Kölner Produktionen bei diesjährigem Sundance und Slamdance Festival in Park City, Utah, USA
Sowohl bei der US-amerikanischen Institution für den Independentfilm, dem Sundance Film Festival, das dieses Jahr zum 33. Mal stattfand, als auch bei dem zehn Jahre später gegründeten Slamdance Festival, liefen diesen Januar Kölner Filmproduktionen:
Sundance zeigte den von der Kölner augenschein Filmproduktion koproduzierten My Happy Family im Rahmen der „World Cinema Dramatic Competition“.
Beim Slamdance Festival lief Beat Beat Heart von Regisseurin, Autorin und Produzentin Luise Brinkmann, ihr Abschlussfilm an der ifs – internationale filmschule köln, in der Reihe „Narrative Features“ und feierte dort seine internationale Premiere.
Sundance und Slamdance
Das Sundance-Festival, das ursprünglich U.S. Film Festival hieß und zu Beginn noch in Salt Lake City stattfand, wurde 1980 nach Park City verlegt. Angeblich geschah dies in Reaktion auf den Vorschlag des Regisseurs Sydney Pollack, der überzeugt war, dass ein Filmfestival in einem Ski-Gebiet mitten im Winter ein größeres Publikum anlocken würde. Als der Schauspieler und Regisseur Robert Redford 1981 zum Vorstandsvorsitzenden des Festivals wurde, dessen Non-Profit-Organisation „Sundance Institute“ 1985 das Management übernahm, ging es, nachdem das Festival eine Zeit lang rote Zahlen schrieb, nur noch bergauf. Redfords Name und das renommierte Sundance Institute sorgten für zunehmend große Publicity – mit jedem Jahr kamen mehr Zuschauer, die Preiskategorien wurden erweitert und sowohl in der Filmindustrie als auch in der Presse wuchs die Aufmerksamkeit für das Festival. Mit dem steigenden Interesse von großen US-Studios wurde Sundance immer mehr zu einem finanziellen Sprungbrett für Independent-Projekte – der Gewinn eines Preises bedeutete meist auch einen Vertrag mit einem Verleih – die im Anschluss Box-Office-Erfolge verzeichnen konnten. Ein populäres Beispiel ist Quentin Tarantino, der vom Sundance Institute gefördert und beraten worden war: Sein Film Reservoir Dogs feierte 1992 seine Premiere beim Festival, wurde danach ein großer Erfolg an den Kinokassen und etablierte ihn als einen der wichtigen zeitgenössischen amerikanischen Autorenfilmer. Auch amerikanische Independent-Film-Größen wie Jim Jarmusch, die Coen Brüder und Steven Soderbergh – laut Filmkritiker Roger Ebert der „Poster-Boy der Sundance-Generation“ – verdanken ihren professionellen Durchbruch dem Festival.
Seit der Mitte der 90er erreichen immer mehr außerhalb des Studiosystems produzierte US-Filme, die bei Sundance laufen, ein Mainstream-Publikum und auch das Festival selbst hat sich über die Jahre in ein zunehmend kommerzielles Glamour-Event und Magnet für Paparazzi verwandelt. Die wachsende Größe und Popularität Sundances unter der Hollywoodkino-Prominenz hat dazu geführt, dass Verleiher dort immer weniger Werke von bisher gänzlich unbekannten amerikanischen Filmemachern entdecken können.
Eine weitere Möglichkeit, Indie-Perlen des zeitgenössischen amerikanischen Kinos aufzulesen, ist das zeitgleich zu Sundance und auch in Park City stattfindende Slamdance Festival, auf dem beispielsweise der Horrofilm Paranormal Activity zuerst gezeigt wurde. Ein populäres Beispiel einer kleinen Low-Budget-Produktion, der ein Independentfestival den großen Durchbruch ermöglichte. Der Film war ohne ein berühmtes Gesicht mit 10.000 Dollar produziert worden, wurde nach der Slamdance-Premiere von Paramount gekauft und verdiente dann 193 Millionen Dollar an den Kinokassen weltweit.
Slamdance wurde 1995 in Reaktion auf eine Absage von Sundance gegründet: Ein paar enttäuschte, aber nicht komplett entmutigte Filmemacher taten sich zusammen. Das Festival präsentiert sich als die authentischere Independent-Alternative zu Sundance – von Filmemachern für Filmemacher. Was als rebellischer Akt begann, ist mittlerweile eine wichtige Plattform für den amerikanischen Independentfilm geworden. Bekannte Filmemacher, deren Karrieren dort begannen sind zum Beispiel Christopher Nolan und Lena Dunham.
