Wenn sich im Filmforum NRW die Türen zur letzten Festivalwoche öffnen, verändert Moovy noch einmal die Temperatur. Die Tage vom 28. bis 30. November setzen einen akzentuierten filmischen Schlusspunkt unter ein Festival, das Tanzfilm und VR als Kunstformen im ständigen Wandel begreift – politisch, poetisch, wütend, zärtlich, formbewusst und experimentierlustig.
Der Freitag beginnt mit einem dichten Doppelschlag. Unter dem Titel „Widerstand und Erinnerung“versammelt das Kurzfilmprogramm Bilder, die sich gegen das Vergessen stemmen. Es sind Filme, die Körper in Konfrontation zeigen: mit gesellschaftlichen Normen, mit Gewalt, mit historischen Lasten. Von einer Transfrau auf den Straßen Brasiliens über ein Mädchen im Zug, das in die Innenwelt eines Fremden driftet, bis zu Tänzerinnen, die Mythen des Frauseins in Benin neu erzählen – diese Arbeiten öffnen Erfahrungsräume, die über den Tanz hinausgehen. Direkt im Anschluss folgt „Shahid“ von Narges Kalhor, ein wütender, kluger, formal freier Tanzfilm voller Widerhaken. Kalhor verschränkt Familiengeschichte, Bürokratie-Satire und surreale Mini-Musicals zu einer Auseinandersetzung mit Identität und der Macht von Namen. Der Film ist eine politische Groteske und zugleich eine zutiefst persönliche Befreiungserzählung.
Am Samstag führt„The Sea“ in eine ganz andere Topografie. Douglas Rosenbergs Schwarzweißfilm, gedreht an den Küsten der baltischen Insel Fårö, bewegt sich langsam, fast gezeitenhaft. Die Körper der älteren Darsteller werden zu Speicherorten von Erinnerung und Freundschaft. Eine stille Elegie, getragen von Landschaften, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Abends gehört die Leinwand erneut einer Kurzfilmreihe. „Körper schreiben Geschichte(n)“zeigt, wie Bewegungen zum Archiv werden können: als Widerstandsgeste, als Frage an die Leistungsgesellschaft, als Rave vor dem Weltende oder als flüchtiger Sprung vom fahrenden Lkw. Hier begegnen sich Poesie und Adrenalin, Choreografie und Zufall. Einige Filme tragen ihre literarischen Vorlagen offen mit sich – Adrienne Richs Meeresgedicht steht als Echo hinter „Diving into the Wreck“und verleiht den Bildern ein zusätzliches, anderes Licht.
Am Sonntag schließlich gehört die Leinwand zuerst den jüngsten Filmemacherinnen des Festivals. „Unsere Orte, unsere Moves“ist mehr als eine Werkschau; es ist ein Blick in die Zukunft des Tanzfilms. Jugendliche aus sechs Städten in NRW erzählen in kurzen Videos von Freundschaften, Grenzen, Selbstbildern und Bewegungsfreiheit. Der Alltag, die Heimatorte, der eigene Körper – alles wird zum Material. Die Arbeiten sind roh, direkt und überraschend ehrlich. Am Abend setzt„Streetwear“ den Schlusspunkt des Wochenendes. Mark Sieczkareks Film verwandelt Wuppertal in eine kinetische Spielwiese. Tänzerinnen aus dem Umfeld Pina Bauschs treffen auf Butoh, Musik und eigenwillige Kostüme aus recycelten Materialien. Die Stadt wird Bühne, die Kleidung Skulptur, der Film ein vibrierender Strom durch vertraute und fremde Räume.
Dies kommenden Tage zeigen, wie Moovy denkt: nicht linear, nicht statisch, sondern in offenen Kreisläufen. Tanz wird Erinnerung, Film wird Bewegung, Körper werden Erzählformen. Und immer wieder stellt sich die Frage, was ein Raum ist – eine Halde im Ruhrgebiet, ein Strand in Benin, ein Zugabteil, eine Wuppertaler Seitenstraße oder das eigene Zimmer.
