Allgemein Festival Filmszene Aktuell

Programm-Highlights des Film Festival Cologne

Das Film Festival Cologne (FFCGN) findet in diesem Jahr vom 17. bis 24. Oktober statt. Gestern präsentierte die Festival-Direktorin Dr. Martina Richter im Filmpalast-Kino, das wie in den vergangenen Jahren die Festivalzentrale ist, das diesjährige Programm, gespickt mit sehenswerten Filmen, innovativen Programmen und außergewöhnlichen Seherlebnissen.

Doch die positive Sicht auf das Festivalprogramm ist überschattet durch einen offenen Brief ehemaliger Mitarbeiter:innen, der am Vorabend (25.9) anonym an die Förderer und Partner des Festivals, die Stadt Köln, das Land NRW und die Film- und Medienstiftung adressiert, und an über 150 Personen aus Politik und Verwaltung, Presse und Branchenvertreter versendet worden war. Das Schreiben richtet sich gezielt gegen Martina Richter. Mehr zu diesem offenen Brief und den Vorwürfen findet ihr hier.

Bevor Martina Richter über das Programm sprach, erinnerte sie an Lutz Hachmeister, der Ende August, zwei Wochen vor seinem 65. Geburtstag, überraschend gestorben war. Das Film Festival Cologne wurde 1991 von dem Publizisten und Medienforscher gegründet als Cologne Conference, als dieser Leiter des Adolf-Grimme-Instituts in Marl war. Richter sprach über die vielen gemeinsamen Jahre seit 1980, die Gründung der gemeinsamen Unternehmen und den Aufbau des Festivals. Die Betroffenheit über den Verlust war ihr anzumerken.

Nach diesem persönlichen Start bedankte sich Martina Richter bei den Förderern und Partnern und freute sich, dass mit MUBI die Filme des FFCGN über das Festival hinaus gezeigt werden können und präsentierte anschließend in gewohnter Weise die unterschiedlichen Reihen des Festivals.

Aus 1400 Einreichungen aus über 50 Ländern werden 80 Programmbeiträge gezeigt.
Viele der Dokumentar- und Spielfilme haben in diesem Jahr aktuelle Themen zum Inhalt: der Vormarsch antidemokratischer Kräfte in allen Teilen der Welt, das Agieren von Autokraten mit Pressezensur und die Wirkung von Fake-Nachrichten. Der Zusammenhang aktueller Entwicklungen mit den Wahlerfolgen der AFD und deren besonderen Wirkung in Deutschland bezüglich des Umgangs mit dem Nationalsozialismus wird schon beim Eröffnungsfilm deutlich: Der Dokumentarfilm RIEFENSTAHL über Hitlers Lieblingsregisseurin wird als Deutschlandpremiere gezeigt. Im Anschluss an den Film gibt es dann auch konsequenterweise eine Diskussion u. a. mit Sandra Maischberger und Nathanael Liminski.

Der Eröffnungsfilm des Festivals: RIEFENSTAHL von Andres Veiel wird als Deutschland-Premiere zu sehen sein. Foto: FFCGN

Wie jedes Jahr wird es zum Abschluss des Festivals die Preisverleihung im E-Werk geben. Einige Preise stehen schon fest, der Hollywood Reporter Award und der Filmpreis NRW werden aber erst am Abend der Preisverleihungen am 24. Oktober bekannt gegeben.

Mit dem Filmpreis Köln wird dieses Jahr Raoul Peck ausgezeichnet, in dessen Filmen immer wieder Kolonialismus und Rassismus im Zentrum stehen. Internationale Aufmerksamkeit erregte Raoul Peck erstmals mit dem Dokumentarfilm LUMUMBA: TOD DES PROPHETEN (1990) über den ermordeten ehemaligen kongolesischen Premierminister. Bekannt wurde er vor allem mit I AM NOT YOUR NEGRO (2016) über den afroamerikanischen Schriftsteller James Baldwin. Der Film war für den Oscar nominiert. Mit Deutschland verbindet Peck eine besondere Beziehung: Er absolvierte nicht nur ein Ingenieursstudium an der Humboldt-Universität, sondern in den 1980er-Jahren auch ein Filmstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, bevor er Mitte der 90er-Jahre Kulturminister Haitis wurde. Der Filmpreis Köln wird von der Stadt Köln gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Besonders ist in diesem Jahr bei der Verleihung des International Actors Award an Udo Kier, dem gebürtigen Kölner, der am 14. Oktober, drei Tage vor dem Festivalstart, seinen 80. Geburtstag feiert. In Kooperation mit dem Kölnischen Kunstverein, in dem auch eine Ausstellung über Kier zu sehen sein wird, zeigt das Festival eine umfangreiche Retrospektive seines Schaffens.

