Gleich drei der sechs Filmpreise, die am 8. November 2025 zum Abschluss der 49. Duisburger Filmwoche vergeben wurden, gingen an zwei Filme aus Köln, die an der KHM entstanden sind. ICH HÄTTE LIEBER EINEN ANDEREN FILM GEMACHT von Suse Itzel erhielt den mit 5.000 EUR dotierten Preis der Stadt Duisburg sowie den Publikumspreis der Rheinischen Post. Der Arte-Dokumentarfilmpreis ging an ELBOWS IN SHATTERS von Danila Lipatov, die Jury vergab ihn ex aequo außerdem an HOLLER FOR SERVICE von Kathrin Seward und Ole Elfenkämper.
ICH HÄTTE LIEBER EINEN ANDEREN FILM GEMACHT von Suse Itzel
In dem autobiografischen Kurzfilm arbeitet die Filmemacherin das große Trauma ihres Lebens auf, die sexuellen Gewaltverbrechen ihres Vaters, die er an ihr im Kindesalter über Jahre hinweg verübte. Auf der Tonspur die Stimme der Filmemacherin, die das „Unaussprechliche“ benennt, und die Manipulationen, die Zurückweisungen und die Kälte, die sie im Elternhaus erfahren hat. Und ihr Umgang mit dem Tod der Eltern, die inzwischen verstorben sind. Auf der Bildebene tastet sich der Film in Tableaus von Räumen voran, die mittels Projektionen und Raum-Installationen die Orte abbilden und miteinander verschmelzen, die ihr Leben geprägt haben, dazu Familienfotos, in denen die Menschen jedoch herausgeschnitten sind. Eine eindringliche filmische Erfahrung, die durch ihre sorgsame Montage gleichsam nah und unmittelbar ist, aber auch den Raum für Abstand und Abstraktion bietet, damit für ein tieferes Begreifen.
Ebenso eindrücklich wie der Film war das anschließende Gespräch mit der Filmemacherin, das Ute Adamczewski moderierte: „Das Sprechen, das während dieser einen Stunde den Raum ausfüllt, ist ein tastendes, empfindsames und konzentriertes. Feine Annäherungsversuche an etwas, das nicht zu fassen, eigentlich nicht zu beschreiben ist“, so das offizielle Protkoll der Filmwoche, das Caroline Schöbi festhielt.
„Ich bin noch immer ziemlich aufgewühlt“, versucht eine Person aus dem Publikum eine Annäherung an das Gesehene, Gehörte, Gefühlte – „es macht sprachlos, die Wunden heilen nicht und das Schweigen kann einen kaputt machen. Danke dass du eine Form gefunden hast, dem Unbeschreiblichen und Unfassbaren einen Ausdruck zu geben“, die Stimme bricht weg, Tränen treten an deren Stelle; auch bei Suse Itzel, die ermutigt: „Es ist wichtig auch mal kurz zu weinen und nicht alles zu intellektualisieren… ein paar Tränen vergießen und dann geht’s weiter. Das ist eine wichtige Basis“. Ein ergreifender Moment für alle im Saal.
Der zweite Preisträgerfilm richtet den Blick auf Gemeinschaften in der Heimat seiner Familie: Danila Lipatov begibt sich auf Spurensuche nach Duschanbe in Tadschikistan, wo er den Migrationsgeschichten seiner Tante nachgeht. Zwar bildet diese familiäre Verbindung den Ausgangspunkt seiner Reise, doch statt im Persönlichen zu verharren, öffnet er sich der Stadt und ihren Bewohner:innen. Inmitten der autoritären Strukturen und der postsowjetischen Realität begegnet er Menschen, die sich ihre eigenen Freiräume geschaffen haben – und diese mit ihm teilen. An diesem Punkt löst sich Lipatovs ursprüngliches Konzept auf, und der Film verwandelt sich in eine offene Erkundung von Wahrnehmung und Erfahrung, die aus dem gemeinsamen Prozess des Filmens entsteht.
