In Kronenburg, dem kleinen Eifeldorf mit mittelalterlichem Charme, begegnete der junge Filmkritiker André Malberg dem Werk Dietrich Schuberts zum ersten Mal – an einem DVD-Tisch mitten im Adventstrubel. Heute, Jahrzehnte nach den ersten Begegnungen mit Schuberts Filmen, kuratiert Malberg gemeinsam mit Lydia Kayß eine Werkschau des politischen Dokumentaristen bei den Kurzfilmtagen Oberhausen – und stellt dessen künstlerische Entwicklung in den Kontext deutscher Zeitgeschichte.
Von Frank Olbert.
Kronenburg ist stolz auf seine malerisch engen Gassen, mittelalterliche Häuser und eben jene Burg, nach der das Eifeldorf im deutsch-belgischen Grenzgebiet benannt ist. Vor allem aber schätzt sich Kronenburg glücklich, jahraus, jahrein einen Weihnachtsmarkt zu eröffnen, auf dem es lange Zeit nicht allein Lebkuchen und Holzengel gab, wie André Malberg berichtet: „Auf dem Weihnachtsmarkt in Kronenburg hatte Dietrich Schubert stets einen eigenen Stand, auf dem er selbstgebrannte DVD mit seinen Filmen verkaufte. So kam ich mit seinem Werk in Kontakt.“
In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Lydia Kayß hat der 1992 in der Eifel geborene Malberg für die Kurzfilmtage Oberhausen ein Programm zusammen gestellt, das chronologisch Schuberts künstlerische Entwicklung nachzeichnet: „Es geht um die Arbeitswelt in der Eifel wie auch um politische Zusammenhänge“, sagt er. „Als der Verfassungsschutz Schuberts Freund Günter Wallraff beobachtete, geriet auch Schubert in den Blick – das war der Grund für seinen Umzug in die Eifel.“
Schubert feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag – mit Filmen wie „Ein trefflich rauh Land“, „Kriegsjahre in der Eifel“ oder „Köln 5 Uhr 30/13 Uhr 30/21 Uhr 30“ ist er nicht allein ein Chronist seiner Wahlheimat, der Eifel, sowie des Rheinlands – Schubert gehört zudem zu den maßgeblichen politischen Dokumentaristen des Landes, was der Filmkritiker und Dozent an der Paderborner Uni, André Malberg, und die Kuratorin Lydia Kayß auch in ihrer Reihe in Oberhausen nachvollziehen. Sie reicht von frühen Arbeiten wie „Soldat“ (1966) oder „Lieder gegen Rechts“ (1973) bis zu den späteren, in der Eifel entstandenen Produktionen wie „Blumenthal – vom Eisen in der Eifel“ (1983).
Eine weitere Reihe der diesjährigen Kruzfilmtage trägt den Titel „Umweg zum Nachbarn – Der Film der DDR in Oberhausen“. Damit spielt der Kurator Felix Mende auf das langjährige Programm der Kurzfilmtage namens „Der Weg zum Nachbarn“ an: Bereits ein Jahr nach seiner Gründung 1954 zeigte das Festival Filme aus dem sozialistischen Teil Deutschlands – bis zum Ende der SED-Diktatur waren auf den Kurzfilmtagen 150 Filme aus der DDR zu sehen, womit deren Filmschaffen in Oberhausen so sichtbar war wie sonst nirgendwo im Westen Deutschlands.
Frank Olbert.
Titelbild: Dietrich Schubert bei Drehbarbeiten im Jahr 2021, Foto: Schubertfilm
Special Screening im Filmforum: Unterwegs als sicherer Ort (1997)
Am 14. Mai um 19 Uhr bietet das Filmforum im Museum Ludwig außerdem eine besondere Gelegenheit zur Begegnung mit Dietrich Schubert – und mit verdrängter Geschichte und individueller Erinnerung: Gezeigt wird der eindrucksvolle Dokumentarfilm Unterwegs als sicherer Ort (1997) von Dietrich Schubert, der die außergewöhnliche Lebensgeschichte der jüdischen Familie Finkelgruen nachzeichnet. Im Anschluss an die Vorführung sind der Autor und Journalist Peter Finkelgruen sowie die Filmemacher Dietrich und Katharina Schubert persönlich zu Gast, um über den Film, die Hintergründe und den langen Kampf um Gerechtigkeit zu sprechen.
