Im Festivalherbst unternimmt das Fantasyfilmfest seine Weltreise durchs Genrekino. Sci-Fi-Spektakel aus Südkorea treffen auf Geisterfilme aus Schweden, japanische Mindgame-Thriller auf surreale französische Komödien, während das US-Genrekino klassische Stoffe neu interpretiert oder direkt remaket.
Von Nils Bothmann.
Seit fast vier Jahrzehnten gibt es das Fantasy Filmfest bereits, dieses Jahr steht die 39. Ausgabe an. Was als lokales Genre-Filmfestival in Hamburg begann, ist mittlerweile eine deutschlandweite Marke mit den Ablegern Fantasy Filmfest Nights und Fantasy Filmfest White Nights. Köln ist seit 1992 Festivalstadt. Dieses Jahr findet die Hauptausgabe von Mittwoch, den 17. September, bis Mittwoch, den 24. September, in der Residenz Astor Filmlounge statt.
Mit dem Eröffnungsfilm Good Boy (2025) kommt der Horrorfilm auf den Hund. Nicht qualitativ, sondern in Sachen Erzählperspektive, denn das filmische Experiment ist aus der Sicht eines Vierbeiners erzählt. Der zieht mit seinem Herrchen in ein ominöses Haus ein, eine jener unseligen Erbschaften im Horrorfilm, wo das Tier bald das Böse spürt. Der fellige Hauptdarsteller Indy heißt nicht nur wie seine Rolle, sondern ist auch das Haustier von Regisseur Ben Leonberg (Mittwoch, 17. September, 19.30 Uhr). Neben Eröffnungs- und Abschlussfilm jeder Ausgabe ist auch das so bezeichnete Centerpiece stets mit Bedacht gewählt. Dieses Jahr ist es Exit 8 (2025), ein japanischer Mindgame-Thriller. Apropos Game: Das Ganze basiert auch auf einem Indie-Videospiel. In der Adaption von Genki Kawamura steckt der Protagonist in einem immergleichen Labyrinth aus den Tunneln einer U-Bahn-Station fest, eine ewige Schleife, aus der es den Ausgang zu finden gilt (Sonntag, 21. September, 19.45 Uhr).
Omniscient Reader: The Prophecy (Copyright: capelight pictures)
Der Abschlussfilm Hi-Five (2025) stammt aus Südkorea und will dem Superheldengenre eine Frischzellenkur verpassen. Darin stellen fünf Empfänger von Organspenden fest, dass sie durch die Prozedur Superkräfte erhalten haben und schließlich zu einem Team zusammen, eine Art Avengers oder Justice League der vom eigenen Schicksal überraschten Normalos. Natürlich taucht ein Gegenspieler mit finsterem Plan auf, untermalt ist das Ganze von Rock- und Pop-Klassikern aus der westlichen Hemisphäre (Mittwoch, 24. September, 21 Uhr). Ebenfalls aus Südkorea kommt Omniscient Reader: The Prophecy (2025), dessen Trailer wie eine Mischung aus Ready Player One (2018) und Squid Game (2021-2025) anmutet: Der einzige Leser eines Web-Romans erlebt, wie dieser zur Wirklichkeit wird, in der Menschen vor teilweise morbide anmutende Aufgaben gestellt werden, während sich Monster erheben und die Heroen angreifen (Mittwoch, 17. September, 21.45 Uhr).
Zwei US-Filme verlagern hingegen klassische Genreplots ins Jugendmilieu. Sweetness (2025) von Regisseurin und Drehbuchautorin Emma Higgings etwa lässt sich als Teenie-Variante der Stephen-King-Verfilmung Misery (1990) beschreiben: Ein Promi baut einen Autounfall und endet infolgedessen in den Klauen eines fanatischen weiblichen Fans, der es auf pervertierte Art gut meint. In diesem Fall ist es die 16-jährige Rylee, die vom zugedröhnten Sänger ihrer Lieblingsband angefahren wird und diesen anschließend zwecks kalten Entzugs in einem leerstehenden Haus gefangen hält (Montag, 22. September, 17 Uhr). Slanted (2025) hingegen greift Body-Horror-Topoi von David Cronenberg bis The Substance (2024) auf und verlegt sie ins Highschool-Milieu. Die chinesischstämmige Protagonistin von Amy Wangs Satire will Prom Queen an ihrer Schule in den USA werden, kämpft mit westlichen, Social-Media-geprägten Schönheitsidealen und lässt sich mit einer Firma ein, deren radikale Körpertransformation sie ans Ziel bringen soll (Freitag, 19. September, 17.15 Uhr).
