Internet killed the Videostar – Kann die Traumathek gerettet werden?
Seit über 20 Jahren gibt es die Programmvideothek Traumathek in Köln, nun droht ihre Schließung. Erschwingliche Streaming-Services und die Möglichkeit des illegalen Downloads haben dafür gesorgt, dass die meisten Videotheken im Angesicht der großen neuen Konkurrenz ihren Betrieb einstellen mussten. Quentin Tarantino wäre vermutlich ohne seine filmhistorische “Ausbildung” als Mitarbeiter einer Videothek nicht der selbe Filmemacher geworden – man kann sich jedenfalls nur schwer vorstellen, dass Netflix und ein HBO-Abo ihn auf die selbe Art geprägt hätten, wie die Jahre hinterm Tresen, in denen er Kunden enthusiastisch bei ihrer Filmwahl beraten hat. Kevin Smith ist ein weiterer Regisseur der Leihvideo-Generation, der in einer Videothek gearbeitet und sich während seiner Zeit dort neugierig mit den Filmkonsumenten ausgetauscht und Erzählstoff gesammelt hat, bevor er selbst Filmemacher wurde – in seinem Erstlingswerk “Clerks” ist einer der zwei Haupthandlungsorte eine Videothek.
Eine filmkulturelle Ära ist mit dem Verschwinden der Videotheken zuende gegangen, aber es gibt noch letzte Flaggschiffe, die nicht sinken wollen. Dazu gehört die Traumathek, eine Kölner Institution die tapfer um ihr Überleben kämpft. Gründerin und Besitzerin Karin Hüttenhofer und ihr Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Unterstützern sorgt dafür, dass weiterhin ein sorgfältig kuratiertes und breit gefächertes Repertoire von Filmen aus aller Welt ausgeliehen werden kann. Ob Autorenfilm-Klassiker, bizarrer B-Movie, japanischer Horrorfilm (oft lange vor der deutschen Kinoveröffentlichung) oder zeitgenössisches US-amerikanisches Unterhaltungskino – für jede Laune und den Film-Aficionado mit eklektischem Geschmack ist alles dabei. Sogar ein VHS-Player kann ausgeliehen werden, wenn eine Rarität nur auf Videokassette existiert. In der Programmvideothek gibt es auch ein Café, in dem man Limonade trinkend überlegen kann, ob man “Faster Pussycat Kill Kill!”, “Love Story” und “Faustrecht der Freiheit” an einem Abend schaffen würde und ob man vielleicht sicherheitshalber doch noch einen Pixar-Film dazu ausleiht. Seit ein paar Jahren bietet in der Traumathek der Veranstaltungsraum Studio Argento zusätzlich die Möglichkeit ungewöhnliche Filme auf großer Leinwand zu sehen, immer wieder auch in Anwesenheit der Macher. Außerdem kann der Raum für Lesungen, Musikabende oder Geburtstagsfilmvorführungen gemietet werden. Trotz der vielfältigen Einzigartigkeit der Traumathek ist ihr Weiterbestehen in Gefahr.
Vor kurzem wurde von Karin Hüttenhofer und ihrem Traumathek-Team ein Aufruf gestartet, mit der Bitte, sich für das Überleben der Programm-Videothek einzusetzen. Bisher (Stand 08.05.2017) konnten 3951,90 Euro gesammelt werden, aber um die Schließung zu verhindern, müssen insgesamt 9000 Euro zusammenkommen.
Wenn sich nicht genug Unterstützung findet, muss der besondere Begegnungsort für Filmliebhaber aufgeben und ehemalige Kunden werden nachfolgenden Generationen wehmütig erzählen: „Im Jahr 2017 musste die Traumathek schließen, ein Ort, an dem man Filme ausleihen konnte, also, so wie Netflix, aber in einem Laden mit echten Experten, die einen bei der Auswahl beraten haben und immer mal wieder dazu gebracht haben, etwas anzusehen, von dem man sonst nie erfahren hätte. Und weil man die Filme wieder zurückgeben musste und dann mit dem Mitarbeiter darüber sprechen, wie man sie fand, hat man meistens sogar bis zum Abspann durchgehalten ohne dabei einzuschlafen oder gleichzeitig was anderes zu machen. Das waren noch Zeiten…“
Wer helfen will, die Traumathek zu retten, kann sich an dieser Stelle über die verschiedenen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung informieren:
http://www.traumathek.de/ic/page/192/traumathek-aufruf.html
Foto: © „Library“ (Pixabay/Michal Jarmoluk, 2014)
Internet killed the Videostar – Kann die Traumathek gerettet werden?
