Allgemein Filmszene Aktuell

Ein Kurzfilmprogramm zum Thema ‘Liebe’

Am 11. Dezember veranstaltet die Filmreihe Köln in den Lichtspielen Kalk erneut ein Kurzfilmprogramm. Zum zwölften Mal seit Gründung der Reihe im Jahr 2010 widmet sie sich einem übergeordneten Thema, wonach das Filmprogramm ausgerichtet wird. In diesem Jahr heißt das Thema ‚Liebe‘, welches in 12 Kurzfilmen, Musikvideos und medienkünstlerischen Konstruktionen aus verschiedenen Dekaden und Denkpositionen dargestellt ist.

Was ist Liebe … ?

Als erste, wohlgemerkt naive Assoziation, aber notwendig, um den Bogen der Möglichkeiten des Begriffsverwendung zu spannen, kommt der seit 2005 installierte Schriftzug ‚Liebe deine Stadt‘ an der Nord-Süd-Fahrt am Offenbachplatz in den Sinn, der weniger ein Gefühl beschreibt und viel eher als Aufforderung Typ ‚Be Happy‘ mahnend über dem Gebäude prangert – weitere Interpretationen offen! Es kommt folglich die Frage auf, wovon wir eigentlich reden, wenn wir von Liebe reden.

Anders als der Schriftzug widmet sich das Programm dem Seelenzustand Liebe als etwas weniger zu Ende gedacht und mehr zum Hinterfragen aus Queer feministischer Perspektive. Dabei thematisieren die gezeigten Werke Fragen, wie zum Beispiel die Funktion von Liebe, dem gesellschaftlichem Bild dieser, einer ‚Normliebe‘ und wieso Liebe und Lieben politisch ist. Im Mittelpunkt der gezeigten Filme und Kunstwerke steht die Auseinandersetzung damit, welche Formen (romantische) Liebe ermöglichen kann gegenübergestellt dem, was vielleicht ausgeschlossen wird, frei dem Titel von Fiona Apples Lied „Not About Love“ folgend, was beispielsweise eines der gezeigten Musikvideos in diesem Jahr ist.

Und deshalb ist auch die die Entstehungsgeschichte hinter der Filmreihe so zentral, die sich Zeit ihres Bestehens durchaus auch mit einer Form von Liebe beschäftigt hat. Für die drei Kurator:innen Lisa Bosbach, Dominik Bühler und Corinna Kühn war auch in diesem Jahr klar, dass es um die Liebe zum Medium, zum Kuratieren und Gestalten, dem Vernetzen von Menschen über Dialoge und dem Zerrütten von Räumen und Denkmustern geht. Aus Liebe zu einer Filmreihe als Gegenentwurf, die für alle Menschen offen ist und Austausch untereinander bezwecken möchte.  Die Anfänge der Filmreihe Köln machte dabei ein Uniseminar.

Und was ist eigentlich die Filmreihe Köln?

Wir bewegen uns 14 Jahre zurück, als die Filmreihe Köln 2010 am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln entstanden ist. Damals noch in leicht anderer Besetzung, initiierten die Kommiliton:innen Jee-Hae Kim, Corinna Kühn, Lars Fleischmann und Julia Sprügel ein Kurzfilmprogramm mit dem Thema Performancekünste im filmischen Medium. Angeschlossen an ein Seminar zur Performancekunst und mit Unterstützung der Fachschaft Kunstgeschichte sowie der Dozentin Prof. Dr. Lilian Haberer und dem Kulturamt der Stadt Köln fand die erste Filmreihe im Filmclub 813 statt.

„Adele 1“ (2011) von Kurdwin Ayub, Foto: Sixpackfilm

Schon damals, wie auch in den weiteren Jahren seit Bestehen der Filmreihe, war es den Kurator:innen ein Anliegen, den Begriff ‚Film‘ zu weiten und Film nicht bloß im Raum des Kinos zu verorten und das bewegte Bild (auch) anders zu denken. So generierte die Filmreihe Raum für Installationen, Performancekünste und Ausstellungen inmitten eines filmischen Programmes und konzipierte im Folgejahr eine Performance der schwedischen Künstlerin Miriam Bäckström zum Thema ‚Das Interview als künstlerische Praxis‘. 2014 im Rahmen der Filmreihe ‚Struktur im Film und Film als Struktur‘ kam folglich auch die Temporary Gallery als Veranstaltungsort dazu.

Gleich im zweiten Jahr wuchs die Zahl der Kuratierenden auf zehn, wodurch das Programm auf vier Abende geteilt wurde. Außerdem brachten die Jahre neben der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW und der MedienStiftung Kultur und Kooperationen mit Köln im Film und er KHM Köln auch weitere Veranstaltungsorte dazu wie das Filmhauskino Köln, die Filmpalette, das Filmforum NRW und die Lichtspiele Kalk.

Im Gespräch mit Corinna und Lisa erzählen die beiden auch von der Nutzung verschiedener Medien über die Jahre der Filmreihe. So gab es neben DVD und VHS auch 35- und 16mm und DCP-Projektionen. Das sehr aufwendige Auswahlverfahren der Themen, die konsequent das Programm vorgeben, erfolgt immer in Absprache in der Gruppe, was auch zur Folge haben kann, dass etwaige Lieblinge dem gemeinsamen (!) Kompromiss untergeordnet werden. In den Anfängen noch deutlich stärker kunsthistorisch und wissenschaftlich geprägt, also dem Kuratieren von bekanntem und in eigenen Worten auch als ein „learning by doing“, betreibt das Team Archiv- und Verleihrecherche vor den vielen Sichtungen für den Programmfeinschliff.

TAKO TSUBO (2024) von Fanny Sorgo und Eva Pedroza, Foto: Berlinale

Konventionen hinterfragen

Als weiteres Spezifikum der Filmreihe Köln fällt auf, dass sich Themen oftmals aus dem jeweiligen Vorjahresthema zusammensetzen, was so im Vorhinein nie geplant oder konzeptioniert ist. Viel eher geschieht dies aufgrund von Anschlussgesprächen, Denkanstößen und allgemeinen Lebensrealitäten der Kurator:innen. Ein Rückblick auf die Themen der letzten drei Jahre zeigt diesen Weg mit ‚Utopien‘ (2021), ‚Zukunft, Solidarität & Widerstand‘ 2022 und ‚Elternschaft‘ 2023. Letzteres bot im letzten Jahr auch ein Novum für die Reihe, da es zum ersten Mal ein Kinderprogramm als Teil der Reihe gab.

Die Entschiedenheit Konventionen zu hinterfragen und die (Sub-)Kulturszene so zu unterstützen und gewiss auch herauszufordern, zeichnen die Filmreihe Köln aus. Und dies sei nochmal gesagt, geschah es in den letzten Jahren in einem sehr kleinen Team neben Alltag, Berufs- und Familienleben aus Zuneigung für die Filmreihe und das Schaffen von Raum für Diskursen und einem runden Filmabend voll von neuen Perspektiven. Es wird also spannend, am kommenden Mittwoch, in den Lichtspielen Kalk.  

Jonas Neldner

Alle weiteren Infos zum vollständigen Programm, Tickets und Veranstaltungsort gibt es unter www.filmreihe-koeln.de oder bei www.lichtspiele-kalk.de/programm.

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