Kölner Festivalgänger*innen haben Ende September die Qual der Wahl – oder sie können zwischen zwei Festivals beliebig hin und her switchen. Ab Donnerstag, den 19. September, geht das Afrika Film Festival 2024 an den Start. Freund*innen des internationalen Genrefilms hingegen werden von Mittwoch, den 18. September, bis Mittwoch, den 25. September, im Residenz Kino für acht Tage mit zahlreichen Neuheiten versorgt, vor allem im Bereich des phantastischen Film.
Der Opener Speak No Evil (2024) dürfte einigen ein Déjà-Vu bescheren, handelt es sich dabei doch um ein Remake des gleichnamigen dänischen Films, der beim Fantasy Filmfest 2022 als Abschlussfilm lief. Aus den Niederländern und Dänen werden hier US-Amerikaner und Briten, aber die Grundgeschichte ist die gleiche: Zwei Familien lernen sich im Urlaub kennen und freunden sich an, Familie A lädt Familie B zu sich ein, doch beim Besuch merkt Familie B, dass bei Familie A etwas nicht stimmt. Das Oberhaupt der suspekten Sippe gibt in diesem Fall James McAvoy, während das Ende des Films geändert wurde, damit auch Kenner des Originals etwas Neues sehen (Mittwoch, 18. September, 19 Uhr). Speak No Evil läuft auch schon bald in den deutschen Kinos an, ähnlich wie der zweite Film des Abends, The Substance (2024). Dabei handelt es sich um den Zweitling von Regisseurin Coralie Fargeat, die mit ihrem Debüt Revenge (2017) bei den Fantasy Filmfest Nights 2018 zu sehen war und deren neuester Streich in Cannes lief. In der Bodyhorror-Showbiz-Satire gibt Demi Moore eine alternde Moderatorin, die auf das drohende Karriereende mit einer radikalen Verjüngungskur antwortet. Zeitweise kann sie im Körper von Margaret Qualley herumlaufen, doch die Folgen erweisen sich als horribel (Mittwoch, 18. September, 21.30 Uhr).
Natürlich gibt es Regisseur*innen, die schon fast ein Abo beim FFF haben. So ist der umtriebige Soi Cheang nach Limbo (2021) – Fantasy Filmfest White Nights 2023 – und Mad Fate (2023) – Fantasy Filmfest 2023 – dieses Mal mit Twilight of the Warriors: Walled In (2024) vertreten, dem Abschlussfilm des Festivals. Nach seinen düsteren Thrillern gibt es hier eine knallige Comicverfilmung mit reichlich Martial Arts zu sehen, an der auch Hongkong-Action-Legende Sammo Hung mitwirkt (Mittwoch, 25. September, 20.30 Uhr). Alte Bekannte sind auch das Das Regio-Trio RKSS, bürgerlich François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell, bei früheren Ausgaben unter anderem mit der Endzeit-Hommage Turbo Kid (2015) und der Zombie-Komödie We Are Zombies (2023) vertreten. In ihrem Slasher Wake Up (2023) werden Generationenkonflikte auf rabiate Weise ausgetragen: Junge Umweltaktivist*innen wollen mit einer spektakulären Aktion in einem Warenhaus nach Feierabend für Furore sorgen, doch dummerweise ist der zuständige Nachtwächter ein mörderisches Exemplar der Spezies alter weißer Mann, der darauf nicht im übertragenen Sinne mit der spitzen Klinge reagiert (Donnerstag, 19. September, 14.15 Uhr).
Andere Werken nähern sich klassischen Spukgestalten dagegen auf verständnisvoll-dramatische Art an. Da wäre zum einen Handling the Undead (2023) aus Norwegen, dessen Romanvorlage aus der Feder von So finster die Nacht-Autor John Ajvide Lindqvist stammt. Hier geht es um die Wiederkehr geliebter Verstorbener, die allerdings nicht mehr ganz dieselben sind. Ein Kontrapunkt zu den zahllosen Comedy- und Splatter-Zombie-Filmen, noch kontemplativer als beispielsweise Friedhof der Kuscheltiere (1989), in dem es ja ebenfalls um das Nicht-Loslassen-Können der Lebenden, weniger um die Toten geht (Freitag, 20. September, 17.45 Uhr). In Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person (2023) aus Kanada geht es um genau das, was der Titel verspricht: Eine junge Vampirin will keine Menschen aussaugen, muss dies aber aus Überlebensgründen eigentlich tun. Als sie einen Jungen trifft, der nicht mehr leben möchte, scheint die Lösung für ihre Probleme gefunden sein. Bahnt sich da eine Außenseiterromanze an oder lautet die Moral am Ende der Geschichte doch, dass man mit dem Essen nicht spielt (Montag, 23. September, 21.30 Uhr)?
