Allgemein Filmszene Aktuell

Das Ende einer Ära: Die letzten Vorstellungen im Autokino Köln Porz

Und da soll nochmal einer sagen, dass die Kölner Politik nichts bewegen kann. Wie man einem sehr lesenswerten Artikel der Stadtrevue entnehmen kann, war das Drive In Autokino der Porzer CDU schon seit Jahren ein Dorn im Auge, den man gern entfernen wollte. Wie im Express zu lesen ist, waren auch lokale Geschäfte alles andere als begeistert von den günstigen Preisen auf den Wochen-, Auto und Flohmärkten, die früher auf dem Gelände des Autokinos stattfanden und ein wichtiges Zubrot für die Betreiber waren. Anno 2022 soll es laut Porzer CDU zu Anwohnerbeschwerden über Müll und Verkehrsbeeinträchtigungen gekommen sein – obwohl in unmittelbarer Umgebung des Autokinos eigentlich nur Gewerbegebäude sind, etwa die frühere Real-Filiale, die 2022 schloss. In diesem Zuge stellte sich allerdings heraus, dass das Autokino keine Genehmigung für die Märkte hatte, die bereits seit Jahrzehnten auf dem Areal stattfanden und zur Querfinanzierung in den Zeiten schwindender Zuschauerzahlen nötig waren.

Ein Gerichtsbeschluss unterband die Märkte, die Gegner des Autokinos sind auf der rechtlich sicheren Seite. „Die Verwaltung müsse irgendwann handeln. Damit zum Buhmann zu werden, sei grotesk“, fasst der Stadtrevue-Artikel des Porzer CDU-Stadtrats Werner Marx zusammen. Eine populäre Petition für den Erhalt des Autokinos, Fürsprache seitens der Porzer SPD, die Suche nach einer Ausgleichslösung – all dies erwies sich als vergebens. Die Kölner Ratsparteien CDU, Grüne und Volt lehnten einen neuen Bebauungsplan für das neue Areal ab, den die Oppositionsparteien SPD, Linke und FDP einbrachten. „So eine Änderung dauert eineinhalb bis zwei Jahre, das war dem Betreiber zu lang“, wird Marx in der Stadtrevue zitiert.

Wer in den vergangenen Monaten im Autokino war, der konnte bereits Maßnahmen sehen, mit denen die Betreiber die finanziellen Verluste durch den Wegfall der Märkte ausglichen – etwa die Nutzung einiger Flächen im hinteren Teil als Parkplätze. Am 20. Juni 2024 schließlich wurde das Aus des Autokinos offiziell verkündet; Schließung zum 31. Oktober dieses Jahres aus wirtschaftlichen Gründen. Die Betreiberfirma, die Drive In Autokinobetriebs GmbH, ist für die letzten fünf Autokinos in Deutschland verantwortlich – ab November nur noch für vier, nämlich in Essen, Frankfurt, München und Stuttgart.

Nun also der Endspurt, mit der Comicverfilmung Venom: The Last Dance (2024) als letztem Film, der eine ganze Woche lang gespielt wird, flankiert von einzelnen Event Movies. Ein zentrales Thema, passend zur Spielstätte: Autos. Dort steht vor allem „Capri meets Manta“-Event am Samstag, den 26. Oktober, im Mittelpunkt. Die ersten Reihen sind für Opel Manta und Ford Capri reserviert, wenn im Double Feature zwei deutsche Filmkomödien zu den Automarken gezeigt werden. Den Anfang macht die Bernd-Eichinger-Produktion Manta Manta (1991), die Til Schweiger als Mantafahrer Bertie zum Star machte, das damalige Mantafieber (und die dazugehörigen Mantafahrerwitze) zum Gestaltungsprinzip erhob und das gefeierte Automobil im Titel trägt (19 Uhr). Weniger offensichtlich ist der Bezug bei der Ruhrpottkomödie Bang Boom Bang (1999) um den Loser Keek und seinen Kumpel Andi, die dringend an Geld kommen müssen, um Keeks Gaunerkollegen Kalle Grabowski ausbezahlen zu können. Nicht nur zahlreiche Sprüche („90 Minuten Hardcore, echte Gefühle“) und Situationen (der Blitzer im ungünstigen Moment), sondern auch der schrottreife Ford Capri, mit dem die Protagonisten durch die Gegend schraddeln, wurde zum Kult (21 Uhr).

Weitere Autofilme sind die amerikanische Kultkomödie Blues Brothers (1980), in deren Verfolgungsjagden eine Rekordzahl von Polizeiautos verschrottet wird (Montag, 28. Oktober, 19 Uhr) und The Fast and the Furious (2001), jener Tuner-Autoactionfilm, bei dessen Start vor 23 Jahren noch niemand ahnen konnte, dass daraus mal eine erfolgreiche Multimillionen-Dollar-Franchise werden würde (Mittwoch, 30. Oktober, 19 Uhr). Weitere Wiederaufführungen ohne speziellen Auto-Fokus sind der Komödienhit Barbie (2023), dessen Hauptfigur immerhin ein rosafarbenes Traum-Cabrio besitzt (Dienstag, 29. Oktober, 19 Uhr), und Harry Potter und der Stein der Weisen (2001), dessen Hauptfigur zwar ein auserwählter Zauberer ist, aber aus Altersgründen noch über keinen Führerschein verfügt (Sonntag, 27. Oktober, 17.45 Uhr).

Am 31. Oktober, zu Halloween, stehen dann die Abschiedsvorstellungen an. Den Beginn macht Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub (2018), ein kindergeeigneter Animationsfilm mit Gruselthema (17.30 Uhr), gefolgt von dem gruselfreien Fliegerhit Top Gun (1986), der zwar keinen Halloween-Bezug hat, aber zu den Summer Classics gehört, die das Autokino in Porz öfter spielte (20.30 Uhr). Zum Abschluss gibt es dann noch einmal die volle Horror-Packung zur Feier des Tages, mit Halloween Ends (2022) um 23.30 Uhr. Damit endet die US-Horrorreihe, der Halloween-Tag des Jahres 2024 und leider auch das Autokino Köln-Porz – letzteres nach 57 Jahren Betrieb. Eine Wiederkehr der Halloween-Reihe erscheint trotz des proklamierten Endes dann leider auch wahrscheinlicher als eine Rückkehr der kultigen Spielstätte auf der rechten Rheinseite.

Nils Bothmann

Titelbild-Copyright: Drive In Autokino Porz

Blechschäden dürfen im Abschluss-Programm natürlich auch nicht fehlen. Szenenbild aus BLUES BROTHERS (1980), Foto: Universal

Veranstalter*innen..