Festival Filmszene Aktuell

Verbündet euch! Das 40. Internationale Frauen Film Fest steht im Zeichen der Kompliz*innenschaft

In der kommenden Woche startet das Internationale Frauen Film Fest in seine 40. Ausgabe. In diesem Jahr ist Dortmund als Festivalzentrum wieder an der Reihe. Hier werden in 6 Tagen rund 130 Filme aus 34 Ländern – nicht nur auf die altbekannten Kino-Leinwände, sondern auch an Wände und Fassaden der Dortmunder Innenstadt und unter Tage projiziert. In den acht Sektionen finden sich – neben zahlreichen internationalen Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilmen sowie Mischformen aller Größenordnungen – auch einige Produktionen von lokal angesiedelten Filmemacher*innen. Und! – Das Festival, das jährlich wechselnd in Köln und Dortmund stattfindet, hat sich auch für seine kölnische Besucher*innenschaft und all diejenigen, die sich in diesem Jahr nicht nach Dortmund verschlagen lassen, etwas ausgedacht. Am Wochenende vom 20. bis zum 23. April wird im Kölner Filmhaus eine Auswahl an Filmen aus den Sektionen INTERNATIONALER SPIELFILMWETTBEWERB, FOKUS, PANORAMA und BEGEHRT!-FILMLUST QUEER gezeigt. Dazu screent die Filmpalette am Hansaring ein breit kuratiertes Kinder- und Jugendprogramm.

INTERNATIONALER SPIELFILMWETTBEWERB
Am Freitag, den 21.4. um 17:00 Uhr zeigt das Filmhaus an der Maybachstraße Angry Annie, mit dem das IFFF bereits am Mittwoch in Dortmund den Festivalauftakt feiert. Die französische Regisseurin Blandine Lenoir erzählt vom Kampf für das Abtreibungsrecht im Frankreich der 1970er-Jahre und setzt sich mit Themen der weiblichen Selbstermächtigung und Solidarität auseinander. Angry Annie ist Teil des Internationalen Spielfilmwettbewerbs für Regisseur*innen, der mit 15.000 € dotiert ist. Die Jury, die den Preis vergibt, bildet in diesem Jahr die Schauspielerin und Produzentin Maria Furtwängler, gemeinsam mit Produzentin und Schauspielerin Sara Fazilat und der Regisseurin und Autorin Helke Sander. Flankiert wird Angry Annie von 7 weiteren Spielfilmproduktionen aus Brasilien, Deutschland, Frankreich, Indonesien, Mexiko, Palästina und Spanien. Hier laufen u. a. Pilar Palomero mit ihrem Film Motherhood, Maha Haj mit Mediterranean Fever sowie Angela Schanelec mit Music. Ebenfalls Teil des Wettbewerbs und im Kölner Filmhaus zu sehen ist Rule 34, deren Regisseurin Júlia Murat bereits 2017 in der IFFF Debüt-Sektion mit Pendular zu sehen war. Mit Rule 34 macht sie erneut die undeutlichen Linien zwischen Privatem und Politischem sichtbar und denkt gemeinsam mit ihrer Protagonistin über Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit nach. Der Film gewann in der diesjährigen Saison in Locarno einen Goldenen Leoparden.

Sieben Winter in Teheran

SHOOT – KHM & IFFF DORTMUND+KÖLN
Bereits vor Festivalbeginn wurde der mit 1.000 € dotierte KHM Absolvent*innenpreis SHOOT vergeben. Die diesjährige Preisträgerin ist Installationskünstlerin Hannah Noh mit ihrem Animationsfilm An Uncontacted Tribe, der im Rahmen der Sektion SPOT ON! NRW am Mittwochabend in der Schauburg Dortmund gezeigt wird.

