im Atomkraftmilieu. Zur Premiere sind auch Regisseur Jean-Paul Salomé, Produzentin Bettina Brokemper und Bertrand Faivre zu Gast, doch die Vorstellung ist nur für geladene Gäste. Parallel dazu gibt es jedoch auch ein öffentliches Screening des Films, dessen Hauptrolle Isabelle Huppert spielt. Mit Rheingold (2022) legt Fatih Akin ein Biopic des Rappers Xatar vor. Der spätere Musiker, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajabi heißt, beginnt seine Karriere als Kleinkrimineller, steigt zum Großdealer auf und begeht einen Raubüberfall, dessen Beute bis heute verschwunden ist – daher auch der Titel des Films. Dokumentarisch hingegen kommt das Portrait eines weiteren verurteilten Kriminellen her, der allerdings White-Collar-Verbrechen beging: Der Illusionist (2022), in dem Birgit Schulz den Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach ins Visier nimmt, der für immer höhere Preissteigerungen auf dem Kunstmarkt verantwortlich war und schließlich wegen Betrugs in zweistelliger Millionenhöhe verurteilt wurde. In Anwesenheit des Filmteams wird die Mockumentary Diamante und mein Bruder (2022) gezeigt. Darin spürt das Regietrio aus Georg Nonnenmacher, Ingo Haeb und Karin Berghammer dem erfolglosen deutschen Fußballprofi Rudi Varda nach, der in Brasilien zur Rasensportlegende wurde, zumindest in diesem Film.
Das Film Festival Cologne bietet somit wieder mehr als eine Woche volles Programm, hauptsächlich im Filmpalast. Doch auch im Cinedom, im Filmhaus und im Cinenova finden einzelne Programmpunkte statt, während die Festival-Awards am Donnerstag, den 27. Oktober, um 20 Uhr im E-Werk vergeben werden. Bis zu diesem Abschluss gibt es auf dem Festival jedoch noch einiges zu entdecken.
Alle Informationen zum Programm, den Gästen und zum Ticketerwerb gibt es auf der Homepage des Festivals.
Nils Bothmann