Vom 14. bis zum 21. September findet in Köln wieder das Fantasy Filmfest in der Astor Filmlounge in der Residenz statt. Erneut gibt es acht Programmtage mit Genrekino, das sich vor allem aus den Genres Horror, Thriller und Science Fiction speist und das Publikum dabei auf eine filmische Weltreise mitnimmt, die über das US-amerikanische Filmschaffen hinausgeht.
Wieder einmal gibt es Arbeiten aufstrebende Filmemacher zu bewundern. Die eigentlich als Schauspielerin bekannte Olivia Wilde stellt beispielsweise mit Don’t Worry, Darling (2022), ihrem zweiten Spielfilm nach der Komödie Booksmart (2019), den Eröffnungsfilm. Der dystopische Psychothriller spielt in den 1950ern, in der Firmenstadt Victory. Die Paare und Familien, die in die Enklave unter der Leitung von Frank (Chris Pine) aufgenommen werden, haben es geschafft. Jüngst etwa die Eheleute Alice (Florence Pugh) und Jack Chambers (Harry Styles). Doch Alice hat bald den Verdacht, dass in Victory nicht alles eitel Sonnenschein ist. Bei den Filmfestspielen von Venedig sorgte das Portrait dystopischer Harmoniesucht für Aufregung bei der Klatschpresse, da man aus einem Video (fälschlicherweise) herauslesen wollte, dass Styles seinen Kollegen Pine bei der Vorführung angespuckt habe. Auch Styles‘ am Set entflammte Liebe zu Regisseurin und Schauspielerin Olivia Wilde beschäftigte die Promipresse so sehr, dass der Film leider etwas in den Hintergrund geriet.
Auch das Duo aus Justin Benson und Aaron Moorhead versetzt Genrefans seit einiger Zeit mit Werken wie der Horrorromanze Spring – Love is a Monster (2014) oder dem Sci-Fi-Thriller Synchronic (2019) in Verzückung. In Berlin zeigt das FFF ihren Mysterythriller The Endless (2017) im Rahmen einer Podiumsdiskussion, in allen Städten dagegen ist ihr neuestes Werk Something in the Dirt (2022) zu sehen, in dem die Regisseure auch Hauptrollen übernehmen. Köln gehört dagegen zu jenen Städten, die einen echten Klassiker im Programm haben: Anlässlich des 75. Geburtstags von Vorlagenautor Stephen King wird Carrie (1976) gezeigt. Wer mag, kann Brian de Palmas Außenseiterportrait auf Großleinwand erleben, in dem das von Schul-Bullys gemobbte Mauerblümchen Carrie ihre telekinetischen Kräfte entdeckt.
Damit zeigt sich auch ein Themenstrang des diesjährigen Festivals auf, denn Bullying wird in einigen Werken verhandelt. In der belgischen Bürosatire Employee of the Month (2021) hat Inés nach 17 Jahren ohne Gehaltserhöhung, aber dafür mit einem wachsenden Berg an Zusatzaufgaben die Schnauze voll. Da wird der eine oder andere Kollege und Vorgesetzte, der ihr dumm kommt, kurzerhand entsorgt. Und ihr dachtet, der Büroalltag in Stromberg und The Office wäre brutal. Auch die dicke Sara ist im spanischen Piggy (2022) das Ziel von Ausgrenzung – der Filmtitel ist ein Spottname für sie. Als ihre Peinigerinnen sich einem Serienkiller gegenübersehen, können sie jedenfalls nicht auf Hilfe des „Schweinchens“ hoffen. Im australischen Sissy (2022) glaubt das frühere Mobbingopfer Cecilia, dass sie die Tage der Erniedrigung hinter sich gelassen hat, nachdem sie als erfolgreiche Lebenshilfe-Influencerin eine Lüge lebt. Als sie bei einem Treffen mit früheren Klassenkameraden jedoch auch ihre Peinigerin von einst wiedersieht, wird die Bilderbuch-Idylle brüchig.
Auch Altenheime sind anno 2022 ein gefragter Hort des Grauens. In American Carnage (2022) wird eine Horde junger Menschen mit migrantischen Wurzeln zu einer Sozialmaßnahme in einer Pflegeeinrichtung verurteilt – andernfalls droht die Abschiebung. Doch Bewohner und Personal sind in mehr als nur einer Hinsicht reichlich creepy. Im deutschen Old People (2022) zeigen sich die Versäumnisse des hiesigen Pflegesystems: Die Bewohner eines Seniorenheims revoltieren auf splattrige Weise. Auch in diesen beiden Werken wehren sich die Abgeschobenen und Vernachlässigten gegen vermeintliche und tatsächliche Peiniger.