FOKUS KOMPLIZ*INNEN
Die Sektion FOKUS: KOMPLIZ*INNEN steht – fernab jeglicher Ideen von Wettbewerb und Konkurrenz – ganz im Zeichen feministischer Solidarität. So screent das Festival nicht nur gegenwärtige Filme von Flinta*, in denen das Banden bilden und Sich-Verbünden die Erzählungen formen, sondern kramt im Archiv der Filmgeschichte und lässt ihre Zuschauer*innenschaft auch mit Filmemacher*innen des vergangenen Jahrhunderts in Verbindung treten. Einige der ältesten Filme im Programm sind der italienische Crossdressing-Stummfilm Filibus von 1915, der auch eine der ersten queeren Protagonistinnen der Filmgeschichte beheimatet, und das Musikvideo Tilly’s Party von 1911, das als Teil des Musikvideoprogramms One Thousand Ways to Skin it u. a. am Samstagabend um 20:30 Uhr im Filmhaus gescreent wird. 

In [Tunis] / [ تونس ], dem Kurzfilm der Künstlerin Lia Sáile, die einen Teil ihrer Ausbildung unter anderem an der KHM in Köln absolvierte, werden die Übersetzer*innen eines Gedichtes zu Kompliz*innen in einer eindringlichen politischen Diskussion.

PANORAMA
Dem Musikvideoprogramm vorangestellt, zeigt am Samstag um 18:00 Uhr das Filmhaus All the Beauty and the Bloodshed, ein Dokumentarfilm der Regisseurin Laura Poitras über die Fotografin Nan Goldin, die seit 2017 aktivistisch gegen die Verbreitung stark abhängig machender Opioide durch die Familie Sackler vorgeht. Der Film ist Teil des PANORAMA, der Festivalsektion für Dokumentar- und Experimentalfilm. Hier findet auch die dokumentarische Modellanordnung SIEBEN WINTER IN TEHERAN von KHM-Alumna Steffi Niederzoll ihren Platz. Mit ihrem Langfilmdebüt über die Verletzung der Rechtsstaatlichkeit im Iran eröffnete Niederzoll im Februar bereits die Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale. 

BEGEHRT! – FILMLUST QUEER


BEGEHRT! – FILMLUST QUEER – der Name der Sektion ist Programm. Hier finden Filme allen Genres Platz, die sich mit sexueller Identität und Vielfalt, Liebes- und Lebensentwürfen auseinandersetzen. So auch ifs-Absolvent*in Marcel-Jana Urbans dokumentarisches Porträt Ich bin Trans* oder der Experimentalkurzfilm Ob Scene von Paloma Orlandini Castro, der sich mit dem Ver-lernen genormter Geschlechterpraxen beschäftigt. In Kölner Filmhaus wird aus dieser Sektion am Sonntagnachmittag der Spielfilm Wolf and Dog von Cláudia Varejão gezeigt, der im Setting einer portugiesischen Insel einer Gruppe queerer Jugendlicher in eine Coming-Of-Age-Utopie folgt, und nicht nur in Köln und Dortmund, sondern auch als Video-on-Demand gestreamt werden kann. 

ON DEMAND
Jetzt, da das Festival nach zwei Jahren pandemiebedingter Ein- und Beschränkungen endlich wieder vollständig vor Ort stattfinden kann, entschied das Kurator*innen-Team, das aus der Not der Kontaktbeschränkungen geborene Streaming nun zur Tugend des wieder vollständig analogen Festivals zu machen. Auf der IFFF Streamingplattform, wird mit neun Spiel- und Dokumentarfilmen ein Querschnitt durch die Sektionen gezeigt und zum Teil zusätzlich durch Filmgespräche ergänzt.

PUBLIKUMSPREIS
Unter allen Filmen, die nicht älter als zwei Jahren und nicht kürzer als 60 Minuten sind, wird ein Publikumspreis vergeben der mit 1.000€ dotiert ist. Abgestimmt werden kann jeweils vor Ort in Dortmund und für die streambaren Filme ebenso online.

von Carla Gesthuisen

Veranstalter*innen..

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