Filmszene Aktuell

Das Cineville-Kino-Abo feiert Geburtstag

Mit dem Cineville-Abo haben Filmbegeisterte ab 20 Euro im Monat uneingeschränkten Zugang zu einer Vielzahl von Filmen, Festivals und Sonderveranstaltungen in allen teilnehmenden Kinos deutschlandweit. Das Kino-Abo feiert nun seinen ersten Geburtstag – Zeit für eine Bilanz des Erfolgsmodells.

Von Frank Olbert.

Während der Corona-Pandemie kam der Kinobetrieb streckenweise völlig zum Erliegen, doch wer im Anschluss auf baldige Besserung hoffte, wurde enttäuscht: „Das Kinojahr 2022 war wider Erwarten ein schlechtes Kinojahr. Nach Corona hatten wir damit gerechnet, dass es wieder deutlich bergauf geht, aber dem war nicht so“, so Jürgen Lütz vom Kölner Odeon-Kino im vergangenen Jahr im Gespräch mit Filmszene Köln.

Lütz und andere Kino-Betreiber aus dem Arthouse-Bereich haben deswegen ein neues Abo-Modell aufgelegt, das nach niederländischem Vorbild den Eintrittspreis für den einzelnen Film senkt und gerade dadurch zu häufigerem Kinobesuch einlädt und so zur Kundenbindung beiträgt.

Cineville“, wie das Abo heißt, ging 2024 an den Start. Nach einem Jahr zieht Lütz Zwischenbilanz: „Allein im ersten Halbjahr 2025 hatten wir im Odeon Köln schon 3474 Besuche von Cineville-Abonnent:innen – das sind rund 6,8 Prozent unserer Gesamtbesuche. Das zeigt: Das Modell funktioniert. Besonders spannend ist für uns, wie stark sich das Sehverhalten verändert: Laut unserem Kassenpersonal kommen Cineville-Mitglieder bis zu dreimal so häufig ins Kino wie ohne Abo. Im Schnitt besuchen sie unser Kino über drei Mal im Monat.“

Vorsichtig geschätzt verdanke das Odeon dem Cineville-Abo im ersten Halbjahr 2025 rund 2000 zusätzliche Kinobesuche, so Lütz, der bei Cineville im Vorstand mitwirkt und auch den Verleih „Film Kino Text“ betreibt. In Köln schließen sich seit Kurzem auch das Metropolis und das Rex am Ring dem neuen Modell an.

Zum Jubiläum können alle Cineville-Mitglieder am Freitag, 15. August, eine Begleitperson kostenlos mitbringen.

Cineville will nun den digitalen Ausbau vorantreiben und Online-Buchungen flächendeckend möglich machen. Zum Jubiläum können alle Cineville-Mitglieder am Freitag, 15. August, eine Begleitperson kostenlos mitbringen. Geplant sind außerdem Freigetränke und kleine Feiern in ausgewählten Open-Air-Locations. Im August 2025 gilt die Cineville-Karte auch grenzüberschreitend: Alle Cineville-Mitglieder können ihr Abo in Partnerkinos in Belgien, den Niederlanden, Schweden und Österreich nutzen. Geschäftsführerin von Cineville ist Mirjam Haas. Wie Jürgen Lütz betrachtet auch sie das Abo nicht als Rabatt-, sondern als Wachstumsmodell für die Kinos.


Interview mit Cineville-Geschäftsführerin Mirjam Haas

Mirjam Haas, Foto: Cineville

Mirjam, erstmal eine Frage zu Deiner Person: Wie bist Du zu Cineville gestoßen?

Mirjam Haas: Ich war früher über viele Jahre hinweg im Arthaus-Verleih tätig. Während der Corona-Zeit, als die Kinos schließen mussten, bin ich zu einer Marketing-Agentur gewechselt, wo ich viele Erfahrungen im Projekt- und Account-Management sammeln konnte. Als ich von Cineville hörte, war ich sofort angetan und kam zu dem Entschluss, meine Erfahrungen im Management wieder mit der Filmbranche zu verbinden, die ich so sehr liebe.

Cineville läuft nun seit einem Jahr – wie fällt die vorläufige Bilanz aus?

Ich darf sagen, dass das Angebot gut läuft und angenommen wird. Gerade nach der Zeit der Pandemie wollten wir ein aufregendes, vielseitiges Abo-Modell ins Leben rufen. Es soll einen fairen Preis haben und für alle Beteiligten nachhaltige Wirkung haben – sowohl für die Abonennt:innen wie für die Kinos. Der Preis und die einfache Handhabung sind möglicherweise das Einstiegsargument für viele gewesen, letztendlich sind es aber die Vielfalt und die Leistung der Kinos, die überzeugen.

