Ein Jahr nach den Vorwürfen gegen das Film Festival Cologne scheint Stillstand zu herrschen. Während frühere Mitarbeitende erneut über Machtmissbrauch und Intransparenz berichten, sehen Stadt, Land und Filmstiftung keinen Handlungsbedarf. Hier die offiziellen Statements der Hauptförderer des Festivals.
Von Frank Olbert.
Es herrsche eine auffällige Stille rund um die Vorwürfe, die im vergangenen Jahr in Form von zwei Offenen Briefen gegen das Filmfestival Cologne (FFCGN) und insbesondere dessen Leiterin Martina Richter erhoben wurden. Richter sorge für ein „Klima der Angst“ und erzeuge ein „toxisches“ Betriebsklima, hieß es, so dass sich Kölns damalige Oberbürgermeisterin Henriette Reker gezwungen sah, bei der Eröffnung des Festivals im Jahr 2024 auf die Vorwürfe einzugehen und auf einen Austausch zwischen Richter und den Beschwerdeführern zu hoffen. Dieser allerdings finde nur beschränkt statt, konstatiert Jule Hoffmann, Autorin des Deutschland-Features „In der Grauzone. Machtmissbrauch im Kulturbetrieb“. Sie versammelt eine stattliche Reihe von Mitarbeitenden des FFCGN, die allesamt die Vorwürfe erneuern.
Doch wie gesagt: Eine auffällige Stille umgebe den gesamten Vorgang, auch, was den Umgang mit den öffentlichen Fördermitteln betreffe, die nach wie vor in einer einzigen Hand landen würden – der von Martina Richter. Noch im vergangenen Jahr hatten die Stadt Köln, das Land NRW und die Film- und Medienstiftung wie Henriette Reker betont, man nehme die Vorwürfe ernst. Man werde die Organisationstruktur des Festivals prüfen, so hieß es damals auch auf Anfrage von Filmszene Köln.
Wir haben deshalb erneut nachgefragt: Was wurde in den vergangenen Monaten unternommen, um die Anschuldigungen zu klären? Welche Konsequenzen haben sich aus der angekündigten Überprüfung der Festivalorganisation ergeben, wie werden die Fördergelder eigentlich verteilt? Und: Was ist dran an dem Vorwurf, das FFCGN hübsche seine Besucherzahlen kräftig auf?
Stadt Köln
Die Stadt Köln teilt mit, sie habe während eines kontinuierlichen Austauschs wiederholte Stellungnahmen von Martina Richter eingeholt. „Darin wurde dargelegt, dass der Umgang mit Fördergeldern nicht eigenmächtig, sondern verantwortungsvoll und entsprechend den Förderrichtlinien zweckgebunden erfolge. Zudem wurde bestätigt, dass nach den umgehend eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas an der Entwicklung eines Code of Conduct gearbeitet wird.“
Der Stadt Köln lägen keine Hinweise auf eine Diskrepanz zwischen den kommunizierten und den tatsächlichen Zahlen zu den Besuchenden sowie zu den fach- beziehungsweise presseakkreditierten Personen vor. „Die Höhe der Besucherzahlen gehört nicht zu den Vorgaben der Förderbedingungen“, heißt es. Den Austausch über die künftige Ausgestaltung der Trägerstruktur des Festivals werde man mit den übrigen Förderern und dem FFCGN fortsetzen. Die Trägerschaft liege nach wie vor bei der Cologne Conference GmbH. (Das Festival wurde 1991 als Cologne Conference gegründet und 2016 umbenannt.)
Film- und Medienstiftung NRW
Die Film- und Medienstiftung NRW erklärt, nach den im vergangenen Jahr erhobenen Vorwürfen eine umfassende Prüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft veranlasst zu haben. Belastbare rechtliche Anhaltspunkte für ein weiteres Vorgehen der Film- und Medienstiftung als Projektmittelgeber hätten sich dabei nicht ergeben.