Auch sonst ist das Programm bunt gemischt. Body-Horror gibt es, wenn Performance-Künstler es zu weit treiben (Sick of Myself, 2021), Edgar Allen Poe muss als junger Soldat horrible Geschehnisse aufklären (Raven’s Hollow, 2022) und im französischen Year of the Shark (2022) wird der Urvater aller Hai-Horrorfilme, Der weiße Hai (1975), parodiert. In Freaks Out (2022) werden Mutanten mit Superkräften während des Zweiten Weltkriegs von Nazis gejagt, in einem visuell extravaganten Spektakel irgendwo zwischen X-Men, Guillermo del Toro und Jean-Pierre Jeunet. Ryuhei Kitamura kehrt – ähnlich wie in No One Lives (2012) – in The Price We Pay (2022) die Verhältnisse zwischen Täter und Opfer um: Ein kriminelles Brüderduo flieht mit einer Geisel auf eine entlegene Farm, doch deren Bewohner sind alles andere hilflose Opfer.
Eine weitere Konstante im Programm ist das koreanische Actionkino, das dieses Jahr gleich drei Vertreter stellt. In The Roundup (2022) spielt Ma Dong-seok, bestens bekannt aus Train to Busan (2016), The Gangster, the Cop, the Devil (2019) und dem Marvel-Spektakel Eternals (2021), einen ultraharten Bullen, der sich mit Gangstern und einem Serienkiller anlegt. Hunt (2022) von und mit Squid Game-Star Lee Jung-jae kombiniert harte Actionszenen und einen Politthrillerplot: Im Südkorea des Jahres 1983 herrscht die Angst vor dem kommunistischen Norden, vor Verhaftungen und Behördenwillkür ist niemand sicher. Zwei Agenten werden auf einen nordkoreanischen Spion, Deckname Donglim, angesetzt, sollen jedoch nicht mit-, sondern gegeneinander ermitteln. Trägt The Roundup das Erbe des knüppelharten Actionkinos der 1980er in sich und Hunt jenes der Politthriller der 1970er, so vermischt Alienoid (2022) will die Stile verschiedener Genres und Epochen: Gestaltwandelnde Roboter jagen außerirdische Kriminelle in Menschengestalt auf mehreren Zeitebenen, wodurch sich auch schon mal Kämpferinnen mit einer Pistole durch ein mittelalterliches Kampfkunstsetting ballern.
Die Filmszene Köln und das Fantasy Filmfest verlosen 2 x 2 Tickets für das schräge Effektspektakel, das am Dienstag, den 20. September, um 21.15 Uhr zu sehen ist. Um zu gewinnen, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Gewinnspiel“ an info(at)filmszene.koeln oder schickt uns eine Nachricht auf Facebook oder Instagram. Einsendeschluss ist Freitag, der 16. September, um 21 Uhr.
Alle weiteren Infos zum Programm, dem Zeitplan und den Tickets findet ihr auf der Homepage des Festivals.
Vom 14. bis zum 21. September findet in Köln wieder das Fantasy Filmfest in der Astor Filmlounge in der Residenz statt. Erneut gibt es acht Programmtage mit Genrekino, das sich vor allem aus den Genres Horror, Thriller und Science Fiction speist und das Publikum dabei auf eine filmische Weltreise mitnimmt, die über das US-amerikanische Filmschaffen hinausgeht.
Wieder einmal gibt es Arbeiten aufstrebende Filmemacher zu bewundern. Die eigentlich als Schauspielerin bekannte Olivia Wilde stellt beispielsweise mit Don’t Worry, Darling (2022), ihrem zweiten Spielfilm nach der Komödie Booksmart (2019), den Eröffnungsfilm. Der dystopische Psychothriller spielt in den 1950ern, in der Firmenstadt Victory. Die Paare und Familien, die in die Enklave unter der Leitung von Frank (Chris Pine) aufgenommen werden, haben es geschafft. Jüngst etwa die Eheleute Alice (Florence Pugh) und Jack Chambers (Harry Styles). Doch Alice hat bald den Verdacht, dass in Victory nicht alles eitel Sonnenschein ist. Bei den Filmfestspielen von Venedig sorgte das Portrait dystopischer Harmoniesucht für Aufregung bei der Klatschpresse, da man aus einem Video (fälschlicherweise) herauslesen wollte, dass Styles seinen Kollegen Pine bei der Vorführung angespuckt habe. Auch Styles‘ am Set entflammte Liebe zu Regisseurin und Schauspielerin Olivia Wilde beschäftigte die Promipresse so sehr, dass der Film leider etwas in den Hintergrund geriet.
Auch das Duo aus Justin Benson und Aaron Moorhead versetzt Genrefans seit einiger Zeit mit Werken wie der Horrorromanze Spring – Love is a Monster (2014) oder dem Sci-Fi-Thriller Synchronic (2019) in Verzückung. In Berlin zeigt das FFF ihren Mysterythriller The Endless (2017) im Rahmen einer Podiumsdiskussion, in allen Städten dagegen ist ihr neuestes Werk Something in the Dirt (2022) zu sehen, in dem die Regisseure auch Hauptrollen übernehmen. Köln gehört dagegen zu jenen Städten, die einen echten Klassiker im Programm haben: Anlässlich des 75. Geburtstags von Vorlagenautor Stephen King wird Carrie (1976) gezeigt. Wer mag, kann Brian de Palmas Außenseiterportrait auf Großleinwand erleben, in dem das von Schul-Bullys gemobbte Mauerblümchen Carrie ihre telekinetischen Kräfte entdeckt.
