Das Festival des deutschen psychotronischen Films ist zurück!
Die 19. ½ Ausgabe „Besonders Wertlos – Festival des deutschen psychotronischen Films“ ist gerade in Köln gestartet. Bis zum Sonntag, 4. November zeigen die Festivalmacher Kai Krick und Felix Seifert herausragendes, aber oft unbekanntes deutsches Kino in den Lichtspielen Kalk und im Filmclub 813. Dabei wildern sie mit ihrem Programm mit großer Freude und Spieltrieb über, zwischen neben jedweden Filmgrenzen: Genre, Avantgarde, Klassiker, Trash, all das fügt sich bei „Besonders Wertlos“ auf erstaunliche Art und Weise harmonisch zusammen. Der Filmszene-Blog sprach in Gestalt von Werner Busch mit Kai Krick über die aktuelle Festivalausgabe.
Wer euer Festival nicht kennt, könnte bei dessen Namen, „Besonders Wertlos – Festival des deutschen psychotronischen Films“ erst mal ein paar Fragezeichen im Kopf haben. Wie ist der entstanden und was für eine Festivalerfahrung wartet hier auf die Besucher?
„Besonders Wertvoll“ ist ein Prädikat, das Filme in der Bundesrepublik Deutschland von der zentrale Filmbewertungsstelle Wiesbaden – seit 2009 „Deutsche Film- und Medienbewertung“ – auf Anfrage und nach anschließender Prüfung verliehen bekommen. Uns kam es bei der Gründung des Festivals vor fast 20 Jahren so vor, als ob mit den Prädikaten „Wertvoll“ und „Besonders Wertvoll“ hauptsächlich Filme ausgezeichnet werden, die gut gemeint, aber nicht zwingenderweise gut gemacht sind. Die Beurteilung der Gremien scheint sich eher nach der Absicht der Macher zu richten, und nicht nach ihren Fähigkeiten. Während Filme, die künstlerisch auf dem höchsten Level rangieren, aber keine, oder eine (gesellschaftlich oder politisch) unliebsame Botschaft haben, leer ausgehen.
Es schien uns kein filmisches Prädikat zu sein, kein künstlerisches, sondern eher ein ethisches oder politisches. Darauf haben wir mit unserem Namen ironisierend Bezug genommen.
Wir spielen Filme, denen aus verschiedenen Gründen eine verdiente Anerkennung versagt wurde oder wird. Unser Festival ist den abseitigen, vergessenen, obskuren, kuriosen und außergewöhnlichen Perlen des deutschen Kinos gewidmet. Wir spielen Musikfilme, Kunst, Avantgarde, Fernsehproduktionen, Dokumentationen, Erotik, vergessene Klassiker, Komödien, Kinderfilme, Genrekino, Neuen Deutschen Film, Punkfilme, Underground, Home Made, Kurzfilme… eigentlich alles außer Mainstream und Produktionen, die durch fortwährende Wiederholungen im TV zur Genüge bekannt sind.
Wie kommt es, dass auf die 19. Ausgabe im vergangenen Jahr nun die 19 ½ Ausgabe folgt?
Wir haben mit dem Festival eine neue Heimat gefunden, das im letzten Dezember neu eröffnete Kino Lichtspiele Kalk in Köln. Dort haben wir es noch nicht geschafft, einen 35mm-Filmprojektor fest zu installieren.Wir spielen ja sehr viel alte Filme, dieses Jahr ist unsere älteste Präsentation 90 Jahre alt. Wir legen aus ästhetischen Gründen sehr großen Wert darauf, unsere Filme in ihrem Erstaufführungsformat zu zeigen, und das ist bei unserem Programm eben meistens das 35mm-Format.
Darum tragen wir das Festival nun an zwei Orten aus. Filme, die auf DVD, BluRay, DCP und 16mm-Film vorliegen zeigen wir im den Lichtspielen Kalk. Und für unsere 35mm-Projektionen stellen uns unsere Freunde vom Filmclub 813 ihre Projektoren und ihren Saal zur Verfügung. Da wir nun nur an zwei Tagen unsere geliebten 35mm-Filme zeigen können, ist das nicht die vollständige 20. Jubiläumsausgabe, sondern eben Besonders Wertlos Neunzehneinhalb!
