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Edimotion – Ein Festival für die “unsichtbare Filmkunst”

Zum 24. Mal geht Edimotion in diesem Jahr auf die Suche nach dem Goldenen Schnitt – 2001 wurde das Festival gegründet, um der Filmmontage ein eigenes Forum zu bieten, damals unter dem Namen Filmplus. Seit 2009 ist Kyra Scheurer künstlerische Leiterin des Festivals und seit 2017 auch Gesellschafterin von Edimotion. Sie übernahm gemeinsam mit Geschäftsführerin Jenny Krüger und Editor Dietmar Kraus die Veranstaltung in neuer Konstellation, als sich  2016 die Gründer Nikolaj Nikitin und Oliver Baumgarten verabschiedeten –  2020 taufte das neue Team das Festival in Edimotion um. Bis heute hat sich mit der Namensänderung auch einiges in der Philosophie des Festivals getan: „Etwa die Einführung der Edimotion Akademie sowie des International Film Editors Forums (IFEF)“, so Kyra Scheurer. „Und ganz wichtig: seit 2021 ist Edimotion das erste und immer noch einzige klimaneutrale Filmfestival in NRW. Die Veranstaltung hat sich insgesamt zu mehr Diversität, Teilhabe und Nachhaltigkeit entwickelt – das hat sich endgültig auch nach außen durch Edimotion goes Green gezeigt. Im Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 ist es uns zum Beispiel gelungen, 40 Prozent Emissionen einzusparen.“

Kyra Scheurer, Künstlerische Leiterin von Edimotion,
Foto: Jule Guder

Das Festival hat sich im Laufe seiner Geschichte nicht allein zu einer festen Größe etabliert, was die Vernetzung von Editor:innen untereinander betrifft – vor allem ist es dem Team von Edimotion auch ein Anliegen, die „unsichtbare Kunst des Schnitts“, wie manche sie nennen, dem Publikum nahe zu bringen. Beides, der Dialog der Filmemacher:innen untereinander wie das Gespräch mit den Zuschauer:innen sei Sinn und Zweck des Festivals seit Anbeginn, sagt Scheurer: „Unser Konzept sieht vor, dass die Bühne komplett den Editorinnen und Editoren gehört. Wir sprechen im Anschluss an alle Filme mit den Nominierten, es geht im Filmgespräch ausschließlich um die Montage, und das gilt auch für die Themenschwerpunkte.“

In diesem Jahr geht es um den historischen Schnitt, auch weil der Bundesverband Filmschnitt Editor in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen feiert. Zudem ist die Ehrenpreisträgerin Gabriele Voss (siehe Interview) – dazu wird es ein ausführliches Panel unter dem Titel „Schnitte in Raum und Zeit“ geben als Reflexion über die Geschichte der Montage. Passend zum „Gastland Australien“ wird im Themenschwerpunkt die australische Editorin Karen Pearlman gemeinsam mit einer deutschen Kollegin den Einfluss von Editorinnen auf die Filmgeschichte reflektieren: Ihr Vortrag widmet sich dem Thema „Hidden Stars – Women‘s Influence in Editing Revolutions“.

Die im Dunkeln sieht man nicht. Editor:innen, früher wurden sie Cutter oder „Kötter“ genannt, wirken abseits des Filmsets im Schneideraum. In analogen Zeiten mussten sie hier das Filmmaterial tatsächlich „schneiden“, wenn sie es in eine dramaturgische Ordnung und in einen Rhythmus brachten – heute funktioniert der Vorgang am Rechner, und es arbeiten im traditionellen Frauenberuf der Editorin zunehmend mehr Männer. Diesen Kreativen im Filmbetrieb, die selten im Licht der Öffentlichkeit stehen, ein Gesicht zu geben, ist seit jeher das Ziel des Festivals – auch als in den Corona-Jahren Maskenpflicht herrschte. Kyra Scheurer blickt darauf zurück: „Wir sind stolz, das gut überstanden zu haben, sowohl in den Jahren der Pandemie, als durch eingeschränkten Live-Zugang der Online-Zugang zu Filmen nötig wurde, als auch danach. Natürlich sind die Kosten durch die Inflation gestiegen – das spüren wir. Auch gibt es überall den Kampf um die Finanztöpfe. Wir sind sehr glücklich, dass wir auf unsere traditionellen Partner weiterhin bauen können.“

Australien ist das diesjährige Gastland bei Edimotion. Editor Simon Njoo ist zu Gast und stellt seinen Film “The Nightingale” (2018) vor. Foto: Edimotion

Die Wettbewerbsbeiträge für Spiel- und Dokumentarfilme werden durch Vorjurys ausgewählt. Die Entscheidungen für das Gastland und den Ehrenpreis trifft das Festivalteam. „Konkret ist dann Sven Ilgner für die Hommage zuständig und Dietmar Kraus für das Internationale“, so Kyra Scheurer. „Australien als Gastland einzuladen, ist uns bereits seit vielen Jahren ein großes Bedürfnis – leider kam die Pandemie dazwischen, in der gerade Australien äußerst strenge Auflagen hatte. Es ist für beide Seiten ein großes Glück, dass es endlich geklappt hat.“

Auch Gabriele Voss zu ehren, war bereits seit längerem beabsichtigt – aber das Team von Edimotion musste warten, bis sie weder mit einem aktuellen Film nominiert noch in der Edimotion Akademie als Dozentin aktiv war. Gabriele Voss, geboren 1948 in Hagen, gehört seit den 70er-Jahren zu den profiliertetesten Filmemacher:innen Deutschlands, vor allem im Bereich des Dokumentarfilms, und hier wiederum vor allem als Chronistin des Ruhrgebiets, dessen Wandel sie oft in Zusammenarbeit mit ihrem Partner und Ehemann Christoph Hübner beobachtete. Den Schnitt sieht sie als „zweite Regie“ – so steht es auch in ihrem Buch „Schnitte in Raum und Zeit“, das selbst eine Art Montage ist. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählt sie Stoffentwicklung, Dramaturgie und Montage; sie bezeichnet sich als Autorin mit Worten, Bildern und Tönen. Im vergangenen Jahr schloss ihr Film „Vom Ende eines Zeitalters“ (gemeinsam mit Hübner) mehr als 40 Jahre der filmisch-dokumentarischen Beschäftigung mit dem Ruhrgebiet ab.

Frank Olbert

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Hier findet ihr das Interview mit der Ehrenpreisträgerin.

Edimotion, das Festival für Filmschnitt und Montagekunst, findet vom 11. bis zum 14. Oktober in Köln statt. Tickets (8 Euro, ermäßigt 7 Euro) am besten im Ticketshop bestellen: https://t.rausgegangen.de/tickets/shop/edimotion, oder an der Tageskasse. Veranstaltungsorte sind das Filmforum NRW, das Filmhaus Köln und die Alte Feuerwache.

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