Umzüge mit Signalwirkung. Die Film- und Medienstiftung NRW hat ihr neues Zuhause am Kölner Bahnhofsvorplatz bezogen – mit Aussicht auf den Dom und kürzeren Wegen für die heimische Produzentenszene. Doch während in Köln Housewarming gefeiert wird, verliert die Stadt zugleich gleich drei wichtige Branchenevents an Hamburg.
Von Frank Olbert.
Wenn es um die Wahl ihres Domizils geht, zieht es die Film- und Medienstiftung NRW an Stätten der mobilen Infrastruktur. Seit ihrer Gründung Anfang der 1990er-Jahre residierte sie in der Kaistraße am Düsseldorfer Medienhafen – bereits im Dezember 2024 siedelte sie um an den Kölner Bahnhofsvorplatz, wo sie die 5. Etage im Deichmannhaus bezog, das auch den Buchverlag Kiepenheuer & Witsch beherbergt. Mit etwas Verspätung wurde nun House Warming Party gefeiert, zu deren Anlass der Geschäftsführer Walid Nakschbandi erneut gelobte, er wolle ein Dienstleister für die Branche sein. Von seinem Bürofenster aus blickt er außer auf den Hauptbahnhof auf den Dom, was ihn vielleicht in der festen Gewissheit bestärkt, seine Kunden besser zu bedienen als die Deutsche Bahn die ihren.
Die zahlreich zur Eröffnung erschienen Produzent:innen aus Köln jedenfalls sind froh, dass sie sich die Wege nach Düsseldorf sparen können. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt hat man zwar in der Kaistraße in Blickweite zur Staatskanzlei gewirkt – immerhin ist das Land mit 40 Prozent Gesellschafter der Stiftung. In Köln aber arbeiten nicht allein die meisten Produzenten in NRW, hier sind mit WDR und RTL auch zwei weitere Gesellschafter verankert, die beide Schwergewichte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beziehungsweise beim Privatfernsehen sind (vierter Gesellschafter ist das ZDF in Mainz).
Neue Adresse mit Aussicht: Geschäftsführer Walid Nakschbandi (l.) und die eingeladene Presse blicken von den neuen Büros auf den Kölner Dom. Foto: Werner Busch
Wichtige Branchenevents verlassen die Stadt
Kurz vor dem 35-jährigen Gründungstag der Stiftung im kommenden Jahr ist NRW, ist vor allem Köln also ein nach wie vor potenter Medien-Standort, und dass sich die selbsternannte Medien-Hauptstadt Deutschlands über den Umzug der Förderinstitution freut, liegt auf der Hand.
Dennoch ärgert sich mancher in Köln über einen medienpolitischen Rückschlag, der umso mehr schmerzt, als er gleich als dreifacher Punch verabreicht wird: Sowohl die Pitch-Plattform EWIP (European Work in Progress) als auch der International Film Distribution Summit (IFDS) als auch die Filmtage Köln wandern nach Hamburg ab.
EWIP und IFDS werden auf dem Filmfest Hamburg zusammengeführt, dessen Leiterin Malika Rabahallah, erklärt: „Die Erweiterung unseres Branchenprogramms ist ein echter Quantensprung für den Industry-Part von Filmfest Hamburg“, während Helge Albers, Geschäftsführer der norddeutschen Moin-Filmförderung, eine Aufstockung der Finanzmittel durch die rot-grüne Regierungskoalition in der Hansestadt in Aussicht stellt. Der Filmproduzent Fabian Massah wird neuer Leiter der sogenannten „Industry Days“ des Hamburger Festivals. EWIP will sich auch im internationalen Maßstab als Schaufenster für zentrale Festivals etablieren und wird dafür in Hamburg mit einer Verdoppelung der Preisprämieren auf nun 14.0000 Euro belohnt. Torsten Frehse, Geschäftsführer des Berliner Filmverleihs Neue Visionen, der EWIP und IFDS über acht Jahre hinweg geleitet hat, betont: „In Zusammenarbeit mit Filmfest Hamburg ergeben sich neue Anknüpfungspunkte, um das Format strategisch mit anderen Veranstaltungen zu vernetzen. Zum Beispiel werden durch die Kooperation mit der Explorer Konferenz völlig neue Möglichkeiten geschaffen, EWIP und IFDS in einem größeren Kontext weiterzuentwickeln.“
Die Film- und Medienstiftung NRW verweist auf Anfrage darauf, dass NRW seit vielen Jahren zu den bedeutendsten Medienstandorten Deutschlands zähle – mit seiner Senderlandschaft, Festivals wie dem Film Festival Cologne, dem Seriencamp, der Gamescom, dem Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, dem Schnittfestival Edimotion oder dem bald stattfindenden neuen, internationalen Format Africa XChange Summit. Auch zahlreiche Branchenevents, wie der Kinoprogrammpreis NRW, die Gerd Ruge- sowie Wim Wenders-Preisverleihungen oder das Sommerfest der Film- und Medienstiftung, prägten das vielfältige medienkulturelle Leben im Land. „NRW bietet damit eine starke Infrastruktur, ein aktives Netzwerk und ein hohes Maß an Sichtbarkeit für Kreative aller Gattungen und Branchenteilnehmende“, heißt es seitens der Stiftung.