Die 49. Duisburger Filmwoche stand unter dem Motto „Halt“. Im kommenden Jahr wird das wichtigste Festival für Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein halbes Jahrhundert alt. Foto: Werner Busch
Gleich drei der sechs Filmpreise, die am 8. November 2025 zum Abschluss der 49. Duisburger Filmwoche vergeben wurden, gingen an zwei Filme aus Köln, die an der KHM entstanden sind. ICH HÄTTE LIEBER EINEN ANDEREN FILM GEMACHT von Suse Itzel erhielt den mit 5.000 EUR dotierten Preis der Stadt Duisburg sowie den Publikumspreis der Rheinischen Post. Der Arte-Dokumentarfilmpreis ging an ELBOWS IN SHATTERS von Danila Lipatov, die Jury vergab ihn ex aequo außerdem an HOLLER FOR SERVICE von Kathrin Seward und Ole Elfenkämper.
ICH HÄTTE LIEBER EINEN ANDEREN FILM GEMACHT von Suse Itzel
In dem autobiografischen Kurzfilm arbeitet die Filmemacherin das große Trauma ihres Lebens auf, die sexuellen Gewaltverbrechen ihres Vaters, die er an ihr im Kindesalter über Jahre hinweg verübte. Auf der Tonspur die Stimme der Filmemacherin, die das „Unaussprechliche“ benennt, und die Manipulationen, die Zurückweisungen und die Kälte, die sie im Elternhaus erfahren hat. Und ihr Umgang mit dem Tod der Eltern, die inzwischen verstorben sind. Auf der Bildebene tastet sich der Film in Tableaus von Räumen voran, die mittels Projektionen und Raum-Installationen die Orte abbilden und miteinander verschmelzen, die ihr Leben geprägt haben, dazu Familienfotos, in denen die Menschen jedoch herausgeschnitten sind. Eine eindringliche filmische Erfahrung, die durch ihre sorgsame Montage gleichsam nah und unmittelbar ist, aber auch den Raum für Abstand und Abstraktion bietet, damit für ein tieferes Begreifen.
Ebenso eindrücklich wie der Film war das anschließende Gespräch mit der Filmemacherin, das Ute Adamczewski moderierte: „Das Sprechen, das während dieser einen Stunde den Raum ausfüllt, ist ein tastendes, empfindsames und konzentriertes. Feine Annäherungsversuche an etwas, das nicht zu fassen, eigentlich nicht zu beschreiben ist“, so das offizielle Protkoll der Filmwoche, das Caroline Schöbi festhielt.
Das gesamte Protokoll zum Filmgespräch kann man hier nachlesen.
ELBOWS IN SHATTERS von Danila Lipatov
Der zweite Preisträgerfilm richtet den Blick auf Gemeinschaften in der Heimat seiner Familie: Danila Lipatov begibt sich auf Spurensuche nach Duschanbe in Tadschikistan, wo er den Migrationsgeschichten seiner Tante nachgeht. Zwar bildet diese familiäre Verbindung den Ausgangspunkt seiner Reise, doch statt im Persönlichen zu verharren, öffnet er sich der Stadt und ihren Bewohner:innen. Inmitten der autoritären Strukturen und der postsowjetischen Realität begegnet er Menschen, die sich ihre eigenen Freiräume geschaffen haben – und diese mit ihm teilen. An diesem Punkt löst sich Lipatovs ursprüngliches Konzept auf, und der Film verwandelt sich in eine offene Erkundung von Wahrnehmung und Erfahrung, die aus dem gemeinsamen Prozess des Filmens entsteht.
Das vollständige Protokoll zu ELBOWS IN SHATTERS kann man ebenfalls auf der Webseite Protokult der Duisburger Filmwoche nachlesen.
Titelbild: Suse Itzel bei der Preisverleihung der 49. Duisburger Filmwoche am 8. November 2025 © Simon Bierwald / Duisburger Filmwoche