Seit über 20 Jahren gibt es die Programmvideothek Traumathek in Köln, nun droht ihre Schließung. Erschwingliche Streaming-Services und die Möglichkeit des illegalen Downloads haben dafür gesorgt, dass die meisten Videotheken im Angesicht der großen neuen Konkurrenz ihren Betrieb einstellen mussten. Quentin Tarantino wäre vermutlich ohne seine filmhistorische “Ausbildung” als Mitarbeiter einer Videothek nicht der selbe Filmemacher geworden – man kann sich jedenfalls nur schwer vorstellen, dass Netflix und ein HBO-Abo ihn auf die selbe Art geprägt hätten, wie die Jahre hinterm Tresen, in denen er Kunden enthusiastisch bei ihrer Filmwahl beraten hat. Kevin Smith ist ein weiterer Regisseur der Leihvideo-Generation, der in einer Videothek gearbeitet und sich während seiner Zeit dort neugierig mit den Filmkonsumenten ausgetauscht und Erzählstoff gesammelt hat, bevor er selbst Filmemacher wurde – in seinem Erstlingswerk “Clerks” ist einer der zwei Haupthandlungsorte eine Videothek.
Eine filmkulturelle Ära ist mit dem Verschwinden der Videotheken zuende gegangen, aber es gibt noch letzte Flaggschiffe, die nicht sinken wollen. Dazu gehört die Traumathek, eine Kölner Institution die tapfer um ihr Überleben kämpft. Gründerin und Besitzerin Karin Hüttenhofer und ihr Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Unterstützern sorgt dafür, dass weiterhin ein sorgfältig kuratiertes und breit gefächertes Repertoire von Filmen aus aller Welt ausgeliehen werden kann. Ob Autorenfilm-Klassiker, bizarrer B-Movie, japanischer Horrorfilm (oft lange vor der deutschen Kinoveröffentlichung) oder zeitgenössisches US-amerikanisches Unterhaltungskino – für jede Laune und den Film-Aficionado mit eklektischem Geschmack ist alles dabei. Sogar ein VHS-Player kann ausgeliehen werden, wenn eine Rarität nur auf Videokassette existiert. In der Programmvideothek gibt es auch ein Café, in dem man Limonade trinkend überlegen kann, ob man “Faster Pussycat Kill Kill!”, “Love Story” und “Faustrecht der Freiheit” an einem Abend schaffen würde und ob man vielleicht sicherheitshalber doch noch einen Pixar-Film dazu ausleiht. Seit ein paar Jahren bietet in der Traumathek der Veranstaltungsraum Studio Argento zusätzlich die Möglichkeit ungewöhnliche Filme auf großer Leinwand zu sehen, immer wieder auch in Anwesenheit der Macher. Außerdem kann der Raum für Lesungen, Musikabende oder Geburtstagsfilmvorführungen gemietet werden. Trotz der vielfältigen Einzigartigkeit der Traumathek ist ihr Weiterbestehen in Gefahr.
Vor kurzem wurde von Karin Hüttenhofer und ihrem Traumathek-Team ein Aufruf gestartet, mit der Bitte, sich für das Überleben der Programm-Videothek einzusetzen. Bisher (Stand 08.05.2017) konnten 3951,90 Euro gesammelt werden, aber um die Schließung zu verhindern, müssen insgesamt 9000 Euro zusammenkommen.
Wenn sich nicht genug Unterstützung findet, muss der besondere Begegnungsort für Filmliebhaber aufgeben und ehemalige Kunden werden nachfolgenden Generationen wehmütig erzählen: „Im Jahr 2017 musste die Traumathek schließen, ein Ort, an dem man Filme ausleihen konnte, also, so wie Netflix, aber in einem Laden mit echten Experten, die einen bei der Auswahl beraten haben und immer mal wieder dazu gebracht haben, etwas anzusehen, von dem man sonst nie erfahren hätte. Und weil man die Filme wieder zurückgeben musste und dann mit dem Mitarbeiter darüber sprechen, wie man sie fand, hat man meistens sogar bis zum Abspann durchgehalten ohne dabei einzuschlafen oder gleichzeitig was anderes zu machen. Das waren noch Zeiten…“
Wer helfen will, die Traumathek zu retten, kann sich an dieser Stelle über die verschiedenen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung informieren:
http://www.traumathek.de/ic/page/192/traumathek-aufruf.html
Foto: © „Library“ (Pixabay/Michal Jarmoluk, 2014)