Was heißt das?

Das heißt zum Beispiel für einen Standort wie Köln, dass sich viele unterschiedliche Kinos beteiligen. Mit dem Metropolis und dem Rex am Ring kommen aktuell noch einmal zwei Häuser hinzu. Das sorgt dafür, dass die Abonennt:innen ihre Neugier ausleben können. Sie gehen öfter ins Kinos, sie sehen unterschiedliche Filme, sie besuchen nicht allein das Stammkino, sondern gehen auch in andere Kinos und schauen auch Titel abseits der viel beworbenen Filme. Klar, auch bei uns ist der „Phönizische Meisterstreich“ gerade der besucherstärktste Film, aber auch die Sonderprogramme – Sneak Previews oder Klassiker-Reihen – werden überdurchschnittlich häufig besucht.

Du hast es angesprochen: Ihr habt ein doppeltes Zielpublikum – einmal die Kinogänger:innen, aber auch die Kinos selbst. Waren die Kinobetreiber:innen gleich Feuer und Flamme für eure Idee, oder gab es auch Skepsis?

Sowohl als auch. Wir konnten dabei immer auf die Niederlande als Vorgänger und Vorbild hinweisen, denn dort funktioniert das Abo seit 15 Jahren prima. Wir brauchten einfach etwas, das Kino wieder auf die Landkarte rückt. Kinobesuch ist etwas, dass man sich nicht nur zweimal im Jahr leisten sollte – nicht allein aufgrund der Filme, sondern auch wegen des Gemeinschaftserlebnisses. Die Kinos hat dieser Gedanke gefreut, aber natürlich wollten einige erst einmal abwarten: Kommen tatsächlich mehr Leute?

Ist euer Modell deutschlandweit verbreitet, oder gibt es Schwerpunkte und Zentren, Großstädte wie Köln oder Hamburg beispielsweise?

Wir sind in Großstädten stärker vertreten: Hamburg, Köln, Berlin – in diesen Städten machen auch die meisten Kinos mit. Städte wie Bremen kommen neu hinzu, Freiburg und Nürnberg sind seit Anbeginn dabei. Insgesamt versammeln wir aktuell dreizehn Städte in unserem Modell sowie 59 Kinos. Und was die Abos betrifft, so haben wir seit Start im vergangenen Jahr bundesweit um die 6000 Abos verkauft, wobei einige nun über den Sommer hinweg pausieren.

Haben Nutzer:innen unter Umständen auch festgestellt, dass sich das Abo für sie nicht lohnt. Man sollte ja schon mindestens drei Mal pro Monat ins Kino gehen, damit es sich auszahlt?

Natürlich gibt es Leute, die so rechnen. Allerdings wollen wir auch vermitteln, dass wir ein Angebot von Kinos für Kinos sind – gerade deshalb wollen wir zum Beispiel die Community-Events stärker, so dass klar wird, dass es sich hier um ein Angebot handelt, das man nicht mehr aufrechnen muss. Ich finde, unsere Preise sind fair, und auch die Vertragsbedingungen wirken nicht einschüchternd, denn man muss sich nicht für ein komplettes Jahr verpflichten – es gibt auch ein Vier-Monate-Abo, wobei ein einjähriges Abo preisgünstiger ist. Ein Viermonatiges hingegen vereinfacht das Pausieren.

Gibt es Leute, die das Abo extensiv nutzen?

Die gibt es. Nun könnte man sagen, das sei nicht geschäftsfördernd, aber gerade das sind Leute, die das Kino lieben und die das ihren Freunden und Bekannten auch vermitteln.

Was sind eure Zukunftspläne?

Im Sommer steht erstmal unser Geburtstag an – dazu können alle Cineville-Nutzer:innen eine Begleitperson umsonst mitnehmen. Und um uns dann vom Herbst an für die neue Saison zu wappnen, wollen wir technisch besser werden, durch Online-Buchungen in allen Kinos. Im besten Fall sollten immer mehr Kinos und Städte Lust bekommen, dazu zu stoßen.


Die Kölner Cineville-Kinos

Mit dem Cineville-Abo können Filmbegeisterte ab 20 Euro im Monat uneingeschränkten Zugang zu einer Vielzahl von Filmen, Festivals und Sonderveranstaltungen in allen teilnehmenden Kinos deutschlandweit genießen. Wer sich zum Beispiel darüber informieren will, welche weiteren Städte im Herbst zum Abo hinzustoßen, kann die Cineville-App nutzen oder die Webseite besuchen: www.cineville.de

Interview + Text: Frank Olbert

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