Die
diesjährige Ausgabe von VIDEONALE.scope präsentiert eine Auswahl
experimenteller Filme sowie Talks und Performances, die um den
Begriff der politischen Landschaft kreisen. Sie erproben Formen der
Darstellung, in denen Landschaft nicht als passiver Gegenstand
ästhetischer Betrachtung oder Überhöhung erscheint, sondern als
Sensor gesellschafts-politischer Veränderungen und belebter,
umstrittener Raum in der Zeit .
Seit
ihrer Erfindung als künstlerisches Genre diente Landschaft als
Medium, durch das Räume nicht nur abgebildet, sondern ideologisch
angeeignet werden konnten. Landschaft sollte nicht nur ein ästhetisch
verdichtetes Bild von Natur zeigen, sondern einen politischen und
gesellschaftlichen Status quo als Natur projizieren und befestigen:
als zeitlosen, umhegten Raum der friedlichen Koexistenz, einen
fiktionalen Garten, in dem die Spuren des „Fortschritts“, der oft
gewaltsamen Prozesse der Staatenbildung, Industrialisierung und
Kolonisierung, ausgeblendet wurden. Auch der Film hatte, mit seinen
spezifischen darstellerischen Möglichkeiten, hieran seinen Anteil.
Neuere
Landschaftsfilme haben es nicht nur unternommen, diese Spuren
offenzulegen und die politischen und ökonomischen Kräfte zu
benennen, in deren Interesse ihre Naturalisierung betrieben wurde,
sondern auch neue Strategien entwickelt, um Landschaften anders, bzw.
andere Arten von Landschaft, darzustellen: als Feld der Begegnung,
des Widerstreits und der Zusammenarbeit zwischen einer Vielzahl von
Akteur*innen, die gegen die vereinheitlichenden, naturalisierenden
Mythen anarbeiten.
Die
Programme umfassen Filme aus fünf Jahrzehnten, die frühere
Bemühungen um eine technologische „Aufrüstung“ der natürlichen
Welt auf ihre zerstörerische Wirkung, aber auch auf ihr utopisches
Potential für die Gegenwart hin befragen. Sie untersuchen die
Langzeitfolgen von Ressourcengewinnung und Kolonisierung und
verbinden sie mit dem Kampf um indigene Landrechte und
Repräsentation. Andere wiederum intervenieren spielerisch in den
symbolischen Kosmos von Fortschritt und Prosperität, wie ihn
insbesondere die moderne Stadt repräsentierte, oder nehmen das
unbewusste Gendering urbaner und ländlicher Räume kritisch in den
Blick. Damit machen sie jene Kräfte sicht- und hörbar, von denen in
der Erzählung von den Gärten des Fortschritts keine Rede war.
Mit
Beiträgen von u.a. Rheim Alkadhi, Graeme Arnfield, Cynthia Beatt,
Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Corinne & Arthur Cantrill,
Elise Florenty & Marcel Türkowsky, Nancy Holt & Robert
Smithson, Karrabing Film Collective, Martin Kohout, Rolando Peña,
Lisa Rave, Anne Reijniers & Rob Jacobs, Camilo Restrepo, Malena
Szlam.
VIDEONALE.scope #7: Ghosts in the Gardens of Progress
Eine Kurzfilmreihe der Videonale Bonn
Kuratiert von Katrin Mundt
im Filmforum NRW/Museum Ludwig und in der Temporary Gallery, Köln
Das komplette Programm finden Sie ab Anfang Oktober unter www.videonale.org
Foto:
Camilo Restrepo, La impresión de una guerra (Impression of a War),
CO/FR 2015, 26 min, HD
video, courtesy
the artist.
Die diesjährige Ausgabe von VIDEONALE.scope präsentiert eine Auswahl experimenteller Filme sowie Talks und Performances, die um den Begriff der politischen Landschaft kreisen. Sie erproben Formen der Darstellung, in denen Landschaft nicht als passiver Gegenstand ästhetischer Betrachtung oder Überhöhung erscheint, sondern als Sensor gesellschafts-politischer Veränderungen und belebter, umstrittener Raum in der Zeit .
Seit ihrer Erfindung als künstlerisches Genre diente Landschaft als Medium, durch das Räume nicht nur abgebildet, sondern ideologisch angeeignet werden konnten. Landschaft sollte nicht nur ein ästhetisch verdichtetes Bild von Natur zeigen, sondern einen politischen und gesellschaftlichen Status quo als Natur projizieren und befestigen: als zeitlosen, umhegten Raum der friedlichen Koexistenz, einen fiktionalen Garten, in dem die Spuren des „Fortschritts“, der oft gewaltsamen Prozesse der Staatenbildung, Industrialisierung und Kolonisierung, ausgeblendet wurden. Auch der Film hatte, mit seinen spezifischen darstellerischen Möglichkeiten, hieran seinen Anteil.
Neuere Landschaftsfilme haben es nicht nur unternommen, diese Spuren offenzulegen und die politischen und ökonomischen Kräfte zu benennen, in deren Interesse ihre Naturalisierung betrieben wurde, sondern auch neue Strategien entwickelt, um Landschaften anders, bzw. andere Arten von Landschaft, darzustellen: als Feld der Begegnung, des Widerstreits und der Zusammenarbeit zwischen einer Vielzahl von Akteur*innen, die gegen die vereinheitlichenden, naturalisierenden Mythen anarbeiten.
Die Programme umfassen Filme aus fünf Jahrzehnten, die frühere Bemühungen um eine technologische „Aufrüstung“ der natürlichen Welt auf ihre zerstörerische Wirkung, aber auch auf ihr utopisches Potential für die Gegenwart hin befragen. Sie untersuchen die Langzeitfolgen von Ressourcengewinnung und Kolonisierung und verbinden sie mit dem Kampf um indigene Landrechte und Repräsentation. Andere wiederum intervenieren spielerisch in den symbolischen Kosmos von Fortschritt und Prosperität, wie ihn insbesondere die moderne Stadt repräsentierte, oder nehmen das unbewusste Gendering urbaner und ländlicher Räume kritisch in den Blick. Damit machen sie jene Kräfte sicht- und hörbar, von denen in der Erzählung von den Gärten des Fortschritts keine Rede war.
Mit Beiträgen von u.a. Rheim Alkadhi, Graeme Arnfield, Cynthia Beatt, Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, Corinne & Arthur Cantrill, Elise Florenty & Marcel Türkowsky, Nancy Holt & Robert Smithson, Karrabing Film Collective, Martin Kohout, Rolando Peña, Lisa Rave, Anne Reijniers & Rob Jacobs, Camilo Restrepo, Malena Szlam.
VIDEONALE.scope #7: Ghosts in the Gardens of Progress
Eine Kurzfilmreihe der Videonale Bonn
Kuratiert von Katrin Mundt
im Filmforum NRW/Museum Ludwig und in der Temporary Gallery, Köln
Das komplette Programm finden Sie ab Anfang Oktober unter www.videonale.org
Foto: Camilo Restrepo, La impresión de una guerra (Impression of a War), CO/FR 2015, 26 min, HD video, courtesy the artist.