Auf was für Filme und Gäste dürfen wir uns während der 19 1/2 Festivalausgabe besonders freuen? Hast du persönlich ein besonderes Highlight?
Whoa. Schwierig. Durch die zwei Abspielstätten und die verstärkte Einbeziehung von digitalen Formaten ist das aktuelle Programm vielleicht das vielseitigste und außergewöhnlichste, dass wir je hatten, und wir hatten auch noch nie so viele Gäste! Ok, ich empfehle jetzt ganz einfach mal den „Partysamstag“. Da gibt es mit „Eat my shorts!“ um 17:00 Uhr endlich mal wieder ein Kurzfilmprogramm mit der ganzen Bandbreite psychotronischen Wahnsinns, die man in 90 Minuten packen kann, zusammen mit X Regisseuren und Darstellern, die alle anreisen, um ihre Werke zu präsentieren. Um 19:30 gibt es die 20. Geburtstagsparty für CAPTAIN COSMOTIC, den legendären Action-Blockbuster aus Ostwestfalen, zu dem neben den Machern Simon und Thilo Gosejohann auch ein gutes Dutzend Stars und Crewmitglieder kommen werden, um ihr Baby zu beglückwünschen. Und danach kommt noch Matthias Dinter, der seit der ersten Ausgabe 1999 jetzt zum vierten Mal dabei ist, und zeigt DAS BIEST IM BODENSEE, einen haarsträubenden Monsterfilm aus seiner Feder. Der Samstag wird eine Party.
Aber hey, ich freu mich genauso sehr auf die Livebegleitung von DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM durch InterZone Perceptible am Donnerstag, Margarethe von Stern, die am Freitag den psychedelischen Avantgarde-Horror SECRETS OF A SOUL präsentieren wird, und auf Robert Sigl, der am Freitag die Welturaufführung seines Hexenschockers HEPZIBAH im Director’s Cut zeigt, und und und… Ach ja, und wir haben am Donnerstag zum ersten Mal einen Production Designer zu Gast, Dario Mendez, der für den unfassbaren Look von LUZ gesorgt hat!
Wir haben ja noch nie ein Geheimnis draus gemacht, das wir das Festival eigentlich für uns programmieren, um unsere Lieblingsfilme im Kino sehen zu können, in Anwesenheit der Regisseure, Schauspielerinnen, Komponisten und Produzentinnen, die wir verehren. Ich freu mich auf ALLES.
Kannst du kurz etwas zur Entstehung des Festivals vor 20 Jahren sagen?
Der deutsche Genrefilm war Ende des letzten Jahrtausends kein Schlagwort wie heute, sondern völlig unbekannt, was sowohl für die Klassiker von Rolf Olsen oder Rolf Thiele, den deutschen Underground, oder auch für die damaligen Home Made-Produktionen galt. Wir haben einen Beamer besorgt, im musischen Zentrum der Ruhr-Uni Bochum ein Laken aufgehängt, unsere Lieblinge auf VHS gezeigt, und das ganze „Besonders Wertlos – das erste Festival des deutschen psychotronischen Films“ genannt. Es kamen über tausend Leute.
Drei Jahre später kannten wir uns dann in der Szene der Sammler und Freaks so gut aus, das wir ein Festival mit echten Filmkopien zustande gebracht haben, im Endstation Kino Langendreer, das dann für ein Jahrzehnt unsere Heimat war. Felix Seifert, einer der Gründer, war inzwischen nach Köln gezogen, und arbeitete im Filmhaus Kino. So kam der Plan zustande, eine Ausgabe hier in der Domstadt zu machen, mit überwältigendem Erfolg. So sind wir dann hier geblieben, im Filmhaus Kino und im Filmclub 813. Und nun hat Felix zusammen mit Jennifer Schlieper das Lichtspiele Kalk eröffnet, und hier residieren wir heute.