„Grundsätzlich möchten wir anmerken, dass die Förderung der Film- und Medienstiftung NRW auf der Basis einer Entscheidung einer unabhängigen Jury erfolgt. Diese basiert auf klaren Regeln zu ordnungsgemäßer Geschäftsführung, Compliance, Gleichbehandlung und Antidiskriminierung. Zudem findet der Respect Code Film, der branchenweite Kodex zu Standards in Führungskultur, Wertschätzung und Transparenz, unsere volle Zustimmung und Unterstützung.“ Die Höhe oder die Bewertung von Besucherzahlen gehörten nicht zu den Förderauflagen und seien daher nicht Bestandteile der Fördervoraussetzungen der Film- und Medienstiftung NRW GmbH. Sollten sich die Klagen über Unregelmäßigkeiten bestätigen, werde man Schritte einleiten, so die Stiftung.
Land NRW
Die Staatskanzlei NRW, genauer der Sprecher des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, teilt mit: „Laut unserem Kenntnisstand konnten durch eine Vielzahl von Gesprächen, Workshops und moderierten Diskussionen die Probleme im Team aufgearbeitet und das Betriebsklima deutlich verbessert werden.“ Dies sei im Verlauf eines steten Austauschs mit dem Büro des FFCGN deutlich geworden. Hinsichtlich des Umgangs mit den Fördermitteln seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden; bei den Besucherzahlen mache die Staatskanzlei dem Festival keine Vorgaben.
„Aktuell gibt es keine konkreten Pläne, das Film Festival Cologne in eine öffentliche Trägerschaft unter Beteiligung des Landes zu überführen. Dies schließt nicht aus, dass dies in Zukunft ein Thema werden kann.“
Eine auffällige Stille umgebe das Filmfestival Cologne, sagt die Deutschlandfunk-Autorin Jule Hoffmann mit Blick auf die Vorwürfe gegen das Festival und seine Leiterin. In vielen Punkten könnte man auch feststellen: Es herrscht auffälliger Stillstand.
Frank Olbert
Titelbild: FFCGN
Ein Jahr nach den Vorwürfen gegen das Film Festival Cologne scheint Stillstand zu herrschen. Während frühere Mitarbeitende erneut über Machtmissbrauch und Intransparenz berichten, sehen Stadt, Land und Filmstiftung keinen Handlungsbedarf. Hier die offiziellen Statements der Hauptförderer des Festivals.
Von Frank Olbert.
Es herrsche eine auffällige Stille rund um die Vorwürfe, die im vergangenen Jahr in Form von zwei Offenen Briefen gegen das Filmfestival Cologne (FFCGN) und insbesondere dessen Leiterin Martina Richter erhoben wurden. Richter sorge für ein „Klima der Angst“ und erzeuge ein „toxisches“ Betriebsklima, hieß es, so dass sich Kölns damalige Oberbürgermeisterin Henriette Reker gezwungen sah, bei der Eröffnung des Festivals im Jahr 2024 auf die Vorwürfe einzugehen und auf einen Austausch zwischen Richter und den Beschwerdeführern zu hoffen. Dieser allerdings finde nur beschränkt statt, konstatiert Jule Hoffmann, Autorin des Deutschland-Features „In der Grauzone. Machtmissbrauch im Kulturbetrieb“. Sie versammelt eine stattliche Reihe von Mitarbeitenden des FFCGN, die allesamt die Vorwürfe erneuern.
Doch wie gesagt: Eine auffällige Stille umgebe den gesamten Vorgang, auch, was den Umgang mit den öffentlichen Fördermitteln betreffe, die nach wie vor in einer einzigen Hand landen würden – der von Martina Richter. Noch im vergangenen Jahr hatten die Stadt Köln, das Land NRW und die Film- und Medienstiftung wie Henriette Reker betont, man nehme die Vorwürfe ernst. Man werde die Organisationstruktur des Festivals prüfen, so hieß es damals auch auf Anfrage von Filmszene Köln.
