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Filmkritik: Step Across The Border


Step Across The Border ist ein Film aus dem Jahr 1990, der nun in digital restaurierter Fassung von Rapid Eye Movies wieder ins Kino kommt – und um es gleich vorwegzunehmen: Er hat nichts von seiner Faszination eingebüßt und wirkt in keiner Sekunde veraltet.

Von Andreas Füser.


Step Across The Boarder entzieht sich jeglicher Kategorisierung.Er ist Dokumentarfilm, Porträt, Musikfilm, Experiment und Collage zugleich – ein Film, in dem Musik, Ton, Kamera und Schnitt gemeinsam Bedeutung entfalten, um die Wirkung dieses einzigartigen Werks zu erzeugen. Kein Gewerk unterwirft sich dem anderen, und so ergeben sich Überschneidungen, die mal komisch, mal absurd, mal einfach schön sind: ob Maisfelder im Wind, die Geräuschentdeckungen eines kleinen Jungen, der Klang einer „Wasserwippe“ oder das grandiose Schlussbild, das die Filmemacher Werner Penzel (im Januar 2025 verstorben) und Nicolas Humbert durch Zufall einfangen konnten.

„Wir gingen mit offenen Augen durch die Welt und verfolgten nicht einen stringenten Plan. So konnten wir Bilder finden, die uns überraschten und den Film bereicherten. So Nicolas Humbert bei der Premiere in Köln. Letztendlich entstand der Film – wie so oft bei Dokumentarfilmen – im Schneideraum, wo verschiedene Fassungen entwickelt und wieder verworfen wurden, bis der endgültige Film kurz vor der Premiere fertiggestellt war.

Hauptprotagonist ist Fred Frith, der extremen Wert auf die richtigen Klänge legte und die letztendliche Entscheidung über die im Film verwendete Musik hatte. (Und – so Humbert – zur Fertigstellung des Films extra nach München kam, um im Tonstudio des BR noch einige Musikstücke einzuspielen.)

Neben Fred Frith sind im Film mit John Zorn, Arto Lindsay, Cyro Baptista, Iva Bittová, Bob Ostertag, Joey Baron, Jonas Mekas und Robert Frank weitere Vertreter:innen der experimentellen Musikszene zu sehen – vereint in einer Improvisation über Rhythmus, Bilderlust und Lebensfreude. Konzertmitschnitte, Interviews in heruntergekommenen Hotelzimmern und Kamerafahrten durch Metropolen wie New York und Tokio verschmelzen zu einer mitreißenden Klangreise. Musik und Bild sind dabei gleichwertige Partner: zugleich eigenständig und doch gegenseitig beeinflussend.

Step Across The Border ist am19. Juni 2025 in den Kinos gestartet und wird in Köln in der Filmpalette gezeigt, Foto: Rapid Eye Movies

Wer eine klassische Handlungsfolge, ein Porträt oder eine Chronik erwartet, ist hier im falschen Film. Step Across The Border basiert auf einer Bildmontage, die Frith als Teil eines globalen Netzwerks gleichgesinnter Musiker:innen und Freund:innen – Menschen, die in ihrer oft improvisierten Musik seine Offenheit gegenüber fremden musikalischen Einflüssen und Umweltgeräuschen teilen.

Die Kinobesucher:innen müssen sich auf diese Klangreise einlassen – und erleben dann einen außergewöhnlichen Film, der zum Nachdenken anregt und vielleicht gerade in der heutigen Zeit wieder aktuelle Themen anstößt. Oder, wie Frith selbst sagt: Für ihn sei nie der kommerzielle Erfolg entscheidend gewesen, sondern der Moment, in dem sich auch nur eine Person mit seiner Sicht auf Musik und Kunst auseinandersetzt – und sich davon beeinflussen lässt.

Doch der Film macht auch Spaß – oder wie es auf dem DOK.fest München 2024 hieß:
Step Across The Border ist ein schwarz-weißes Augenzwinkern über den Zusammenhang zwischen Schnellbahnen, Stürmen und elektrischen Gitarren – und ein meisterhafter Diskurs über den Geist des Musik- und des Filme-Machens.“


Step Across The Border ist am19. Juni 2025 in den Kinos gestartet und wird in Köln in der Filmpalette gezeigt.



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