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Mehr Räume für das Kölner Kino!

Mehr Räume für das Kölner Kino!

Eines vorweg: Köln hat tolle Kinos, die immer wieder auch landes- und bundesweit Beachtung für ihre gute Arbeit finden. Ende Oktober 2017 wurde der Filmclub 813, der das Kino 813 in der BRÜCKE trägt, im Rahmen des Kinopreises des Kinematheksverbundes in Berlin mit dem Lotte-Eisner-Preis ausgezeichnet, einem der wichtigsten deutschen Preise für herausragende Programmarbeit. Die Filmpalette wurde im November 2017 beim Kinoprogrammpreis NRW mit einem der drei Spitzenpreise für das beste Programm prämiert. Im Oktober 2017 wurde sie beim Kinoprogrammpreis des Bundes, in dessen Rahmen mehrere Kölner Kinos ausgezeichnet wurden, mit dem zweithöchsten Preisgeld in Deutschland versehen.

Zudem hat die Kölner Kinolandschaft in den letzten Jahren erfreulichen Zuwachs gewonnen. Ende 2016 wurde der Filmpalast nach fast sieben Jahren wiedereröffnet. Mit acht Sälen bietet er eine zentrale Alternative für ein Publikum, das sich von Mainstream-Filmen an den Hohenzollernring locken lässt. Ganz in der Nähe hat im August 2017 nach drei Jahren das renovierte Rex am Ring seine Tore wieder geöffnet. Mit dem Residenz im Jahr 2012 und dem Turistarama im Jahr 2015 sind es nun also vier Wiedereröffnungen von Kinos in der Innenstadt in den letzten fünf Jahren. In Kalk wird derzeit unter Hochdruck daran gearbeitet, das erste Kölner Stadtteilkino mit täglichem Programm auf der rechten Rheinseite seit 1985 zu eröffnen. Die Kalker Lichtspiele sollen noch im Dezember 2017 mit ihrem Programm starten – in den Räumen der Union-Lichtspiele, die bis in die 1970er Jahre in Betrieb waren.

Das alles sind gute Nachrichten. Doch zeigt schon die Tatsache, dass es sich bei den Eröffnungen ausschließlich um Wiedereröffnungen handelt, dass hier nicht von einer Blüte des Kölner Kinos zu sprechen ist. Das würde die Schließungswelle der Jahre zuvor und die große Kinofülle, mit der Köln im letzten Jahrhundert gesegnet war, außer Acht lassen.

Der Bedarf an Kinos ist groß. Das zeigt sich in dem sehnsüchtigen Blick, den derzeit gleich mehrere Initiativen zurück in die Vergangenheit werfen. Das Guerilla Kino geht an Orte, die früher Kölner Kinos waren, belebt sie für einen Abend neu, lädt Gäste ein und zeigt Filme. Nach einem ersten Termin im Stadtgarten ist am 8. Dezember 2017 das frühere Rio-Theater an der Reihe, das im Bau des heutigen Urania Theaters (bis Juli 2017 Arkadaş-Theater/Bühne der Kulturen) in Ehrenfeld beheimatet war. Mit ihrem KINO Projekt, das in Erinnerung an ehemalige Filmtheater weltweit Orte in temporäre Kinos verwandelt, hat das Künstler*innenpaar Franziska Pierwoss und Siska im September 2017 das frühere Lux am Dom wiederbelebt.

Die erste Anlaufstelle, um mehr über die Kölner Film- und Kinogeschichte zu erfahren, ist seit einigen Jahren der Verein Köln im Film, der u.a. Stadtspaziergänge zur Kinogeschichte oder einen historisch übergreifenden Kinostadtplan auf seiner Webseite im Angebot hat. Das 2016 veröffentlichte, sehr sorgfältig recherchierte Buch Kino in Köln. Von Wanderkinos, Lichtspieltheatern und Filmpalästen der Köln im Film-Akteurinnen Marion Kranen und Irene Schoor bietet erhellende und spannende Einblicke in die Kinogeschichte der Stadt.

Nun zu den schlechten Nachrichten für alle Kinoliebhaber*innen: In Köln mangelt es an Orten für freie Filmveranstaltungen. Das Theater am Rudolfplatz am Hahnentor, in dem zwar seit 1995 keine Filmvorführung mehr stattfand, das aber vielen Kölner*innen noch in guter Erinnerung ist, wurde im Juli 2017 abgerissen. Das Kino im Kölner Filmhaus, das vielen Filmreihen und -festivals als wichtiger Ort diente, ist seit Oktober 2016 geschlossen, weil das Haus von der Eigentümerin, der Stadt Köln, saniert werden muss. Die Sanierung ist mittlerweile im Gange und das Kulturamt hofft, die Nutzung des Hauses, das weiterhin ein Ort des Films bleiben soll, möglichst bald ausschreiben zu können. Eine verlässliche Prognose, wann und in welcher Form das Filmhauskino wieder bespielt werden kann, ist derzeit nicht möglich.

Für die Kölner Filminitiativen, die außerhalb des regulären Kinoprogramms Reihen, Festivals oder besondere Vorführungen mit Gästen veranstalten, ist es derzeit mitunter sehr schwierig, geeignete Orte zu finden. Das Filmforum NRW, für solche Vorhaben prädestiniert, jedoch für manche Veranstaltung zu groß, stößt an die Grenzen der Auslastung. Nicht alle Kinos sind für Veranstaltungen der freien Filmszene geeignet. Zudem können die meisten regulären Kinos ihr tägliches Programm nur sehr begrenzt für Einzelveranstaltungen unterbrechen. Das Film Festival Cologne konnte es sich leisten, einen Großteil des Filmpalastes für die Festivalwoche zu mieten, doch ist das für kleinere Veranstalter*innen wahrscheinlich keine Option.

Mittlerweile finden viele Filmveranstaltungen an mehr oder weniger außergewöhnlichen Orte jenseits der konventionellen Kinos statt. In der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz werden im Rahmen von Art & Amen immer wieder Filme gezeigt und auch in der Kulturkirche Ost in Köln-Buchforst, mit ihrer einzigartigen Architektur, oder in der Boulehalle Köln am Rhein in Mülheim ist dies immer häufiger der Fall. Diese Filmvorführungen, die auch an vielen weiteren „besonderen“ Orten stattfinden, sind zu sehr begrüßen, weil sie die Filmszene lebendiger machen und die Vielfalt des Publikums erweitern. Professionelle Kinosäle können sie jedoch nicht ersetzen.

Mehr Kinoräume und ein filmkultureller Veranstaltungsort mit mehreren Sälen sind notwendig. Das große und diverse Publikum der Kölner Filmszene sollte erreicht, bedient und in seinem Wachstum nicht gehindert werden. Dafür benötigt es Räume.

[Bild: Theater am Rudolfplatz, © Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 / via Wikimedia Commons]

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