Das Festival des deutschen psychotronischen Films ist zurück!
Die 19. ½ Ausgabe „Besonders Wertlos – Festival des deutschen psychotronischen Films“ ist gerade in Köln gestartet. Bis zum Sonntag, 4. November zeigen die Festivalmacher Kai Krick und Felix Seifert herausragendes, aber oft unbekanntes deutsches Kino in den Lichtspielen Kalk und im Filmclub 813. Dabei wildern sie mit ihrem Programm mit großer Freude und Spieltrieb über, zwischen neben jedweden Filmgrenzen: Genre, Avantgarde, Klassiker, Trash, all das fügt sich bei „Besonders Wertlos“ auf erstaunliche Art und Weise harmonisch zusammen. Der Filmszene-Blog sprach in Gestalt von Werner Busch mit Kai Krick über die aktuelle Festivalausgabe.
Wer euer Festival nicht kennt, könnte bei dessen Namen, „Besonders Wertlos – Festival des deutschen psychotronischen Films“ erst mal ein paar Fragezeichen im Kopf haben. Wie ist der entstanden und was für eine Festivalerfahrung wartet hier auf die Besucher?
„Besonders Wertvoll“ ist ein Prädikat, das Filme in der Bundesrepublik Deutschland von der zentrale Filmbewertungsstelle Wiesbaden – seit 2009 „Deutsche Film- und Medienbewertung“ – auf Anfrage und nach anschließender Prüfung verliehen bekommen. Uns kam es bei der Gründung des Festivals vor fast 20 Jahren so vor, als ob mit den Prädikaten „Wertvoll“ und „Besonders Wertvoll“ hauptsächlich Filme ausgezeichnet werden, die gut gemeint, aber nicht zwingenderweise gut gemacht sind. Die Beurteilung der Gremien scheint sich eher nach der Absicht der Macher zu richten, und nicht nach ihren Fähigkeiten. Während Filme, die künstlerisch auf dem höchsten Level rangieren, aber keine, oder eine (gesellschaftlich oder politisch) unliebsame Botschaft haben, leer ausgehen.
Es schien uns kein filmisches Prädikat zu sein, kein künstlerisches, sondern eher ein ethisches oder politisches. Darauf haben wir mit unserem Namen ironisierend Bezug genommen.
Wir spielen Filme, denen aus verschiedenen Gründen eine verdiente Anerkennung versagt wurde oder wird. Unser Festival ist den abseitigen, vergessenen, obskuren, kuriosen und außergewöhnlichen Perlen des deutschen Kinos gewidmet. Wir spielen Musikfilme, Kunst, Avantgarde, Fernsehproduktionen, Dokumentationen, Erotik, vergessene Klassiker, Komödien, Kinderfilme, Genrekino, Neuen Deutschen Film, Punkfilme, Underground, Home Made, Kurzfilme… eigentlich alles außer Mainstream und Produktionen, die durch fortwährende Wiederholungen im TV zur Genüge bekannt sind.
Wie kommt es, dass auf die 19. Ausgabe im vergangenen Jahr nun die 19 ½ Ausgabe folgt?
Wir haben mit dem Festival eine neue Heimat gefunden, das im letzten Dezember neu eröffnete Kino Lichtspiele Kalk in Köln. Dort haben wir es noch nicht geschafft, einen 35mm-Filmprojektor fest zu installieren.Wir spielen ja sehr viel alte Filme, dieses Jahr ist unsere älteste Präsentation 90 Jahre alt. Wir legen aus ästhetischen Gründen sehr großen Wert darauf, unsere Filme in ihrem Erstaufführungsformat zu zeigen, und das ist bei unserem Programm eben meistens das 35mm-Format.
Darum tragen wir das Festival nun an zwei Orten aus. Filme, die auf DVD, BluRay, DCP und 16mm-Film vorliegen zeigen wir im den Lichtspielen Kalk. Und für unsere 35mm-Projektionen stellen uns unsere Freunde vom Filmclub 813 ihre Projektoren und ihren Saal zur Verfügung. Da wir nun nur an zwei Tagen unsere geliebten 35mm-Filme zeigen können, ist das nicht die vollständige 20. Jubiläumsausgabe, sondern eben Besonders Wertlos Neunzehneinhalb!
