Zum 80. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder widmet der Filmclub 813 einem der einflussreichsten deutschen Regisseur der Nachkriegszeit eine ungewöhnliche Retrospektive – ohne einen einzigen klassischen Fassbinder-Film zu zeigen. Stattdessen stehen die Werke seiner Weggefährten im Mittelpunkt, jener Künstlerinnen und Künstler, die er selbst als seinen „Clan“ bezeichnete. Titel der Reihe: „Macht doch einmal selber was!“ – Abspaltungen des Fassbinder-Clans.
Der Clan als künstlerisches Biotop
Fassbinder war ein Ausnahmetalent, aber kein Einzelgänger. Sein filmisches Schaffen entwickelte sich in einem festen sozialen und kreativen Gefüge, das aus Schauspieler:innen, Produzent:innen und Mitautor:innen bestand. Viele von ihnen wagten Ausflüge in die eigene Regie – oft unterstützt, manchmal argwöhnisch beobachtet von Fassbinder selbst. Die Filmreihe nimmt diese selten gezeigten Werke in den Blick, viele davon als seltene 35mm-Archivkopien – ein cinephiler Schatz für Fassbinder-Fans und Neuentdecker:innen gleichermaßen.
Zwischen Dada, Melodram und Exploitation
Das Spektrum der gezeigten Filme ist so vielfältig wie der Clan selbst: Michael Fenglers „WEG VOM FENSTER“ zeigt sozialen Realismus ohne Schnörkel, während Peer Rabens dadaistisches „HEUTE SPIELEN WIR DEN BOSS – WO GEHT’S DENN HIER ZUM FILM?“ das deutsche Kino auf links dreht. Mit „DIE INSEL DER BLUTIGEN PLANTAGE“ von Kurt Raab und Peter Kern gleitet die Reihe ins Exploitation-Fach – ein überraschender, aber konsequenter Schritt in einem Œuvre, das nie Berührungsängste kannte.
Andere Beiträge wie Christian Hohoffs „SPIEL DER VERLIERER“ huldigen offen dem Fassbinder-Stil – kleinbürgerliches Elend, stilisiert zur filmischen Tragödie. Ulli Lommels „HAYTABO“, ein improvisierter Sci-Fi-Film, wartet sogar mit einem Schauspielauftritt von Fassbinder selbst auf – Seite an Seite mit Uschi Obermaier und Rainer Langhans.
Die doppelte Rolle Fassbinders
Der Auftaktfilm der Reihe, „WARUM LÄUFT HERR R. AMOK?“, steht sinnbildlich für das ambivalente Verhältnis Fassbinders zu den Abspaltungen seines Clans. Offiziell Co-Regie, inoffiziell größtenteils Michael Fenglers Werk, ließ Fassbinder den Film unter seinem Namen laufen – nur um ihn später als „ekelhaft“ zu bezeichnen. Ein Widerspruch, der vieles über sein Verhältnis zu Autorenschaft und Kontrolle erzählt.
Programmübersicht
- 1.6.2025: WARUM LÄUFT HERR R. AMOK? – Fengler/Fassbinder
- 5.6.2025: HAYTABO – Ulli Lommel
- 12.6.2025: HEUTE SPIELEN WIR DEN BOSS… – Peer Raben
- 15.6.2025: SPIEL DER VERLIERER – Christian Hohoff
- 22.6.2025: WEG VOM FENSTER – Michael Fengler
- 28.6.2025: DIE INSEL DER BLUTIGEN PLANTAGE – Kurt Raab/Peter Kern
Eine Einladung zum Neudenken
Mit dieser Auswahl lädt der Filmclub 813 nicht nur dazu ein, Fassbinders Einfluss in neuen Kontexten zu entdecken, sondern auch zu hinterfragen, wo seine Autorschaft endet – und wo das kreative Potenzial seiner Mitstreiter beginnt. Eine Hommage, die ganz im Geiste ihres Protagonisten steht: radikal, widersprüchlich, mutig.
Mehr Infos unter: www.filmclub-813.de
Zum 80. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder widmet der Filmclub 813 einem der einflussreichsten deutschen Regisseur der Nachkriegszeit eine ungewöhnliche Retrospektive – ohne einen einzigen klassischen Fassbinder-Film zu zeigen. Stattdessen stehen die Werke seiner Weggefährten im Mittelpunkt, jener Künstlerinnen und Künstler, die er selbst als seinen „Clan“ bezeichnete. Titel der Reihe: „Macht doch einmal selber was!“ – Abspaltungen des Fassbinder-Clans.
Der Clan als künstlerisches Biotop
Fassbinder war ein Ausnahmetalent, aber kein Einzelgänger. Sein filmisches Schaffen entwickelte sich in einem festen sozialen und kreativen Gefüge, das aus Schauspieler:innen, Produzent:innen und Mitautor:innen bestand. Viele von ihnen wagten Ausflüge in die eigene Regie – oft unterstützt, manchmal argwöhnisch beobachtet von Fassbinder selbst. Die Filmreihe nimmt diese selten gezeigten Werke in den Blick, viele davon als seltene 35mm-Archivkopien – ein cinephiler Schatz für Fassbinder-Fans und Neuentdecker:innen gleichermaßen.
Zwischen Dada, Melodram und Exploitation
Das Spektrum der gezeigten Filme ist so vielfältig wie der Clan selbst: Michael Fenglers „WEG VOM FENSTER“ zeigt sozialen Realismus ohne Schnörkel, während Peer Rabens dadaistisches „HEUTE SPIELEN WIR DEN BOSS – WO GEHT’S DENN HIER ZUM FILM?“ das deutsche Kino auf links dreht. Mit „DIE INSEL DER BLUTIGEN PLANTAGE“ von Kurt Raab und Peter Kern gleitet die Reihe ins Exploitation-Fach – ein überraschender, aber konsequenter Schritt in einem Œuvre, das nie Berührungsängste kannte.
Andere Beiträge wie Christian Hohoffs „SPIEL DER VERLIERER“ huldigen offen dem Fassbinder-Stil – kleinbürgerliches Elend, stilisiert zur filmischen Tragödie. Ulli Lommels „HAYTABO“, ein improvisierter Sci-Fi-Film, wartet sogar mit einem Schauspielauftritt von Fassbinder selbst auf – Seite an Seite mit Uschi Obermaier und Rainer Langhans.
Die doppelte Rolle Fassbinders
Der Auftaktfilm der Reihe, „WARUM LÄUFT HERR R. AMOK?“, steht sinnbildlich für das ambivalente Verhältnis Fassbinders zu den Abspaltungen seines Clans. Offiziell Co-Regie, inoffiziell größtenteils Michael Fenglers Werk, ließ Fassbinder den Film unter seinem Namen laufen – nur um ihn später als „ekelhaft“ zu bezeichnen. Ein Widerspruch, der vieles über sein Verhältnis zu Autorenschaft und Kontrolle erzählt.
Programmübersicht
Eine Einladung zum Neudenken
Mit dieser Auswahl lädt der Filmclub 813 nicht nur dazu ein, Fassbinders Einfluss in neuen Kontexten zu entdecken, sondern auch zu hinterfragen, wo seine Autorschaft endet – und wo das kreative Potenzial seiner Mitstreiter beginnt. Eine Hommage, die ganz im Geiste ihres Protagonisten steht: radikal, widersprüchlich, mutig.
Mehr Infos unter: www.filmclub-813.de