Allgemein Filmszene Aktuell

Der Neue im Filmforum

Das Filmforum Kino im Museum Ludwig ist ein Spielort, der wie kein zweiter in Köln bei Festivals, Filminitiativen, Filmreihen und bei Sondervorführungen und Fachveranstaltungen beliebt ist. Neben Filmpremieren sind hier auch immer wieder große Klassiker zu sehen, nicht selten als Filmkopie in 35 oder 16mm. Der große Vorführraum des Kinos bietet neben einem modernen Digitalprojektor gleich drei Analogprojektoren für verschiedene Filmformate.

Seit November 2020 ist Robert Birkel der neue Projektkoordinator im Filmforum. Doch aufgrund des Lockdowns hat man ihn in Person leider bislang kaum persönlich kennenlernen können. Das wird sich spätestens nun, im Festivalherbst 2021, ändern. Wir haben Robert getroffen und über ihn, Quentin Tarantino und Dreiecksgeschichten gesprochen. Ein Interview.

Hallo Robert! Ich habe gehört, dass Du nicht nur neu im Filmforum bist, sondern auch neu in der Stadt. Kannst Du uns ein bisschen was zu Dir erzählen?

Geboren und aufgewachsen bin ich in Essen und dort findet man mich auch heute noch. In Essen habe ich meine Ausbildung zum Medienkaufmann absolviert und bei einem großen Verlag gearbeitet. Im Anschluss habe ich dann in Düsseldorf “Medien- und Kulturwissenschaft” studiert. Das war rückblickend ein wichtiger Schritt für mich, weil ich zum einen meine Leidenschaft für Film vertiefen konnte und zum anderen eine neue Leidenschaft für den Kulturbereich entdeckt habe. Meine Abschlussarbeit habe ich in Filmwissenschaft geschrieben und anschließend ein Volontariat im Filmmuseum Düsseldorf begonnen, wo ich auch weiterhin freiberuflich tätig bin.

Robert Birkel aus Essen ist der neue Projektkoordinator im Filmforum NRW in Köln. Fotos: Werner Busch

Du hast dich also jetzt beruflich ganz und gar dem Film und Filmkultur verschrieben. Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie deine Begeisterung für Film angefangen hat? Gab es da vielleicht ein großes Aha-Erlebnis, das Du noch erinnerst?

Puh, das ist wirklich eine gute Frage und ich könnte jetzt über viele Filme, Regiesseur:innen und Kinoerlebnisse erzählen, die mich geprägt haben. Filme haben mich tatsächlich schon immer fasziniert und begeistert. Aber es ging so im Teenager-Alter los, dass ich für Filme eine richtige Leidenschaft entwickelt habe. Ein Wow-Effekt waren sicher die Filme von Quentin Tarantino. Seine Art Filme nicht chronologisch zu erzählen, seine Raffinesse beim Dialogschreiben und seine stilistische Besonderheiten, wie die Anime-Sequenz im ersten Kill Bill; das alles hat mich als junger Kerl total begeistert und mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich wollte immer mehr davon sehen was abseits eines klassischen 0815-Hollywood-Blockbusters läuft. Ich kann mich für Dramen, Sci-fi, Thriller aber auch fast alles andere begeistern. Das dürfen Mainstream- oder Arthouse-Filme sein. Ich habe auch eine große Leidenschaft für das südkoreanische Kino entwickelt. Seit ich damals OLD BOY gesehen habe bin ich an fast allem interessiert was aus diesem Land filmisch so erscheint.

Dein Einstieg im Filmforum und der Beginn des langen Lockdowns fielen fast auf den Tag genau zusammen. Wie hast Du das erlebt?

Ja es war wirklich eine verrückte Zeit um diese neue Stelle anzufangen. Es gab ja kein Tagesgeschäft und dann ist es wirklich schwer eingearbeitet zu werden und Erfahrungen zu sammeln. Und vor allem hat man viele der Kolleg*innen und Veranstalter*innen nur per Telefon oder Mail kennengelernt. Erst jetzt lerne ich so langsam nach und nach viele der Menschen persönlich kennen mit denen ich schon seit Monaten in Kontakt stehe.

Wie habt ihr die lange Pause im Spielbetrieb genutzt?

Wir haben versucht, die Zeit zu nutzen, um in Kino ein paar technische Optimierungen vorzunehmen. Eine große Baustelle war z. B., eine stabile Internetverbindung zu haben. Ich hoffe dieses Problem ist jetzt gelöst. Außerdem wollen wir in Zukunft etwas aktiver bei Social Media werden. Wir haben seit Neustem auch einen Instagram-Account und wollen dort präsenter sein.

Für die kommenden Monate stehen viele Festivals und Filmveranstaltungen im Filmforum-Kalender. Wie hat sich das Filmforum mit Blick auf die Corona-Bedingungen eingestellt, was müssen Veranstalter und Zuschauer beachten?

Ja das ist richtig. Besonders die Monate September bis November sind sehr voll bei uns, da dort viele Festivals stattfinden. Es ist schwierig, für die kommenden Monate eine Prognose abzugeben, da sich das Hygienekonzept immer wieder geändert hat und auch ändern wird. Aktuell besteht weiterhin die 3G-Regel. Allerdings wurde die Sitzordnung nach Schachbrettmuster kürzlich wieder aufgelöst. Veranstalter:innen müssen beachten, dass sie ein Stück weit flexibler sein müssen als noch vor der Pandemie, da es auch kurzfristige Änderungen im Konzept geben kann. Für die Zuschauer:innen gilt eigentlich dasselbe. Auch sie müssen mit kurzfristigen Änderungen rechnen. Am besten einfach vor dem Besuch auf unsere Webseite schauen. Dort finden man immer das aktuelle Hygienekonzept.

Das Filmforum bietet auch eine sehr beliebte eigene Filmreihe, die „Filmgeschichten“, die in jedem Jahr ein ganz neues Thema hat.

Ja, dieses Jahr musste die Reihe leider ausfallen. Auch uns hat diese Zeit finanziell natürlich getroffen und es war lange nicht abzusehen, wann die Kinos wieder öffnen. Daher haben wir uns dafür entschieden, diese Reihe für 2021 zu pausieren. 2022 wird es die Filmgeschichten aber wieder geben und das Thema steht nun auch schon fest: Dreiecksgeschichten!

Das klingt doch sehr vielversprechend. Gibt es schon ein persönliches Film-Highlight im Programm der kommenden Monate, auf das du dich besonders freust?

Ich freue mich tatsächlich auf fast alles. Ich arbeite ja nicht nur für ein Kino, sondern bin selber auch ein großer Kinofan. Ich freue mich einfach, dass wir geöffnet haben. Da ich nicht aus Köln komme, sind mir viele der Festivals und Veranstaltungen nicht bekannt und ich werde probieren, bei vielen Terminen mal vorbei zu schauen. Worauf ich mich aber auf jeden Fall freue ist das “Edimotion”-Festival. Davon konnte ich im Juli bereits einen Einblick gewinnen und fand es fantastisch.

Interview und Fotos: Werner Busch

Im kommenden Festivalherbst wird sich der Kinosaal des Filmforum wieder zu weiten Teilen füllen dürfen. Foto: W. Busch

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