Auf was für Filme und Gäste dürfen wir uns während der 19 1/2 Festivalausgabe besonders freuen? Hast du persönlich ein besonderes Highlight?
Whoa. Schwierig. Durch die zwei Abspielstätten und die verstärkte Einbeziehung von digitalen Formaten ist das aktuelle Programm vielleicht das vielseitigste und außergewöhnlichste, dass wir je hatten, und wir hatten auch noch nie so viele Gäste! Ok, ich empfehle jetzt ganz einfach mal den „Partysamstag“. Da gibt es mit „Eat my shorts!“ um 17:00 Uhr endlich mal wieder ein Kurzfilmprogramm mit der ganzen Bandbreite psychotronischen Wahnsinns, die man in 90 Minuten packen kann, zusammen mit X Regisseuren und Darstellern, die alle anreisen, um ihre Werke zu präsentieren. Um 19:30 gibt es die 20. Geburtstagsparty für CAPTAIN COSMOTIC, den legendären Action-Blockbuster aus Ostwestfalen, zu dem neben den Machern Simon und Thilo Gosejohann auch ein gutes Dutzend Stars und Crewmitglieder kommen werden, um ihr Baby zu beglückwünschen. Und danach kommt noch Matthias Dinter, der seit der ersten Ausgabe 1999 jetzt zum vierten Mal dabei ist, und zeigt DAS BIEST IM BODENSEE, einen haarsträubenden Monsterfilm aus seiner Feder. Der Samstag wird eine Party.
Aber hey, ich freu mich genauso sehr auf die Livebegleitung von DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM durch InterZone Perceptible am Donnerstag, Margarethe von Stern, die am Freitag den psychedelischen Avantgarde-Horror SECRETS OF A SOUL präsentieren wird, und auf Robert Sigl, der am Freitag die Welturaufführung seines Hexenschockers HEPZIBAH im Director’s Cut zeigt, und und und… Ach ja, und wir haben am Donnerstag zum ersten Mal einen Production Designer zu Gast, Dario Mendez, der für den unfassbaren Look von LUZ gesorgt hat!
Wir haben ja noch nie ein Geheimnis draus gemacht, das wir das Festival eigentlich für uns programmieren, um unsere Lieblingsfilme im Kino sehen zu können, in Anwesenheit der Regisseure, Schauspielerinnen, Komponisten und Produzentinnen, die wir verehren. Ich freu mich auf ALLES.
Kannst du kurz etwas zur Entstehung des Festivals vor 20 Jahren sagen?
Der deutsche Genrefilm war Ende des letzten Jahrtausends kein Schlagwort wie heute, sondern völlig unbekannt, was sowohl für die Klassiker von Rolf Olsen oder Rolf Thiele, den deutschen Underground, oder auch für die damaligen Home Made-Produktionen galt. Wir haben einen Beamer besorgt, im musischen Zentrum der Ruhr-Uni Bochum ein Laken aufgehängt, unsere Lieblinge auf VHS gezeigt, und das ganze „Besonders Wertlos – das erste Festival des deutschen psychotronischen Films“ genannt. Es kamen über tausend Leute.
Drei Jahre später kannten wir uns dann in der Szene der Sammler und Freaks so gut aus, das wir ein Festival mit echten Filmkopien zustande gebracht haben, im Endstation Kino Langendreer, das dann für ein Jahrzehnt unsere Heimat war. Felix Seifert, einer der Gründer, war inzwischen nach Köln gezogen, und arbeitete im Filmhaus Kino. So kam der Plan zustande, eine Ausgabe hier in der Domstadt zu machen, mit überwältigendem Erfolg. So sind wir dann hier geblieben, im Filmhaus Kino und im Filmclub 813. Und nun hat Felix zusammen mit Jennifer Schlieper das Lichtspiele Kalk eröffnet, und hier residieren wir heute.
Fotos: Werner Busch