„Gerade deshalb bedauern wir den Weggang von European Work in Progress (EWIP) und dem International Film Distribution Summit (IFDS) aus Köln sehr. Beide Formate wurden durch die (finanzielle) Unterstützung der Film- und Medienstiftung in ihren Anfangsjahren intensiv begleitet und gefördert. Dass sie sich nun in Hamburg weiterentwickeln möchten, ist ein strategischer Schritt der Veranstalter, den wir – auch vor dem Hintergrund der sich verändernden Marktbedingungen – nachvollziehen können, auch wenn wir ihn persönlich sehr bedauern.“
Während EWIP und IFDS bislang mit dem Film Festival Cologne verbunden waren, fanden die Filmtage unabhängig davon im Kölner Cinedom statt. Von 2026 an sollen sie in neuer Form und unter neuem Namen mit dem Filmtheaterkongress „Kino“ des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF) – der ebenfalls 2026 in Hamburg andockt – zu einem gemeinsamen Branchenevent weiterentwickelt werden. Auch diesen Umzug sieht die Film- und Medienstiftung mit Bedauern: „Die nun angestrebte engere Verzahnung mit dem HDF-Kongress ist nachvollziehbar und für den Veranstalter insbesondere finanziell-strategisch motiviert“, heißt es.
Standortwechsel gehörten zur Realität einer lebendigen, dynamischen Branchenlandschaft, meint die Stiftung – zuletzt sei das Seriencamp von München nach Köln gekommen. Auch Köln profitiere also von der Volatilität der Branche. „Gleichzeitig sehen wir darin auch einen Ansporn: NRW bleibt ein starker Standort mit exzellenter Infrastruktur, hoher Publikumsreichweite – nicht zuletzt mit den meisten Kinoleinwänden bundesweit – und großem kreativen Potenzial. NRW bleibt weiterhin ein zentraler Ort für Qualität, Produktion, Austausch, Innovation und internationale Sichtbarkeit in der Film-, Games- und Medienbranche – und wird weiterhin auch neue, zukunftsorientierte Impulse setzen.“
Umzüge mit Signalwirkung. Die Film- und Medienstiftung NRW hat ihr neues Zuhause am Kölner Bahnhofsvorplatz bezogen – mit Aussicht auf den Dom und kürzeren Wegen für die heimische Produzentenszene. Doch während in Köln Housewarming gefeiert wird, verliert die Stadt zugleich gleich drei wichtige Branchenevents an Hamburg.
Von Frank Olbert.
Wenn es um die Wahl ihres Domizils geht, zieht es die Film- und Medienstiftung NRW an Stätten der mobilen Infrastruktur. Seit ihrer Gründung Anfang der 1990er-Jahre residierte sie in der Kaistraße am Düsseldorfer Medienhafen – bereits im Dezember 2024 siedelte sie um an den Kölner Bahnhofsvorplatz, wo sie die 5. Etage im Deichmannhaus bezog, das auch den Buchverlag Kiepenheuer & Witsch beherbergt. Mit etwas Verspätung wurde nun House Warming Party gefeiert, zu deren Anlass der Geschäftsführer Walid Nakschbandi erneut gelobte, er wolle ein Dienstleister für die Branche sein. Von seinem Bürofenster aus blickt er außer auf den Hauptbahnhof auf den Dom, was ihn vielleicht in der festen Gewissheit bestärkt, seine Kunden besser zu bedienen als die Deutsche Bahn die ihren.
Die zahlreich zur Eröffnung erschienen Produzent:innen aus Köln jedenfalls sind froh, dass sie sich die Wege nach Düsseldorf sparen können. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt hat man zwar in der Kaistraße in Blickweite zur Staatskanzlei gewirkt – immerhin ist das Land mit 40 Prozent Gesellschafter der Stiftung. In Köln aber arbeiten nicht allein die meisten Produzenten in NRW, hier sind mit WDR und RTL auch zwei weitere Gesellschafter verankert, die beide Schwergewichte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beziehungsweise beim Privatfernsehen sind (vierter Gesellschafter ist das ZDF in Mainz).
Wichtige Branchenevents verlassen die Stadt
Kurz vor dem 35-jährigen Gründungstag der Stiftung im kommenden Jahr ist NRW, ist vor allem Köln also ein nach wie vor potenter Medien-Standort, und dass sich die selbsternannte Medien-Hauptstadt Deutschlands über den Umzug der Förderinstitution freut, liegt auf der Hand.