Wir haben deshalb erneut nachgefragt: Was wurde in den vergangenen Monaten unternommen, um die Anschuldigungen zu klären? Welche Konsequenzen haben sich aus der angekündigten Überprüfung der Festivalorganisation ergeben, wie werden die Fördergelder eigentlich verteilt? Und: Was ist dran an dem Vorwurf, das FFCGN hübsche seine Besucherzahlen kräftig auf?
Stadt Köln
Die Stadt Köln teilt mit, sie habe während eines kontinuierlichen Austauschs wiederholte Stellungnahmen von Martina Richter eingeholt. „Darin wurde dargelegt, dass der Umgang mit Fördergeldern nicht eigenmächtig, sondern verantwortungsvoll und entsprechend den Förderrichtlinien zweckgebunden erfolge. Zudem wurde bestätigt, dass nach den umgehend eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas an der Entwicklung eines Code of Conduct gearbeitet wird.“
Der Stadt Köln lägen keine Hinweise auf eine Diskrepanz zwischen den kommunizierten und den tatsächlichen Zahlen zu den Besuchenden sowie zu den fach- beziehungsweise presseakkreditierten Personen vor. „Die Höhe der Besucherzahlen gehört nicht zu den Vorgaben der Förderbedingungen“, heißt es. Den Austausch über die künftige Ausgestaltung der Trägerstruktur des Festivals werde man mit den übrigen Förderern und dem FFCGN fortsetzen. Die Trägerschaft liege nach wie vor bei der Cologne Conference GmbH. (Das Festival wurde 1991 als Cologne Conference gegründet und 2016 umbenannt.)
Film- und Medienstiftung NRW
Die Film- und Medienstiftung NRW erklärt, nach den im vergangenen Jahr erhobenen Vorwürfen eine umfassende Prüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft veranlasst zu haben. Belastbare rechtliche Anhaltspunkte für ein weiteres Vorgehen der Film- und Medienstiftung als Projektmittelgeber hätten sich dabei nicht ergeben.
„Grundsätzlich möchten wir anmerken, dass die Förderung der Film- und Medienstiftung NRW auf der Basis einer Entscheidung einer unabhängigen Jury erfolgt. Diese basiert auf klaren Regeln zu ordnungsgemäßer Geschäftsführung, Compliance, Gleichbehandlung und Antidiskriminierung. Zudem findet der Respect Code Film, der branchenweite Kodex zu Standards in Führungskultur, Wertschätzung und Transparenz, unsere volle Zustimmung und Unterstützung.“ Die Höhe oder die Bewertung von Besucherzahlen gehörten nicht zu den Förderauflagen und seien daher nicht Bestandteile der Fördervoraussetzungen der Film- und Medienstiftung NRW GmbH. Sollten sich die Klagen über Unregelmäßigkeiten bestätigen, werde man Schritte einleiten, so die Stiftung.
Land NRW
Die Staatskanzlei NRW, genauer der Sprecher des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, teilt mit: „Laut unserem Kenntnisstand konnten durch eine Vielzahl von Gesprächen, Workshops und moderierten Diskussionen die Probleme im Team aufgearbeitet und das Betriebsklima deutlich verbessert werden.“ Dies sei im Verlauf eines steten Austauschs mit dem Büro des FFCGN deutlich geworden. Hinsichtlich des Umgangs mit den Fördermitteln seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden; bei den Besucherzahlen mache die Staatskanzlei dem Festival keine Vorgaben.
„Aktuell gibt es keine konkreten Pläne, das Film Festival Cologne in eine öffentliche Trägerschaft unter Beteiligung des Landes zu überführen. Dies schließt nicht aus, dass dies in Zukunft ein Thema werden kann.“
Eine auffällige Stille umgebe das Filmfestival Cologne, sagt die Deutschlandfunk-Autorin Jule Hoffmann mit Blick auf die Vorwürfe gegen das Festival und seine Leiterin. In vielen Punkten könnte man auch feststellen: Es herrscht auffälliger Stillstand.
Frank Olbert
Titelbild: FFCGN