Der International Actors Award geht an Udo Kier, der nur wenige Tage vor dem Festivalstart seinen 80. Geburtstag feiern wird. Filmstill aus SWAN SONG, Foto: FFCGN

Der phoenix Preis geht dieses Jahr an den New Yorker Michael Premo, der mit seinem Dokumentarfilm HOMEGROWN im Programm vertreten ist. Wenige Wochen vor der wohl wichtigsten US-Wahl seit Ende des Zweiten Weltkriegs gibt der Film einen erschütternden Einblick in die Welt von drei gewaltbereiten Trump-Unterstützern, von denen einer an der Erstürmung des Kapitols 2021 teilnimmt.

In der Reihe „Best of Cinema Fiction“ finden sich einige herausragende Filme. Hervorzuheben ist, dass sieben Filme aus dem Programm 2025 als Oscar-Kandidaten ihrer Länder ins Rennen gehen, darunter der deutsche Kandidat DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS von Mohammad Rasoulof, in dem ein iranischer Jurist die Unabhängigkeit der Justiz seinem Karrierestreben.

Zu den Highlights gehören auch die französische Oscar-Einreichung EMILIA PEREZ von Jacque Audiard mit Zoe Saldana, ein einzigartiger Film mit einem grandiosen Schauspielensemble, der in Cannes mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde und hier einige Wochen vor seinem Kinostart gesehen werden kann. Ebenfalls sehenswert sind THE ROOM NEXT DOOR, dem ersten englischsprachigen Film von Pedro Almodovar mit Tilda Swinton und Julianne Moore auf einem besonderen, existenziellen Road-Trip oder THE GIRL WITH A NEEDLE, einem düsteren Meisterwerk in schwarzweiß.

Weniger prominent besetzt, aber genauso sehenswert ist die irische Oscar-Einreichung KNEECAP von Rich Peppiatt, der aus dem Trauma des Nordirlandkonflikts einen mitreißenden Musikfilm erwachsen lässt sowie die österreichische Oscar-Einreichung DES TEUFELS BAD, der u. a. im Bergischen Land gedreht wurde und im NRW-Wettbewerb gezeigt wird.

In diesem Wettbewerb werden 13 fiktionale und nichtfiktionale Produktionen um den Filmpreis NRW konkurrieren, die von Unternehmen mit Sitz in NRW hergestellt oder zu maßgeblichen Teilen in NRW gedreht wurden. Hierzu gehört auch der mit Alicia Vikander und Elizabeth Olsen hochkarätig besetzte Science-Fiction-Film THE ASSESSMENT.

Die Hollywood-Stars Alicia Vikander und Elizabeth Olsen liefern sich in THE ASSESSMENT ein spannendes Psycho-Duell. Der Film der augenschein Filmproduktion entstand größtenteils in den MMC-Studios in Köln Ossendorf. Foto: FFCGN

Der Filmpreis NRW ist mit 20.000 Euro dotiert und wird von einer unabhängigen Jury vergeben. Träger des Preises sind das Land Nordrhein-Westfalen und die Film- und Medienstiftung NRW.

Neben den Kinofilmen gibt es natürlich wie jedes Jahr jede Menge zu entdecken, so in der Reihe Top TV die vielfach ausgezeichnete spanische Mystery-Serie THE MESSIAH, ein Dokumentarfilm über HAPE KERKELING anlässlich des 60. Geburtstags des vielfach begabten Entertainers und Autors sowie traditionelle Auseinandersetzungen mit popkulturellen Phänomenen, dieses Jahr z. B. über die fantastische New-Wave Band DEVO oder die Bedeutung des Horrorfilms THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Leos Carax ist mit seinem neuen (kurzen) Film IT’S NOT ME wieder zu sehen und auch der Tatort aus Köln ist wieder dabei, dieses mal mit dem sehenswerten Fall COLONIUS.

Das Programm zeigt, dass sich das Film Festival Cologne mittlerweile einen Namen gemacht hat und ihm auch herausragende internationale Filme anvertraut werden. Jetzt ist es aber wichtig, dass die Anfangs erwähnten Vorwürfe auch umfassend entkräftet werden. Die Überlegungen, das Festival in anderer Trägerschaft (GmbH mit Beteiligung von Stadt und Land) sollte wieder aufgegriffen werden.

Das komplette Programm sowie die unterschiedlichen Konferenzen ist zu finden unter www.filmfestival.cologne.

Andreas Füser

Titelbild: Tatort – Colonius wird als Special Screening während des Festivals zu sehen sein

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