In Kronenburg, dem kleinen Eifeldorf mit mittelalterlichem Charme, begegnete der junge Filmkritiker André Malberg dem Werk Dietrich Schuberts zum ersten Mal – an einem DVD-Tisch mitten im Adventstrubel. Heute, Jahrzehnte nach den ersten Begegnungen mit Schuberts Filmen, kuratiert Malberg gemeinsam mit Lydia Kayß eine Werkschau des politischen Dokumentaristen bei den Kurzfilmtagen Oberhausen – und stellt dessen künstlerische Entwicklung in den Kontext deutscher Zeitgeschichte.
Von Frank Olbert.
Kronenburg ist stolz auf seine malerisch engen Gassen, mittelalterliche Häuser und eben jene Burg, nach der das Eifeldorf im deutsch-belgischen Grenzgebiet benannt ist. Vor allem aber schätzt sich Kronenburg glücklich, jahraus, jahrein einen Weihnachtsmarkt zu eröffnen, auf dem es lange Zeit nicht allein Lebkuchen und Holzengel gab, wie André Malberg berichtet: „Auf dem Weihnachtsmarkt in Kronenburg hatte Dietrich Schubert stets einen eigenen Stand, auf dem er selbstgebrannte DVD mit seinen Filmen verkaufte. So kam ich mit seinem Werk in Kontakt.“
In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Lydia Kayß hat der 1992 in der Eifel geborene Malberg für die Kurzfilmtage Oberhausen ein Programm zusammen gestellt, das chronologisch Schuberts künstlerische Entwicklung nachzeichnet: „Es geht um die Arbeitswelt in der Eifel wie auch um politische Zusammenhänge“, sagt er. „Als der Verfassungsschutz Schuberts Freund Günter Wallraff beobachtete, geriet auch Schubert in den Blick – das war der Grund für seinen Umzug in die Eifel.“
Schubert feiert in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag – mit Filmen wie „Ein trefflich rauh Land“, „Kriegsjahre in der Eifel“ oder „Köln 5 Uhr 30/13 Uhr 30/21 Uhr 30“ ist er nicht allein ein Chronist seiner Wahlheimat, der Eifel, sowie des Rheinlands – Schubert gehört zudem zu den maßgeblichen politischen Dokumentaristen des Landes, was der Filmkritiker und Dozent an der Paderborner Uni, André Malberg, und die Kuratorin Lydia Kayß auch in ihrer Reihe in Oberhausen nachvollziehen. Sie reicht von frühen Arbeiten wie „Soldat“ (1966) oder „Lieder gegen Rechts“ (1973) bis zu den späteren, in der Eifel entstandenen Produktionen wie „Blumenthal – vom Eisen in der Eifel“ (1983).
Eine weitere Reihe der diesjährigen Kruzfilmtage trägt den Titel „Umweg zum Nachbarn – Der Film der DDR in Oberhausen“. Damit spielt der Kurator Felix Mende auf das langjährige Programm der Kurzfilmtage namens „Der Weg zum Nachbarn“ an: Bereits ein Jahr nach seiner Gründung 1954 zeigte das Festival Filme aus dem sozialistischen Teil Deutschlands – bis zum Ende der SED-Diktatur waren auf den Kurzfilmtagen 150 Filme aus der DDR zu sehen, womit deren Filmschaffen in Oberhausen so sichtbar war wie sonst nirgendwo im Westen Deutschlands.
Frank Olbert.
Titelbild: Dietrich Schubert bei Drehbarbeiten im Jahr 2021, Foto: Schubertfilm
Special Screening im Filmforum: Unterwegs als sicherer Ort (1997)
Am 14. Mai um 19 Uhr bietet das Filmforum im Museum Ludwig außerdem eine besondere Gelegenheit zur Begegnung mit Dietrich Schubert – und mit verdrängter Geschichte und individueller Erinnerung: Gezeigt wird der eindrucksvolle Dokumentarfilm Unterwegs als sicherer Ort (1997) von Dietrich Schubert, der die außergewöhnliche Lebensgeschichte der jüdischen Familie Finkelgruen nachzeichnet. Im Anschluss an die Vorführung sind der Autor und Journalist Peter Finkelgruen sowie die Filmemacher Dietrich und Katharina Schubert persönlich zu Gast, um über den Film, die Hintergründe und den langen Kampf um Gerechtigkeit zu sprechen.
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