Filmkritik

Filmkritik: The Change

Ein subtiler Thriller und zugleich ein hochaktuelles Politdrama: In THE CHANGE (Anniversary) seziert Jan Komasa (Corpus Christi) die schleichende Radikalisierung einer Gesellschaft – erzählt am Beispiel einer Familie, deren festes Gefüge unter den Einflüssen einer antidemokratischen Bewegung zu zerbrechen droht. Ein eindringlicher Film über Manipulation, Ideologie und den Verlust gemeinsamer Werte.

Von Andreas Füser.


Ein aktueller und wichtiger Film! Wie brisant Jan Komasas neuer Spielfilm ist – der polnische Regisseur wurde bereits für CORPUS CRISTI für den Oscar nominiert – zeigt schon ein Blick auf die unterschiedlichen Trailer. Auf den ersten Blick scheinen sich der amerikanische und der deutsche kaum zu unterscheiden, doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein entscheidender Unterschied:
Im amerikanischen Trailer fehlen sämtliche Hinweise auf die demokratiefeindliche Bewegung „The Change“ – der Film wirkt dort wie ein klassischer Psychothriller, in dem eine Familie von einer bedrohlichen Fremden heimgesucht wird. Der deutsche Trailer hingegen legt den politischen Kern offen und macht deutlich, dass es hier um weit mehr geht als eine Familienkrise. Dass der Film in den USA ausgerechnet zu Halloween startete, zeigt, wie stark der dortige Verleih ihn als Thriller und weniger als politische Parabel positioniert.

Doch zum Film selbst: In THE CHANGE trifft der gesellschaftliche Wandel mitten in das Herz einer vermeintlich intakten Familie. Die Professorin Ellen (Diane Lane) und der Sternekoch Paul (Kyle Chandler) feiern gerade ihren 25. Hochzeitstag – umgeben von Freunden und ihren vier Kindern. Sohn Josh (Dylan O’Brien) bringt seine neue Freundin Liz (Phoebe Dynevor) mit. Schon in der ersten Szene, in der Liz ihr Begrüßungsgespräch vor dem Spiegel einstudiert, wird deutlich, dass sie eine zentrale Rolle spielen wird. Ellen erkennt sie bald wieder: Liz war einst Studentin an ihrer Universität, fiel jedoch durch radikal antidemokratische Ansichten auf und wurde auf Ellens Betreiben hin exmatrikuliert.

Inzwischen ist Liz zur Anführerin einer Bewegung geworden. Ihr Buch The Change prangert die gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen der USA an und fordert eine radikale Neuausrichtung – letztlich die Abschaffung des demokratischen Systems zugunsten einer vermeintlich einheitlichen Ordnung.

Jan Komasa erzählt mit großer Klarheit, wie eine Familie zum Mikrokosmos einer ganzen Gesellschaft wird: Während Ellen und Paul verzweifelt um Zusammenhalt bemüht sind, spiegeln ihre Kinder den Riss zwischen ideologischer Verblendung und dem Versuch, Haltung zu bewahren.

THE CHANGE ist – nicht zuletzt dank seiner hervorragenden Darsteller:innen – ein düsterer, aber aufrüttelnder Blick auf eine gesellschaftliche Entwicklung, die längst nicht mehr nur in den USA droht Realität zu werden. Komasa zeigt eindringlich, wie gefährlich die scheinbar harmlosen Worte und Strategien antidemokratischer Bewegungen sind – und wie wichtig es ist, ihnen frühzeitig zu widersprechen.


Der Film wird zum Kinostart am 6. November zunächst in folgenden Kinos in Köln zu sehen sein:

  • Off Broadway
  • Cinedom
  • Metropolis

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