In Charakter, Profil und Größe unterscheiden sich die zwei Independentfestivals, was sie jedoch eindeutig gemeinsam haben ist ein breites Programm internationaler Produktionen. Die amerikanische Regisseurin Karyn Kusama erzählte vor kurzem, dass Sundance abgesehen von Glamour und Business vor allem ein Ort ist, an dem Spiel- und Dokumentarfilme aus der ganzen Welt gezeigt werden, die man sonst im US-amerikanischen Raum kaum auf der großen Leinwand zu sehen bekäme.
Kölner Produktionen bei Sundance und Slamdance
Sundance zeigte dieses Jahr den Spielfilm My Happy Family (Regie: Nana Ekvtimishvili und Simon Gross), der von der Kölner Firma augenschein koproduziert wurde.
Erzählt wird darin die Geschichte der Literaturlehrerin Manana, die mit Mann, Eltern, zwei erwachsenen Kindern und einem Schwiegersohn in einer Drei-Zimmer-Wohnung im georgischen Tbilisi wohnt. An ihrem 52. Geburtstag überrascht sie ihre Familie mit der Entscheidung, aus der Wohnung auszuziehen, weil sie Raum für sich braucht. Zunächst nimmt ihre Familie den Plan nicht ernst, aber als sie tatsächlich den Koffer packt und geht, sind sie fassungslos. Sie finden keine Erklärung für ihren Schritt und fragen sich: Wohin geht sie, wer hat sie verletzt und warum würde man in ihrem Alter noch einen guten Ehemann verlassen, der nicht trinkt, keine Drogen nimmt und sie nicht schlägt?
Der Filmkritiker Bilge Ebri schrieb darüber nach der Festival-Sichtung in der Village Voice:
„My Happy Family is not only the best film of Sundance so far, but it’s likely to be one of the best films of the year.“
Beat Beat Heart, Abschlussfilm von Autorin und Regisseurin Luise Brinkmann an der internationalen filmschule köln, der 2016 bereits auf dem Filmfest München mit dem Förderpreis Deutsches Kino ausgezeichnet wurde, feierte neben 10 weiteren Spiel- und 8 Dokumentarfilmen seine internationale Premiere auf dem diesjährigen Slamdance Festival (laut einer Cannes-Analogie des Branchenblatts Daily Variety das „Quinzaine des Réalisateurs“ von Sundance).
Beat Beat Heart, eine Komödie im Stil des in der amerikanischen Independent-Filmlandschaft etablierten Mumblecore, handelt von der Romantikerin Kerstin, die in Tagträumen über die Rückkehr ihres Ex-Freundes schwelgt. Eines Tages steht plötzlich ihre Mutter Charlotte vor der Tür: Sie hat sich mit Mitte 50 getrennt und will nun in die WG ihrer Tochter einziehen. Charlotte meldet sich – inspiriert von Kerstins Mitbewohnerin Maja – bei einer Dating-App an, um neue Männer kennenzulernen und bringt diese dann auch mit nach Hause. Es wird immer deutlicher, wie unterschiedlich die Frauen mit ihrer Sehnsucht nach Liebe umgehen.
Kaspar Heinrich schrieb auf Zeit Online über den Film: „Sogar der bisher männlich geprägte German Mumblecore, der sich durch kleine Budgets und improvisierte Dialoge auszeichnet, hat mit Luise Brinkmann nun eine neue, weibliche Vertreterin. Ihr Liebesfilm BEAT BEAT HEART entlockt seinen geringen Mitteln den Charme des Unverbrauchten, wie man ihn schon von den Regisseuren Axel Ranisch (Alki Alki) oder Jakob Lass (Love Steaks) kennt.“
Der Film wurde ohne Sender oder Förderung produziert und mit einem Budget von insgesamt 22.000 Euro an 19 Tagen gedreht und ist so eine wahre Indie-Produktion – Mumblecore made in Germany.
Sundance und Slamdance finden jedes Jahr im Januar im amerikanischen Park City, Utah, statt.