Deathstalker (Copyright: Lighthouse Home Entertainment)
Zwei Low-Budget-Klassiker des Eighties-Genrekinos erfahren Remakes, die ebenfalls im Programm laufen. The Toxic Avenger (2023) legt den gleichnamigen Trash-Kultklassiker von 1984 aus der Troma-Schmiede neu auf – mit Hollywoodbesetzung. Dieses Mal gibt Peter Dinklage die Reinigungskraft, die nach einem Bad in Giftmüll zum (Anti-)Superhelden wird, der dem Verbrechen die Stirn bietet und Schurken mit dem Mopp die Kauleiste wegfräst. Kevin Bacon gibt den Oberbösewicht, Elijah Wood dessen fiesen Vollstrecker, während Regisseur Macon Blair den Billigcharme des Originals beibehält (Donnerstag, 18. September, 19.45 Uhr). Deathstalker (2025) hingegen remaket das Conan-Rip-Off aus der Roger-Corman-Schmiede von 1983, hier unter der Regie von Steven Kostanski, dessen Psycho Goreman (2020) auf dem Fantasy Filmfest 2020 lief. Das verspricht ordentlich Hackepeter für die Neuauflage, in der B-Actionstar Daniel Bernhardt den titelgebenden Barbarenkämpfer gibt. Während die Sword-and-Sorcery-Fantasy der 1980er viele Rock- und Metalbands inspirierte, ist Slash von Guns’n Roses bei der Neuauflage als Produzent und Titelsonglieferant an Bord (Mittwoch, 24. September, 18.45 Uhr).
Wer es dagegen eher lustig mag, der kann sich wiederum auf die schwarze Komödie Code 3 (2024) freuen. Darin gibt Super– und The Office-Star Rainn Wilson einen Rettungssanitäter, der als Partner ebenso schwer auszuhalten ist wie die Arbeitsbedingungen im kaputtgesparten Gesundheitssystem. Quasi die offen komödiantische Variante von Martin Scorseses unterschätztem Bringing Out the Dead (1999), in dem sich Nicolas Cage und Co. mit den Absurditäten im Alltag als Krankenwagenfahrer herumschlugen (Dienstag, 23. September, 19.30 Uhr). Kaum aus dem FFF-Programm wegzudenken scheint Quentin Dupieux. Nach Daaaaaali! (Fantasy Filmfest White Nights 2024), Smoking Causes Coughing (Fantasy Filmfest Nights 2023), Incredible But True (Fantasy Filmfest Nights 2022) und Mandibles (Fantasy Filmfest 2020) ist die nächste surreale Komödie des französischen Filmemachers im FFF-Programm zu sehen: In The Piano Accident (2025) gibt Indie-Star Adèle Exarchopoulos eine eigenwillige Influencerin mit dem Nicknamen Megajugs, die für verstörenden Content verantwortlich zeichnet. Doch wie so oft bei Dupieux ist die Welt rund um die Protagonistin mindestens ebenso schräge wie sie selbst (Samstag, 20. September, 19.30 Uhr).
Slanted (Copyright: Mountain Top Pictures)
Zwei Filme im Programm teilen sich sogar das Produktionsjahr und den internationalen Verleihtitel: The Home. Den US-Beitrag verantwortet The Purge-Mastermind James DeMonaco, der SNL-Komiker Pete Davidson als unfreiwilligen Sozialstunden-Ableister in ein Altenheim schickt, in dem es blutige Weise nicht mit rechten Dingen zugeht (Freitag, 19. September, 13 Uhr). Im schwedischen Film, Originaltitel Hemmet, kehrt der Protagonist nach einer Nahtoderfahrung seiner Mutter in sein Elternhaus zurück, muss aber erkennen, dass die alte Dame nun die dunkelsten Geheimnisse ihrer Mitmenschen kennt. Nach Freuds Definition des Unheimlichen entsteht dieses Gefühl dann, wenn das Verborgene und das Heimelige (also beide Definitionen von „heimlich“) zusammenkommen, so auch in diesem Geisterfilm (Samstag, 20. September, 17.15 Uhr).
Zum weiteren Programm gehören der Anime-Klassiker Angel’s Egg (1985) in einer neuen 4K-Restauration (Sonntag, 21. September, 13.15 Uhr), der Thriller Bone Lake (2024) über erotische Obsessionen (Montag, 22. September, 19.15 Uhr) und das indische Actionspektakel Marco (2024) über einen blutigen Rachefeldzug (Samstag, 20. September, 21.30 Uhr). Außerdem wird dieses Jahr mehr Fokus auf den Kurzfilm gelegt, über das traditionelle Kurzfilmprogramm „Get Shorty“ (Sonntag, 21. September, 15 Uhr) hinaus: In anderen Festivalstädten gibt es weitere entsprechenden Programmpunkte mit lokalen Festivals und Filmhochschulen, in allen Städten (also auch Köln) gibt es mehrere Vorfilme, die im Festivalkatalog und auf der FFF-Webseite gesondert hervorgehoben werden.
