Vor wenigen Tagen sicherte der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln das Fortbestehen des beliebten Cinenova-Kinos in Köln Ehrenfeld, das der Gentrifizierung im Stadtteil weichen sollte. Doch es droht bereits neuer Ärger durch den Immobilienbesitzer.
Wenn man so durch Köln Ehrenfeld dieser Tage läuft, entdeckt man in gefühlt jeder zweiten Straße eine Baustelle. Hohe Baukräne ragen über großen Rohbauten, freie Flächen werden immer rarer und auch Abrissarbeiten gehören schon lange zum alltäglichen Straßenbild. Seit wenigen Tagen werden zum Beispiel am Grünen Weg alte Geschäftsgebäude von einem Bagger eingeebnet. Jack in the Box musste das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs verlassen. Der Bauwagenplatz Osterinsel ist akut bedroht. Das Underground wurde abgerissen. Das Allerweltshaus in der Körnerstraße bangt um seinen Fortbestand. Große Schilder künden von tollen neuen Wohnmöglichkeiten, die es bald geben wird. Die Großstädte explodieren, und wir sind live dabei.
Gleich in der Nachbarschaft dieser vielen neuen Baustellen ist das Lieblingskino vieler Ehrenfelder und des Umlandes: das Cinenova, das 1996 von Dieter und Martina Borck mit drei Sälen in den Räumen eines ehemaligen Paketzentrums entstand. Auch dieses soll dem Willen der neuen Grundstücksbesitzer nach weichen, um auf dem Areal ein großes Wohnprojekt umzusetzen.
Schon seit zweieinhalb Jahren kämpft das beliebte Kino um seine Existenz. Denn Ende 2016 kam unerwartet eine Räumungsklage auf die Betreiberfamilie Borck zu. Der Frankfurter Investor Samuel Singer, der das Areal mit seiner Objekt VL GmbH & Co. KG im Jahr zuvor erworben hatte, zog kurz nach dem Kauf vor Gericht. Uneindeutigkeiten bei der Untervermietung von Büros im Gebäude wurden zum Gegenstand einer gerichtlichen Klage, die erst im Januar 2019 nach zwei Instanzen vom Oberlandesgericht final abgewiesen wurde.
Das Kino durfte also weiter bestehen. Doch nur wenige Tage nach dieser Entscheidung kam ein neuer Schock auf die Kinobetreiber zu: die Preise im angrenzenden Parkhaus wurden durch den Eigentümer von einem Tag auf den anderen von 1,50 Euro auf 3,50 Euro erhöht – ab 18 Uhr, wenn die Hauptgeschäftszeit des Kinos beginnt.
Doch die Parkhauskosten sind nur ein Nebenschauplatz. Viel bedrohlicher noch ist eine Explosion der Nebenkosten, seit die Objekt VL GmbH & Co. KG neuer Eigentümer ist. Martina Borck berichtete der Choices im April, das aus circa 3000 Euro Nebenkosten-Nachzahlungen beim alten Eigentümer nun für 2017 fast 20.000 Euro geworden sind. Belege, die die Versechsfachung der Kosten begründen, habe das Unternehmen bislang nicht vorgelegt.
Lange trugen die Kinobetreiber also schon die Sorgen um sich und den Fortbestand des Kinos mit sich herum, bevor sie in diesem Jahr nach Beginn der „Parkhaus-Affäre“ an die Öffentlichkeit traten. Und dadurch eine große Welle der Sympathie erfuhren. 18.855 Unterschriften wurden in drei Monaten gesammelt, auch andere Kinos unterstützten die Petition. Für die Übergabe der Unterschriften an Bürgermeister Wirges kamen Mitte Mai viele Pressevertreter und Politiker zusammen. Die Petition ging anschließend über den Schreibtisch der Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln.
Am 16. Mai wurden die Entscheidung und das Abstimmungsergebnis der Sitzung veröffentlicht. Einem neuen Bebauungsplanes für den Bereich Herbrandstraße in Köln Ehrenfeld wurde einstimmig zugestimmt. Dadurch ist nun Wohnungsbau auf dem Areal des Cinenova ausgeschlossen. Zuvor war es als Mischgebiet ausgewiesen, auf dem auch Wohnungen hätten entstehen können.
Dann ist ja das Cinenova gerettet, oder? Geschäftsführerin Sandrine Borck ist nachdenklich: „Wir freuen uns sehr über die einstimmig getroffene Entscheidung. Der Plan des Investors ist damit erst einmal durchkreuzt. Einerseits sind wir nun erleichtert, aber wir sind auch weiterhin sehr vorsichtig. Die Problematiken durch die hohen Nebenkostenabrechnungen und die Parkhaus-Tarife bestehen weiterhin. Darüber hinaus ist in der vergangenen Woche vom gegnerischen Anwalt ein Schreiben eingetroffen, in dem mit einer neuen Kündigungsklage gedroht wird, mit dem Grund, dass wir die zum Mietvertrag gehörende Außenfläche nicht als Parkfläche nutzen dürfen.“
Die wichtige Entscheidung der Stadt Köln im Mai ist nur also ein Etappensieg gewesen. Es bleibt abzuwarten, ob der Investor sich durch das geschlossene Eintreten der Stadt und den großen Zuspruch der Bevölkerung für das Kino dauerhaft beeindrucken lässt.
Das Cinenova ist gerettet! Oder?