Dennoch ärgert sich mancher in Köln über einen medienpolitischen Rückschlag, der umso mehr schmerzt, als er gleich als dreifacher Punch verabreicht wird: Sowohl die Pitch-Plattform EWIP (European Work in Progress) als auch der International Film Distribution Summit (IFDS) als auch die Filmtage Köln wandern nach Hamburg ab.
EWIP und IFDS werden auf dem Filmfest Hamburg zusammengeführt, dessen Leiterin Malika Rabahallah, erklärt: „Die Erweiterung unseres Branchenprogramms ist ein echter Quantensprung für den Industry-Part von Filmfest Hamburg“, während Helge Albers, Geschäftsführer der norddeutschen Moin-Filmförderung, eine Aufstockung der Finanzmittel durch die rot-grüne Regierungskoalition in der Hansestadt in Aussicht stellt. Der Filmproduzent Fabian Massah wird neuer Leiter der sogenannten „Industry Days“ des Hamburger Festivals. EWIP will sich auch im internationalen Maßstab als Schaufenster für zentrale Festivals etablieren und wird dafür in Hamburg mit einer Verdoppelung der Preisprämieren auf nun 14.0000 Euro belohnt. Torsten Frehse, Geschäftsführer des Berliner Filmverleihs Neue Visionen, der EWIP und IFDS über acht Jahre hinweg geleitet hat, betont: „In Zusammenarbeit mit Filmfest Hamburg ergeben sich neue Anknüpfungspunkte, um das Format strategisch mit anderen Veranstaltungen zu vernetzen. Zum Beispiel werden durch die Kooperation mit der Explorer Konferenz völlig neue Möglichkeiten geschaffen, EWIP und IFDS in einem größeren Kontext weiterzuentwickeln.“
Die Film- und Medienstiftung NRW verweist auf Anfrage darauf, dass NRW seit vielen Jahren zu den bedeutendsten Medienstandorten Deutschlands zähle – mit seiner Senderlandschaft, Festivals wie dem Film Festival Cologne, dem Seriencamp, der Gamescom, dem Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, dem Schnittfestival Edimotion oder dem bald stattfindenden neuen, internationalen Format Africa XChange Summit. Auch zahlreiche Branchenevents, wie der Kinoprogrammpreis NRW, die Gerd Ruge- sowie Wim Wenders-Preisverleihungen oder das Sommerfest der Film- und Medienstiftung, prägten das vielfältige medienkulturelle Leben im Land. „NRW bietet damit eine starke Infrastruktur, ein aktives Netzwerk und ein hohes Maß an Sichtbarkeit für Kreative aller Gattungen und Branchenteilnehmende“, heißt es seitens der Stiftung.
„Gerade deshalb bedauern wir den Weggang von European Work in Progress (EWIP) und dem International Film Distribution Summit (IFDS) aus Köln sehr. Beide Formate wurden durch die (finanzielle) Unterstützung der Film- und Medienstiftung in ihren Anfangsjahren intensiv begleitet und gefördert. Dass sie sich nun in Hamburg weiterentwickeln möchten, ist ein strategischer Schritt der Veranstalter, den wir – auch vor dem Hintergrund der sich verändernden Marktbedingungen – nachvollziehen können, auch wenn wir ihn persönlich sehr bedauern.“
Während EWIP und IFDS bislang mit dem Film Festival Cologne verbunden waren, fanden die Filmtage unabhängig davon im Kölner Cinedom statt. Von 2026 an sollen sie in neuer Form und unter neuem Namen mit dem Filmtheaterkongress „Kino“ des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF) – der ebenfalls 2026 in Hamburg andockt – zu einem gemeinsamen Branchenevent weiterentwickelt werden. Auch diesen Umzug sieht die Film- und Medienstiftung mit Bedauern: „Die nun angestrebte engere Verzahnung mit dem HDF-Kongress ist nachvollziehbar und für den Veranstalter insbesondere finanziell-strategisch motiviert“, heißt es.
Standortwechsel gehörten zur Realität einer lebendigen, dynamischen Branchenlandschaft, meint die Stiftung – zuletzt sei das Seriencamp von München nach Köln gekommen. Auch Köln profitiere also von der Volatilität der Branche. „Gleichzeitig sehen wir darin auch einen Ansporn: NRW bleibt ein starker Standort mit exzellenter Infrastruktur, hoher Publikumsreichweite – nicht zuletzt mit den meisten Kinoleinwänden bundesweit – und großem kreativen Potenzial. NRW bleibt weiterhin ein zentraler Ort für Qualität, Produktion, Austausch, Innovation und internationale Sichtbarkeit in der Film-, Games- und Medienbranche – und wird weiterhin auch neue, zukunftsorientierte Impulse setzen.“
Frank Olbert
Titelbild: Werner Busch