Ende 2023 erschütterte die Nachricht vom Tod des Stars Lee Sun-kyun die südkoreanische Filmbranche – höchstwahrscheinlich nahm er sich das Leben. Auf dem FFF sind nun zwei der letzten Werke zu sehen, die er der Filmwelt hinterließ. Zum einen ist da der Horrorfilm Sleep (2023), in dem ein Ehemann beginnt sich im Schlaf immer seltsamer zu verhalten, weshalb seine Gattin bald um Leib und Leben fürchtet (Montag, 23. September, 17 Uhr). Zum anderen ist da das knallige Creature Feature Project Silence (2023), in dem er einen Spin Doctor spielt, als sich eine Katastrophe ereignet. Und die hat es wahrlich in sich: Als die Incheon-Brücke Schauplatz einer Massenkarambolage wird, ist dort der Teufel los. Austretendes Gas, drohender Brückeneinsturz, extreme Wetterlagen und frei laufende aggressive Hunde bringen die festsitzenden Zivilisten – vor allem aber eine Kreatur, die aus einem Regierungstransporter ausbricht (Freitag, 20. September, 22.30 Uhr).
Ansonsten gibt es Werke für verschiedenste (Genre-)Zielgruppen. Für Freunde des kruden Splatters: In Scared Shitless (2024) massakriert ein Monster aus der Toilette (!) die Einwohner eines Apartment-Komplexes (Donnerstag, 19. September, 22.30 Uhr). Für Fans derber Kampfkunst-Action: In Kill (2023) räumt ein Soldat in einem Zug in The Raid-Manier unter Schurken auf – der Name ist Programm (Samstag, 21. September, 19.30 Uhr). Für Nostalgiker: Mermaid Legend (1984), ein japanischer Rachethriller, wird in restaurierter Form erstmals einem deutschen Publikum vorgeführt, nachdem 2021 die Negative wiedergefunden wurden (Samstag, 21. September, 13 Uhr). Für True-Crime-Enthusiasten: Mit Maldoror (2024) rollt Fabrice du Welz (Calvaire, 2004; Vinyan, 2008) den Fall des belgischen Kindermörder Marc Dutroux filmisch auf (Sonntag, 22. September, 17 Uhr).
Doch das ist nur eine Auswahl des vielfältigen Festivalprogramms, einer filmischen Weltreise durch das Genrekino, die nur selten etwas für Zartbesaitete ist. Interessierte können sich jedoch für ihren Geschmack die Rosinen herauspicken – vom Milieudrama über den Crime-Thriller bis zum schrägen Splatterfilm reicht die Palette.
Alle weiteren Infos zum Programm und zum Ticketerwerb gibt es auf der Homepage des Festivals.
Kölner Festivalgänger*innen haben Ende September die Qual der Wahl – oder sie können zwischen zwei Festivals beliebig hin und her switchen. Ab Donnerstag, den 19. September, geht das Afrika Film Festival 2024 an den Start. Freund*innen des internationalen Genrefilms hingegen werden von Mittwoch, den 18. September, bis Mittwoch, den 25. September, im Residenz Kino für acht Tage mit zahlreichen Neuheiten versorgt, vor allem im Bereich des phantastischen Film.
Der Opener Speak No Evil (2024) dürfte einigen ein Déjà-Vu bescheren, handelt es sich dabei doch um ein Remake des gleichnamigen dänischen Films, der beim Fantasy Filmfest 2022 als Abschlussfilm lief. Aus den Niederländern und Dänen werden hier US-Amerikaner und Briten, aber die Grundgeschichte ist die gleiche: Zwei Familien lernen sich im Urlaub kennen und freunden sich an, Familie A lädt Familie B zu sich ein, doch beim Besuch merkt Familie B, dass bei Familie A etwas nicht stimmt. Das Oberhaupt der suspekten Sippe gibt in diesem Fall James McAvoy, während das Ende des Films geändert wurde, damit auch Kenner des Originals etwas Neues sehen (Mittwoch, 18. September, 19 Uhr). Speak No Evil läuft auch schon bald in den deutschen Kinos an, ähnlich wie der zweite Film des Abends, The Substance (2024). Dabei handelt es sich um den Zweitling von Regisseurin Coralie Fargeat, die mit ihrem Debüt Revenge (2017) bei den Fantasy Filmfest Nights 2018 zu sehen war und deren neuester Streich in Cannes lief. In der Bodyhorror-Showbiz-Satire gibt Demi Moore eine alternde Moderatorin, die auf das drohende Karriereende mit einer radikalen Verjüngungskur antwortet. Zeitweise kann sie im Körper von Margaret Qualley herumlaufen, doch die Folgen erweisen sich als horribel (Mittwoch, 18. September, 21.30 Uhr).
