Allgemein Filmszene Aktuell

Filmische Geschichten der Migration

„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen“. Der viel zitierte Satz von Max Frisch aus dem Jahr 1965 galt für die Schweiz ebenso wie für die Bundesrepublik damals. In der Filmreihe „Vom Kommen, Gehen und Bleiben – Filmische Geschichten der Migration“ widmet sich der Verein Köln im Film bis zum 20. Oktober den Lebensgeschichten der ersten sogenannten Gastarbeitergeneration und denen ihrer Kinder.

Die Reihe bringt Fernsehreportagen, Spielfilme und Dokumentarfilme aus über 50 Jahren zusammen, die allesamt einen deutlichen Bezug zur Autostadt Köln haben, die durch die Ford-Werke zu einem Anziehungspunkt für viele Arbeiter aus Europa und Übersee wurde. Besonders der Rückblick in die 1960er ist interessant: Die Fernseh-Beiträge, die in der Filmreihe gezeigt werden, sind echte Zeitdokumente, die viel über das Denken in der deutschen Gesellschaft zu dieser Zeit sagen. Besonders in der Art, wie über die Menschen gesprochen wird, und nicht mit ihnen, ist zuweilen sehr entlarvend. „Es ist interessant zu beobachten, wie sich diese Perspektive, diese ‚Draufsicht‘ in den 1970ern und 1980ern zunehmend gewandelt hat“, so Marion Kranen von Köln im Film, die das Programm mitgestaltet hat, das in Kooperation mit DOMiD gezeigt wird.

Mitunter sträuben sich die Nackenhaare, wenn von Menschen wie von Tomaten gesprochen wird, die „frisch importiert“ worden sind, wie es in der Reportage „Der Mensch lebt nicht vom Lohn allein“ heißt. Gleichzeitig gibt der Film einmalige und aufrichtige Einblicke in die Lebens- und Arbeitssituation ausländischer Arbeiter in Köln, Göppingen und Duisburg. Widersprüche und Entwicklungen werden in den Programmen, auch in der zuweilen sehr unterschiedlichen ästhetischen Gestaltung der Filme, bewusst gesucht – und gefunden.

Aktuelle Produktionen wie der Spielfilm „Oray“ oder die Dokumentationen „Klasse Deutsch“, „Promise“ oder „Unserer Väter Land“ rücken die Kinder-, Enkel- und Urenkel-Generationen dieser ersten Generation in den Fokus.

Der digitale Programmflyer mit vielen Informationen zu den einzelnen Filmen und dem Programm insgesamt kann hier heruntergeladen werden: DOWNLOAD.


Die kommenden Termine:

Sonntag, 6. Oktober 2019, Cinenova, 19.30 Uhr

Bandstraße – Diese spontane Arbeitsniederlegung war nicht geplant
WDR 1982, 42’26 Min., Regie: Thomas Giefer und Karl Baumgartner
Unserer Väter Land
WDR 2012, 58 Min., Regie: Achim Scheunert und Zuhal Er


Mittwoch, 9. Oktober 2019, Lichtspiele Kalk, 18.30 Uhr

Oray
D 2018, 101 Min., Regie und Drehbuch: Mehmet Akif Büyükatalay, mit den Gästen Christian Kochmann (Kamera) und Cem Göktaş (Schauspieler)


Mittwoch, 16. Oktober, Odeon, 18.30 Uhr

Der Mensch lebt nicht vom Lohn allein
BRD 1962, 38 Min., Regie: Dieter Ertel
Die Industrielle Reservearmee
BRD 1971, 36 Min., Regie: Helma Sanders-Brahms
Deutschland ist wie ein Kühlschrank
BRD 1988, 29 Min., Regie: Doan Mingh Phuong und Gert Monheim


Sonntag, 20. Oktober, Odeon, 19.30 Uhr

Klasse Deutsch
D 2018, 89 Min., Regie: Florian Heinzen-Ziob, mit den Gästen Bünyamin Musullu und Florian Heinzen-Ziob

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