Im Festivalherbst unternimmt das Fantasyfilmfest seine Weltreise durchs Genrekino. Sci-Fi-Spektakel aus Südkorea treffen auf Geisterfilme aus Schweden, japanische Mindgame-Thriller auf surreale französische Komödien, während das US-Genrekino klassische Stoffe neu interpretiert oder direkt remaket.
Von Nils Bothmann.
Seit fast vier Jahrzehnten gibt es das Fantasy Filmfest bereits, dieses Jahr steht die 39. Ausgabe an. Was als lokales Genre-Filmfestival in Hamburg begann, ist mittlerweile eine deutschlandweite Marke mit den Ablegern Fantasy Filmfest Nights und Fantasy Filmfest White Nights. Köln ist seit 1992 Festivalstadt. Dieses Jahr findet die Hauptausgabe von Mittwoch, den 17. September, bis Mittwoch, den 24. September, in der Residenz Astor Filmlounge statt.
Mit dem Eröffnungsfilm Good Boy (2025) kommt der Horrorfilm auf den Hund. Nicht qualitativ, sondern in Sachen Erzählperspektive, denn das filmische Experiment ist aus der Sicht eines Vierbeiners erzählt. Der zieht mit seinem Herrchen in ein ominöses Haus ein, eine jener unseligen Erbschaften im Horrorfilm, wo das Tier bald das Böse spürt. Der fellige Hauptdarsteller Indy heißt nicht nur wie seine Rolle, sondern ist auch das Haustier von Regisseur Ben Leonberg (Mittwoch, 17. September, 19.30 Uhr). Neben Eröffnungs- und Abschlussfilm jeder Ausgabe ist auch das so bezeichnete Centerpiece stets mit Bedacht gewählt. Dieses Jahr ist es Exit 8 (2025), ein japanischer Mindgame-Thriller. Apropos Game: Das Ganze basiert auch auf einem Indie-Videospiel. In der Adaption von Genki Kawamura steckt der Protagonist in einem immergleichen Labyrinth aus den Tunneln einer U-Bahn-Station fest, eine ewige Schleife, aus der es den Ausgang zu finden gilt (Sonntag, 21. September, 19.45 Uhr).
Der Abschlussfilm Hi-Five (2025) stammt aus Südkorea und will dem Superheldengenre eine Frischzellenkur verpassen. Darin stellen fünf Empfänger von Organspenden fest, dass sie durch die Prozedur Superkräfte erhalten haben und schließlich zu einem Team zusammen, eine Art Avengers oder Justice League der vom eigenen Schicksal überraschten Normalos. Natürlich taucht ein Gegenspieler mit finsterem Plan auf, untermalt ist das Ganze von Rock- und Pop-Klassikern aus der westlichen Hemisphäre (Mittwoch, 24. September, 21 Uhr). Ebenfalls aus Südkorea kommt Omniscient Reader: The Prophecy (2025), dessen Trailer wie eine Mischung aus Ready Player One (2018) und Squid Game (2021-2025) anmutet: Der einzige Leser eines Web-Romans erlebt, wie dieser zur Wirklichkeit wird, in der Menschen vor teilweise morbide anmutende Aufgaben gestellt werden, während sich Monster erheben und die Heroen angreifen (Mittwoch, 17. September, 21.45 Uhr).
Zwei US-Filme verlagern hingegen klassische Genreplots ins Jugendmilieu. Sweetness (2025) von Regisseurin und Drehbuchautorin Emma Higgings etwa lässt sich als Teenie-Variante der Stephen-King-Verfilmung Misery (1990) beschreiben: Ein Promi baut einen Autounfall und endet infolgedessen in den Klauen eines fanatischen weiblichen Fans, der es auf pervertierte Art gut meint. In diesem Fall ist es die 16-jährige Rylee, die vom zugedröhnten Sänger ihrer Lieblingsband angefahren wird und diesen anschließend zwecks kalten Entzugs in einem leerstehenden Haus gefangen hält (Montag, 22. September, 17 Uhr). Slanted (2025) hingegen greift Body-Horror-Topoi von David Cronenberg bis The Substance (2024) auf und verlegt sie ins Highschool-Milieu. Die chinesischstämmige Protagonistin von Amy Wangs Satire will Prom Queen an ihrer Schule in den USA werden, kämpft mit westlichen, Social-Media-geprägten Schönheitsidealen und lässt sich mit einer Firma ein, deren radikale Körpertransformation sie ans Ziel bringen soll (Freitag, 19. September, 17.15 Uhr).