Wenn sich im Filmforum NRW die Türen zur letzten Festivalwoche öffnen, verändert Moovy noch einmal die Temperatur. Die Tage vom 28. bis 30. November setzen einen akzentuierten filmischen Schlusspunkt unter ein Festival, das Tanzfilm und VR als Kunstformen im ständigen Wandel begreift – politisch, poetisch, wütend, zärtlich, formbewusst und experimentierlustig.
Der Freitag beginnt mit einem dichten Doppelschlag. Unter dem Titel „Widerstand und Erinnerung“ versammelt das Kurzfilmprogramm Bilder, die sich gegen das Vergessen stemmen. Es sind Filme, die Körper in Konfrontation zeigen: mit gesellschaftlichen Normen, mit Gewalt, mit historischen Lasten. Von einer Transfrau auf den Straßen Brasiliens über ein Mädchen im Zug, das in die Innenwelt eines Fremden driftet, bis zu Tänzerinnen, die Mythen des Frauseins in Benin neu erzählen – diese Arbeiten öffnen Erfahrungsräume, die über den Tanz hinausgehen. Direkt im Anschluss folgt „Shahid“ von Narges Kalhor, ein wütender, kluger, formal freier Tanzfilm voller Widerhaken. Kalhor verschränkt Familiengeschichte, Bürokratie-Satire und surreale Mini-Musicals zu einer Auseinandersetzung mit Identität und der Macht von Namen. Der Film ist eine politische Groteske und zugleich eine zutiefst persönliche Befreiungserzählung.
Am Samstag führt „The Sea“ in eine ganz andere Topografie. Douglas Rosenbergs Schwarzweißfilm, gedreht an den Küsten der baltischen Insel Fårö, bewegt sich langsam, fast gezeitenhaft. Die Körper der älteren Darsteller werden zu Speicherorten von Erinnerung und Freundschaft. Eine stille Elegie, getragen von Landschaften, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Abends gehört die Leinwand erneut einer Kurzfilmreihe. „Körper schreiben Geschichte(n)“ zeigt, wie Bewegungen zum Archiv werden können: als Widerstandsgeste, als Frage an die Leistungsgesellschaft, als Rave vor dem Weltende oder als flüchtiger Sprung vom fahrenden Lkw. Hier begegnen sich Poesie und Adrenalin, Choreografie und Zufall. Einige Filme tragen ihre literarischen Vorlagen offen mit sich – Adrienne Richs Meeresgedicht steht als Echo hinter „Diving into the Wreck“ und verleiht den Bildern ein zusätzliches, anderes Licht.
Am Sonntag schließlich gehört die Leinwand zuerst den jüngsten Filmemacherinnen des Festivals. „Unsere Orte, unsere Moves“ ist mehr als eine Werkschau; es ist ein Blick in die Zukunft des Tanzfilms. Jugendliche aus sechs Städten in NRW erzählen in kurzen Videos von Freundschaften, Grenzen, Selbstbildern und Bewegungsfreiheit. Der Alltag, die Heimatorte, der eigene Körper – alles wird zum Material. Die Arbeiten sind roh, direkt und überraschend ehrlich. Am Abend setzt „Streetwear“ den Schlusspunkt des Wochenendes. Mark Sieczkareks Film verwandelt Wuppertal in eine kinetische Spielwiese. Tänzerinnen aus dem Umfeld Pina Bauschs treffen auf Butoh, Musik und eigenwillige Kostüme aus recycelten Materialien. Die Stadt wird Bühne, die Kleidung Skulptur, der Film ein vibrierender Strom durch vertraute und fremde Räume.
Dies kommenden Tage zeigen, wie Moovy denkt: nicht linear, nicht statisch, sondern in offenen Kreisläufen. Tanz wird Erinnerung, Film wird Bewegung, Körper werden Erzählformen. Und immer wieder stellt sich die Frage, was ein Raum ist – eine Halde im Ruhrgebiet, ein Strand in Benin, ein Zugabteil, eine Wuppertaler Seitenstraße oder das eigene Zimmer.
Werner Busch
Titelbild: „Podium“ von Dor Averbuch
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