Vor wenigen Tagen sicherte der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln das Fortbestehen des beliebten Cinenova-Kinos in Köln Ehrenfeld, das der Gentrifizierung im Stadtteil weichen sollte. Doch es droht bereits neuer Ärger durch den Immobilienbesitzer.
Wenn man so durch Köln Ehrenfeld dieser Tage läuft, entdeckt man in gefühlt jeder zweiten Straße eine Baustelle. Hohe Baukräne ragen über großen Rohbauten, freie Flächen werden immer rarer und auch Abrissarbeiten gehören schon lange zum alltäglichen Straßenbild. Seit wenigen Tagen werden zum Beispiel am Grünen Weg alte Geschäftsgebäude von einem Bagger eingeebnet. Jack in the Box musste das Areal des ehemaligen Güterbahnhofs verlassen. Der Bauwagenplatz Osterinsel ist akut bedroht. Das Underground wurde abgerissen. Das Allerweltshaus in der Körnerstraße bangt um seinen Fortbestand. Große Schilder künden von tollen neuen Wohnmöglichkeiten, die es bald geben wird. Die Großstädte explodieren, und wir sind live dabei.
Gleich in der Nachbarschaft dieser vielen neuen Baustellen ist das Lieblingskino vieler Ehrenfelder und des Umlandes: das Cinenova, das 1996 von Dieter und Martina Borck mit drei Sälen in den Räumen eines ehemaligen Paketzentrums entstand. Auch dieses soll dem Willen der neuen Grundstücksbesitzer nach weichen, um auf dem Areal ein großes Wohnprojekt umzusetzen.
Schon seit zweieinhalb Jahren kämpft das beliebte Kino um seine Existenz. Denn Ende 2016 kam unerwartet eine Räumungsklage auf die Betreiberfamilie Borck zu. Der Frankfurter Investor Samuel Singer, der das Areal mit seiner Objekt VL GmbH & Co. KG im Jahr zuvor erworben hatte, zog kurz nach dem Kauf vor Gericht. Uneindeutigkeiten bei der Untervermietung von Büros im Gebäude wurden zum Gegenstand einer gerichtlichen Klage, die erst im Januar 2019 nach zwei Instanzen vom Oberlandesgericht final abgewiesen wurde.
Das Kino durfte also weiter bestehen. Doch nur wenige Tage nach dieser Entscheidung kam ein neuer Schock auf die Kinobetreiber zu: die Preise im angrenzenden Parkhaus wurden durch den Eigentümer von einem Tag auf den anderen von 1,50 Euro auf 3,50 Euro erhöht – ab 18 Uhr, wenn die Hauptgeschäftszeit des Kinos beginnt.
Doch die Parkhauskosten sind nur ein Nebenschauplatz. Viel bedrohlicher noch ist eine Explosion der Nebenkosten, seit die Objekt VL GmbH & Co. KG neuer Eigentümer ist. Martina Borck berichtete der Choices im April, das aus circa 3000 Euro Nebenkosten-Nachzahlungen beim alten Eigentümer nun für 2017 fast 20.000 Euro geworden sind. Belege, die die Versechsfachung der Kosten begründen, habe das Unternehmen bislang nicht vorgelegt.
Lange trugen die Kinobetreiber also schon die Sorgen um sich und den Fortbestand des Kinos mit sich herum, bevor sie in diesem Jahr nach Beginn der „Parkhaus-Affäre“ an die Öffentlichkeit traten. Und dadurch eine große Welle der Sympathie erfuhren. 18.855 Unterschriften wurden in drei Monaten gesammelt, auch andere Kinos unterstützten die Petition. Für die Übergabe der Unterschriften an Bürgermeister Wirges kamen Mitte Mai viele Pressevertreter und Politiker zusammen. Die Petition ging anschließend über den Schreibtisch der Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln.
Am 16. Mai wurden die Entscheidung und das Abstimmungsergebnis der Sitzung veröffentlicht. Einem neuen Bebauungsplanes für den Bereich Herbrandstraße in Köln Ehrenfeld wurde einstimmig zugestimmt. Dadurch ist nun Wohnungsbau auf dem Areal des Cinenova ausgeschlossen. Zuvor war es als Mischgebiet ausgewiesen, auf dem auch Wohnungen hätten entstehen können.
Dann ist ja das Cinenova gerettet, oder? Geschäftsführerin Sandrine Borck ist nachdenklich: „Wir freuen uns sehr über die einstimmig getroffene Entscheidung. Der Plan des Investors ist damit erst einmal durchkreuzt. Einerseits sind wir nun erleichtert, aber wir sind auch weiterhin sehr vorsichtig. Die Problematiken durch die hohen Nebenkostenabrechnungen und die Parkhaus-Tarife bestehen weiterhin. Darüber hinaus ist in der vergangenen Woche vom gegnerischen Anwalt ein Schreiben eingetroffen, in dem mit einer neuen Kündigungsklage gedroht wird, mit dem Grund, dass wir die zum Mietvertrag gehörende Außenfläche nicht als Parkfläche nutzen dürfen.“
Die wichtige Entscheidung der Stadt Köln im Mai ist nur also ein Etappensieg gewesen. Es bleibt abzuwarten, ob der Investor sich durch das geschlossene Eintreten der Stadt und den großen Zuspruch der Bevölkerung für das Kino dauerhaft beeindrucken lässt.
Werner Busch