Damit zeigt sich auch ein Themenstrang des diesjährigen Festivals auf, denn Bullying wird in einigen Werken verhandelt. In der belgischen Bürosatire Employee of the Month (2021) hat Inés nach 17 Jahren ohne Gehaltserhöhung, aber dafür mit einem wachsenden Berg an Zusatzaufgaben die Schnauze voll. Da wird der eine oder andere Kollege und Vorgesetzte, der ihr dumm kommt, kurzerhand entsorgt. Und ihr dachtet, der Büroalltag in Stromberg und The Office wäre brutal. Auch die dicke Sara ist im spanischen Piggy (2022) das Ziel von Ausgrenzung – der Filmtitel ist ein Spottname für sie. Als ihre Peinigerinnen sich einem Serienkiller gegenübersehen, können sie jedenfalls nicht auf Hilfe des „Schweinchens“ hoffen. Im australischen Sissy (2022) glaubt das frühere Mobbingopfer Cecilia, dass sie die Tage der Erniedrigung hinter sich gelassen hat, nachdem sie als erfolgreiche Lebenshilfe-Influencerin eine Lüge lebt. Als sie bei einem Treffen mit früheren Klassenkameraden jedoch auch ihre Peinigerin von einst wiedersieht, wird die Bilderbuch-Idylle brüchig.
Auch Altenheime sind anno 2022 ein gefragter Hort des Grauens. In American Carnage (2022) wird eine Horde junger Menschen mit migrantischen Wurzeln zu einer Sozialmaßnahme in einer Pflegeeinrichtung verurteilt – andernfalls droht die Abschiebung. Doch Bewohner und Personal sind in mehr als nur einer Hinsicht reichlich creepy. Im deutschen Old People (2022) zeigen sich die Versäumnisse des hiesigen Pflegesystems: Die Bewohner eines Seniorenheims revoltieren auf splattrige Weise. Auch in diesen beiden Werken wehren sich die Abgeschobenen und Vernachlässigten gegen vermeintliche und tatsächliche Peiniger.
Auch sonst ist das Programm bunt gemischt. Body-Horror gibt es, wenn Performance-Künstler es zu weit treiben (Sick of Myself, 2021), Edgar Allen Poe muss als junger Soldat horrible Geschehnisse aufklären (Raven’s Hollow, 2022) und im französischen Year of the Shark (2022) wird der Urvater aller Hai-Horrorfilme, Der weiße Hai (1975), parodiert. In Freaks Out (2022) werden Mutanten mit Superkräften während des Zweiten Weltkriegs von Nazis gejagt, in einem visuell extravaganten Spektakel irgendwo zwischen X-Men, Guillermo del Toro und Jean-Pierre Jeunet. Ryuhei Kitamura kehrt – ähnlich wie in No One Lives (2012) – in The Price We Pay (2022) die Verhältnisse zwischen Täter und Opfer um: Ein kriminelles Brüderduo flieht mit einer Geisel auf eine entlegene Farm, doch deren Bewohner sind alles andere hilflose Opfer.
Eine weitere Konstante im Programm ist das koreanische Actionkino, das dieses Jahr gleich drei Vertreter stellt. In The Roundup (2022) spielt Ma Dong-seok, bestens bekannt aus Train to Busan (2016), The Gangster, the Cop, the Devil (2019) und dem Marvel-Spektakel Eternals (2021), einen ultraharten Bullen, der sich mit Gangstern und einem Serienkiller anlegt. Hunt (2022) von und mit Squid Game-Star Lee Jung-jae kombiniert harte Actionszenen und einen Politthrillerplot: Im Südkorea des Jahres 1983 herrscht die Angst vor dem kommunistischen Norden, vor Verhaftungen und Behördenwillkür ist niemand sicher. Zwei Agenten werden auf einen nordkoreanischen Spion, Deckname Donglim, angesetzt, sollen jedoch nicht mit-, sondern gegeneinander ermitteln. Trägt The Roundup das Erbe des knüppelharten Actionkinos der 1980er in sich und Hunt jenes der Politthriller der 1970er, so vermischt Alienoid (2022) will die Stile verschiedener Genres und Epochen: Gestaltwandelnde Roboter jagen außerirdische Kriminelle in Menschengestalt auf mehreren Zeitebenen, wodurch sich auch schon mal Kämpferinnen mit einer Pistole durch ein mittelalterliches Kampfkunstsetting ballern.
Die Filmszene Köln und das Fantasy Filmfest verlosen 2 x 2 Tickets für das schräge Effektspektakel, das am Dienstag, den 20. September, um 21.15 Uhr zu sehen ist. Um zu gewinnen, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Gewinnspiel“ an info(at)filmszene.koeln oder schickt uns eine Nachricht auf Facebook oder Instagram. Einsendeschluss ist Freitag, der 16. September, um 21 Uhr.
Alle weiteren Infos zum Programm, dem Zeitplan und den Tickets findet ihr auf der Homepage des Festivals.
Nils Bothmann