Zwei Low-Budget-Klassiker des Eighties-Genrekinos erfahren Remakes, die ebenfalls im Programm laufen. The Toxic Avenger (2023) legt den gleichnamigen Trash-Kultklassiker von 1984 aus der Troma-Schmiede neu auf – mit Hollywoodbesetzung. Dieses Mal gibt Peter Dinklage die Reinigungskraft, die nach einem Bad in Giftmüll zum (Anti-)Superhelden wird, der dem Verbrechen die Stirn bietet und Schurken mit dem Mopp die Kauleiste wegfräst. Kevin Bacon gibt den Oberbösewicht, Elijah Wood dessen fiesen Vollstrecker, während Regisseur Macon Blair den Billigcharme des Originals beibehält (Donnerstag, 18. September, 19.45 Uhr). Deathstalker (2025) hingegen remaket das Conan-Rip-Off aus der Roger-Corman-Schmiede von 1983, hier unter der Regie von Steven Kostanski, dessen Psycho Goreman (2020) auf dem Fantasy Filmfest 2020 lief. Das verspricht ordentlich Hackepeter für die Neuauflage, in der B-Actionstar Daniel Bernhardt den titelgebenden Barbarenkämpfer gibt. Während die Sword-and-Sorcery-Fantasy der 1980er viele Rock- und Metalbands inspirierte, ist Slash von Guns’n Roses bei der Neuauflage als Produzent und Titelsonglieferant an Bord (Mittwoch, 24. September, 18.45 Uhr).
Wer es dagegen eher lustig mag, der kann sich wiederum auf die schwarze Komödie Code 3 (2024) freuen. Darin gibt Super– und The Office-Star Rainn Wilson einen Rettungssanitäter, der als Partner ebenso schwer auszuhalten ist wie die Arbeitsbedingungen im kaputtgesparten Gesundheitssystem. Quasi die offen komödiantische Variante von Martin Scorseses unterschätztem Bringing Out the Dead (1999), in dem sich Nicolas Cage und Co. mit den Absurditäten im Alltag als Krankenwagenfahrer herumschlugen (Dienstag, 23. September, 19.30 Uhr). Kaum aus dem FFF-Programm wegzudenken scheint Quentin Dupieux. Nach Daaaaaali! (Fantasy Filmfest White Nights 2024), Smoking Causes Coughing (Fantasy Filmfest Nights 2023), Incredible But True (Fantasy Filmfest Nights 2022) und Mandibles (Fantasy Filmfest 2020) ist die nächste surreale Komödie des französischen Filmemachers im FFF-Programm zu sehen: In The Piano Accident (2025) gibt Indie-Star Adèle Exarchopoulos eine eigenwillige Influencerin mit dem Nicknamen Megajugs, die für verstörenden Content verantwortlich zeichnet. Doch wie so oft bei Dupieux ist die Welt rund um die Protagonistin mindestens ebenso schräge wie sie selbst (Samstag, 20. September, 19.30 Uhr).
Zwei Filme im Programm teilen sich sogar das Produktionsjahr und den internationalen Verleihtitel: The Home. Den US-Beitrag verantwortet The Purge-Mastermind James DeMonaco, der SNL-Komiker Pete Davidson als unfreiwilligen Sozialstunden-Ableister in ein Altenheim schickt, in dem es blutige Weise nicht mit rechten Dingen zugeht (Freitag, 19. September, 13 Uhr). Im schwedischen Film, Originaltitel Hemmet, kehrt der Protagonist nach einer Nahtoderfahrung seiner Mutter in sein Elternhaus zurück, muss aber erkennen, dass die alte Dame nun die dunkelsten Geheimnisse ihrer Mitmenschen kennt. Nach Freuds Definition des Unheimlichen entsteht dieses Gefühl dann, wenn das Verborgene und das Heimelige (also beide Definitionen von „heimlich“) zusammenkommen, so auch in diesem Geisterfilm (Samstag, 20. September, 17.15 Uhr).
Zum weiteren Programm gehören der Anime-Klassiker Angel’s Egg (1985) in einer neuen 4K-Restauration (Sonntag, 21. September, 13.15 Uhr), der Thriller Bone Lake (2024) über erotische Obsessionen (Montag, 22. September, 19.15 Uhr) und das indische Actionspektakel Marco (2024) über einen blutigen Rachefeldzug (Samstag, 20. September, 21.30 Uhr). Außerdem wird dieses Jahr mehr Fokus auf den Kurzfilm gelegt, über das traditionelle Kurzfilmprogramm „Get Shorty“ (Sonntag, 21. September, 15 Uhr) hinaus: In anderen Festivalstädten gibt es weitere entsprechenden Programmpunkte mit lokalen Festivals und Filmhochschulen, in allen Städten (also auch Köln) gibt es mehrere Vorfilme, die im Festivalkatalog und auf der FFF-Webseite gesondert hervorgehoben werden.
Alle Infos zum Programm und zum Ticketerwerb gibt es auf der Homepage des Fantasy Filmfest.
Titelbild: Exit 8 (Copyright: Plaion Pictures)