Natürlich gibt es Regisseur*innen, die schon fast ein Abo beim FFF haben. So ist der umtriebige Soi Cheang nach Limbo (2021) – Fantasy Filmfest White Nights 2023 – und Mad Fate (2023) – Fantasy Filmfest 2023 – dieses Mal mit Twilight of the Warriors: Walled In (2024) vertreten, dem Abschlussfilm des Festivals. Nach seinen düsteren Thrillern gibt es hier eine knallige Comicverfilmung mit reichlich Martial Arts zu sehen, an der auch Hongkong-Action-Legende Sammo Hung mitwirkt (Mittwoch, 25. September, 20.30 Uhr). Alte Bekannte sind auch das Das Regio-Trio RKSS, bürgerlich François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell, bei früheren Ausgaben unter anderem mit der Endzeit-Hommage Turbo Kid (2015) und der Zombie-Komödie We Are Zombies (2023) vertreten. In ihrem Slasher Wake Up (2023) werden Generationenkonflikte auf rabiate Weise ausgetragen: Junge Umweltaktivist*innen wollen mit einer spektakulären Aktion in einem Warenhaus nach Feierabend für Furore sorgen, doch dummerweise ist der zuständige Nachtwächter ein mörderisches Exemplar der Spezies alter weißer Mann, der darauf nicht im übertragenen Sinne mit der spitzen Klinge reagiert (Donnerstag, 19. September, 14.15 Uhr).
Andere Werken nähern sich klassischen Spukgestalten dagegen auf verständnisvoll-dramatische Art an. Da wäre zum einen Handling the Undead (2023) aus Norwegen, dessen Romanvorlage aus der Feder von So finster die Nacht-Autor John Ajvide Lindqvist stammt. Hier geht es um die Wiederkehr geliebter Verstorbener, die allerdings nicht mehr ganz dieselben sind. Ein Kontrapunkt zu den zahllosen Comedy- und Splatter-Zombie-Filmen, noch kontemplativer als beispielsweise Friedhof der Kuscheltiere (1989), in dem es ja ebenfalls um das Nicht-Loslassen-Können der Lebenden, weniger um die Toten geht (Freitag, 20. September, 17.45 Uhr). In Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person (2023) aus Kanada geht es um genau das, was der Titel verspricht: Eine junge Vampirin will keine Menschen aussaugen, muss dies aber aus Überlebensgründen eigentlich tun. Als sie einen Jungen trifft, der nicht mehr leben möchte, scheint die Lösung für ihre Probleme gefunden sein. Bahnt sich da eine Außenseiterromanze an oder lautet die Moral am Ende der Geschichte doch, dass man mit dem Essen nicht spielt (Montag, 23. September, 21.30 Uhr)?
Ende 2023 erschütterte die Nachricht vom Tod des Stars Lee Sun-kyun die südkoreanische Filmbranche – höchstwahrscheinlich nahm er sich das Leben. Auf dem FFF sind nun zwei der letzten Werke zu sehen, die er der Filmwelt hinterließ. Zum einen ist da der Horrorfilm Sleep (2023), in dem ein Ehemann beginnt sich im Schlaf immer seltsamer zu verhalten, weshalb seine Gattin bald um Leib und Leben fürchtet (Montag, 23. September, 17 Uhr). Zum anderen ist da das knallige Creature Feature Project Silence (2023), in dem er einen Spin Doctor spielt, als sich eine Katastrophe ereignet. Und die hat es wahrlich in sich: Als die Incheon-Brücke Schauplatz einer Massenkarambolage wird, ist dort der Teufel los. Austretendes Gas, drohender Brückeneinsturz, extreme Wetterlagen und frei laufende aggressive Hunde bringen die festsitzenden Zivilisten – vor allem aber eine Kreatur, die aus einem Regierungstransporter ausbricht (Freitag, 20. September, 22.30 Uhr).
Ansonsten gibt es Werke für verschiedenste (Genre-)Zielgruppen. Für Freunde des kruden Splatters: In Scared Shitless (2024) massakriert ein Monster aus der Toilette (!) die Einwohner eines Apartment-Komplexes (Donnerstag, 19. September, 22.30 Uhr). Für Fans derber Kampfkunst-Action: In Kill (2023) räumt ein Soldat in einem Zug in The Raid-Manier unter Schurken auf – der Name ist Programm (Samstag, 21. September, 19.30 Uhr). Für Nostalgiker: Mermaid Legend (1984), ein japanischer Rachethriller, wird in restaurierter Form erstmals einem deutschen Publikum vorgeführt, nachdem 2021 die Negative wiedergefunden wurden (Samstag, 21. September, 13 Uhr). Für True-Crime-Enthusiasten: Mit Maldoror (2024) rollt Fabrice du Welz (Calvaire, 2004; Vinyan, 2008) den Fall des belgischen Kindermörder Marc Dutroux filmisch auf (Sonntag, 22. September, 17 Uhr).
Doch das ist nur eine Auswahl des vielfältigen Festivalprogramms, einer filmischen Weltreise durch das Genrekino, die nur selten etwas für Zartbesaitete ist. Interessierte können sich jedoch für ihren Geschmack die Rosinen herauspicken – vom Milieudrama über den Crime-Thriller bis zum schrägen Splatterfilm reicht die Palette.
Alle weiteren Infos zum Programm und zum Ticketerwerb gibt es auf der Homepage des Festivals.
Nils Bothmann