Foto: „My Happy Family“ – Ia Shugliashvili in Sundance; © Simon Gross
Kölner Produktionen bei diesjährigem Sundance und Slamdance Festival in Park City, Utah, USA
Sowohl bei der US-amerikanischen Institution für den Independentfilm, dem Sundance Film Festival, das dieses Jahr zum 33. Mal stattfand, als auch bei dem zehn Jahre später gegründeten Slamdance Festival, liefen diesen Januar Kölner Filmproduktionen:
Sundance zeigte den von der Kölner augenschein Filmproduktion koproduzierten My Happy Family im Rahmen der „World Cinema Dramatic Competition“.
Beim Slamdance Festival lief Beat Beat Heart von Regisseurin, Autorin und Produzentin Luise Brinkmann, ihr Abschlussfilm an der ifs – internationale filmschule köln, in der Reihe „Narrative Features“ und feierte dort seine internationale Premiere.
Sundance und Slamdance
Das Sundance-Festival, das ursprünglich U.S. Film Festival hieß und zu Beginn noch in Salt Lake City stattfand, wurde 1980 nach Park City verlegt. Angeblich geschah dies in Reaktion auf den Vorschlag des Regisseurs Sydney Pollack, der überzeugt war, dass ein Filmfestival in einem Ski-Gebiet mitten im Winter ein größeres Publikum anlocken würde. Als der Schauspieler und Regisseur Robert Redford 1981 zum Vorstandsvorsitzenden des Festivals wurde, dessen Non-Profit-Organisation „Sundance Institute“ 1985 das Management übernahm, ging es, nachdem das Festival eine Zeit lang rote Zahlen schrieb, nur noch bergauf. Redfords Name und das renommierte Sundance Institute sorgten für zunehmend große Publicity – mit jedem Jahr kamen mehr Zuschauer, die Preiskategorien wurden erweitert und sowohl in der Filmindustrie als auch in der Presse wuchs die Aufmerksamkeit für das Festival. Mit dem steigenden Interesse von großen US-Studios wurde Sundance immer mehr zu einem finanziellen Sprungbrett für Independent-Projekte – der Gewinn eines Preises bedeutete meist auch einen Vertrag mit einem Verleih – die im Anschluss Box-Office-Erfolge verzeichnen konnten. Ein populäres Beispiel ist Quentin Tarantino, der vom Sundance Institute gefördert und beraten worden war: Sein Film Reservoir Dogs feierte 1992 seine Premiere beim Festival, wurde danach ein großer Erfolg an den Kinokassen und etablierte ihn als einen der wichtigen zeitgenössischen amerikanischen Autorenfilmer. Auch amerikanische Independent-Film-Größen wie Jim Jarmusch, die Coen Brüder und Steven Soderbergh – laut Filmkritiker Roger Ebert der „Poster-Boy der Sundance-Generation“ – verdanken ihren professionellen Durchbruch dem Festival.
Seit der Mitte der 90er erreichen immer mehr außerhalb des Studiosystems produzierte US-Filme, die bei Sundance laufen, ein Mainstream-Publikum und auch das Festival selbst hat sich über die Jahre in ein zunehmend kommerzielles Glamour-Event und Magnet für Paparazzi verwandelt. Die wachsende Größe und Popularität Sundances unter der Hollywoodkino-Prominenz hat dazu geführt, dass Verleiher dort immer weniger Werke von bisher gänzlich unbekannten amerikanischen Filmemachern entdecken können.
Eine weitere Möglichkeit, Indie-Perlen des zeitgenössischen amerikanischen Kinos aufzulesen, ist das zeitgleich zu Sundance und auch in Park City stattfindende Slamdance Festival, auf dem beispielsweise der Horrofilm Paranormal Activity zuerst gezeigt wurde. Ein populäres Beispiel einer kleinen Low-Budget-Produktion, der ein Independentfestival den großen Durchbruch ermöglichte. Der Film war ohne ein berühmtes Gesicht mit 10.000 Dollar produziert worden, wurde nach der Slamdance-Premiere von Paramount gekauft und verdiente dann 193 Millionen Dollar an den Kinokassen weltweit.
Slamdance wurde 1995 in Reaktion auf eine Absage von Sundance gegründet: Ein paar enttäuschte, aber nicht komplett entmutigte Filmemacher taten sich zusammen. Das Festival präsentiert sich als die authentischere Independent-Alternative zu Sundance – von Filmemachern für Filmemacher. Was als rebellischer Akt begann, ist mittlerweile eine wichtige Plattform für den amerikanischen Independentfilm geworden. Bekannte Filmemacher, deren Karrieren dort begannen sind zum Beispiel Christopher Nolan und Lena Dunham.
