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Filmkritik: Furiosa – A Mad Max Saga 

Eigentlich hat der neue Film des australischen Tausendsassas George Miller nur ein einziges echtes Problem: Nämlich dass er mit Mad Max – Fury Road einen der besten Filme des neuen Jahrtausends als Vorgänger hat. In diesen gewaltigen filmischen Fußstapfen muss es jeder neue Mad Max-Film schwer haben. 

Und dennoch ist Furiosa – A Mad Max Saga – bis auf kleine Abstriche – seinem Vorgänger in vieler Hinsicht ebenbürtig. Und das ohne eine Kopie des Vorgängerfilms zu sein, im Gegenteil: der Film zeichnet sich viel mehr durch seine andersartige Herangehensweise aus. Fury Road war über weite Strecken eine einzige lange Non-Stop-Action-Szene, die mit jeder Menge Tempo von vorne bis hinten durchpowerte und damit Publikum und Kritik begeisterte. Und nicht zuletzt ganze 6 Oscars gewann – wann hat es das zum letzten Mal bei einem reinrassigen Action-Film gegeben?

Furiosa ist ein Prequel zu Fury Road und erzählt die Geschichte der von Charlize Theron im Vorgängerfilm gespielten Filmhelden “Imperator Furiosa”, nun verkörpert von Anya Taylor-Joy (und Alyla Browne). Ihr gegenüber steht der Biker-Warlord Dementus, gespielt vom Australier Chris Hemsworth. Auch seine antagonistische Figur, die jede Menge Leichen zu verantworten haben wird sowie Entführungen, getrieben von Machthunger, ist ein komplexerer Charakter als man zunächst ahnen würde. Nicht nur Filmfiguren werden vielseitiger erzählt als im Vorgängerfilm, auch das apokalyptische Universum, das wir in Fury Road kennengelernt haben, wird hier tiefergehender beleuchtet und dadurch interessanter.

Wo Fury Road nur eine Zeit von wenigen Tagen umspannte, ist Furiosa eine geradezu epische Erzählung, die sich über Jahrzehnte erstreckt. Wir lernen wir Furiosa als Kind kennen, das in einer gut geschützten und geheimen grünen Zone inmitten des Wastelands von Australien aufwächst. Doch als sie sich eines Tages zu weit an die Grenzen ihrer Oase, dem “Grünen Ort der vielen Mütter” traut, wird sie entführt und fällt in die Hände einer großen Biker-Horde unter der Führung von Dementus. Die Gang stößt bei ihrem Streifzug durch die Wüste auf die Zitadelle, die von Immortan Joe geleitet wird. Während die beiden Tyrannen um die Vorherrschaft kämpfen, hat Furiosa ihre eigenen Prüfungen zu bewältigen. Auf einem äußerst steinigen Weg, der von wilden Action-Szenen geprägt sein wird. 

Dementus – ein eitler Geck mit Teddybär vorm Latz – wird zum Widersacher von Furiosa, Foto: Warner Bros.

In mancher Hinsicht ist Furiosa sogar der bessere Film: Durch die Hintergrundgeschichte entfaltet sich eine größere emotionale Tiefe für unsere Titelheldin und sogar für zahlreiche weitere – meist sehr unsympathische Haupt- und Nebenfiguren. Der Film ist ein kühner und elektrisierender Neuzugang in George Millers ikonischem postapokalyptischem Franchise. Visuell ist der Film ähnlich begeisternd wie sein Vorgänger, mit einer guten Mischung aus praktischen Effekten und CGI, die eine lebendige und immersive Welt schaffen.

Furiosa erforscht Themen wie Rache, Überleben und die Suche nach Hoffnung in einer trostlosen Welt. weitaus besser als Fury Road. Zwar hatten einige Kritiker:innen Probleme mit dem „normaleren“ Tempo und seiner segmentierten Handlung, aber die Entschädigungen dafür sind groß.

Bedauerlich ist es, das wir diesen Film nicht schon früher hatten. Denn George Miller hatte ursprünglich geplant, Fury Road und Furiosa Back-to-Back zu drehen und zeitnah hintereinander herauszubringen. Das ergibt allein schon wegen der Handlung Sinn, denn Furiosa hört genau dort auf, wo der Vorgängerfilm beginnt, und da wir die Welt durch den neuen Film nun besser kennen, erhalten besonders die finalen Wendungen in Fury Road ein neues Gewicht, das sie bis jetzt nicht hatten. Die beiden Film sind also das perfekte Action-Double-Feature des Jahres.

Werner Busch

Titelbild: Anya Taylor-Joy in Furiosa – A Mad Max Saga, Foto: Warner Bros.

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