In Charakter, Profil und Größe unterscheiden sich die zwei Independentfestivals, was sie jedoch eindeutig gemeinsam haben ist ein breites Programm internationaler Produktionen. Die amerikanische Regisseurin Karyn Kusama erzählte vor kurzem, dass Sundance abgesehen von Glamour und Business vor allem ein Ort ist, an dem Spiel- und Dokumentarfilme aus der ganzen Welt gezeigt werden, die man sonst im US-amerikanischen Raum kaum auf der großen Leinwand zu sehen bekäme.
Kölner Produktionen bei Sundance und Slamdance
Sundance zeigte dieses Jahr den Spielfilm My Happy Family (Regie: Nana Ekvtimishvili und Simon Gross), der von der Kölner Firma augenschein koproduziert wurde.
Erzählt wird darin die Geschichte der Literaturlehrerin Manana, die mit Mann, Eltern, zwei erwachsenen Kindern und einem Schwiegersohn in einer Drei-Zimmer-Wohnung im georgischen Tbilisi wohnt. An ihrem 52. Geburtstag überrascht sie ihre Familie mit der Entscheidung, aus der Wohnung auszuziehen, weil sie Raum für sich braucht. Zunächst nimmt ihre Familie den Plan nicht ernst, aber als sie tatsächlich den Koffer packt und geht, sind sie fassungslos. Sie finden keine Erklärung für ihren Schritt und fragen sich: Wohin geht sie, wer hat sie verletzt und warum würde man in ihrem Alter noch einen guten Ehemann verlassen, der nicht trinkt, keine Drogen nimmt und sie nicht schlägt?
Der Filmkritiker Bilge Ebri schrieb darüber nach der Festival-Sichtung in der Village Voice:
„My Happy Family is not only the best film of Sundance so far, but it’s likely to be one of the best films of the year.“
Beat Beat Heart, Abschlussfilm von Autorin und Regisseurin Luise Brinkmann an der internationalen filmschule köln, der 2016 bereits auf dem Filmfest München mit dem Förderpreis Deutsches Kino ausgezeichnet wurde, feierte neben 10 weiteren Spiel- und 8 Dokumentarfilmen seine internationale Premiere auf dem diesjährigen Slamdance Festival (laut einer Cannes-Analogie des Branchenblatts Daily Variety das „Quinzaine des Réalisateurs“ von Sundance).
Beat Beat Heart, eine Komödie im Stil des in der amerikanischen Independent-Filmlandschaft etablierten Mumblecore, handelt von der Romantikerin Kerstin, die in Tagträumen über die Rückkehr ihres Ex-Freundes schwelgt. Eines Tages steht plötzlich ihre Mutter Charlotte vor der Tür: Sie hat sich mit Mitte 50 getrennt und will nun in die WG ihrer Tochter einziehen. Charlotte meldet sich – inspiriert von Kerstins Mitbewohnerin Maja – bei einer Dating-App an, um neue Männer kennenzulernen und bringt diese dann auch mit nach Hause. Es wird immer deutlicher, wie unterschiedlich die Frauen mit ihrer Sehnsucht nach Liebe umgehen.
Kaspar Heinrich schrieb auf Zeit Online über den Film: „Sogar der bisher männlich geprägte German Mumblecore, der sich durch kleine Budgets und improvisierte Dialoge auszeichnet, hat mit Luise Brinkmann nun eine neue, weibliche Vertreterin. Ihr Liebesfilm BEAT BEAT HEART entlockt seinen geringen Mitteln den Charme des Unverbrauchten, wie man ihn schon von den Regisseuren Axel Ranisch (Alki Alki) oder Jakob Lass (Love Steaks) kennt.“
Der Film wurde ohne Sender oder Förderung produziert und mit einem Budget von insgesamt 22.000 Euro an 19 Tagen gedreht und ist so eine wahre Indie-Produktion – Mumblecore made in Germany.
Sundance und Slamdance finden jedes Jahr im Januar im amerikanischen Park City, Utah, statt.
Foto: „My Happy Family“ – Ia Shugliashvili in Sundance; © Simon Gross