Angesichts der Corona-Pandemie und des Lockdowns mussten nicht nur Kinos und Festivals umplanen, auch artverwandte Veranstaltungen waren davon betroffen – etwa der Filmkongress NRW. Die Veranstaltung der Film- und Medienstiftung NRW fand dieses Jahr ausschließlich in der Online-Version statt, deren Interviews und Diskussionsrunden inzwischen als Stream abrufbar sind. Die Eröffnungsrede hielt Petra Müller, Geschäftsführerin der Stiftung, während sich das folgende Programm in drei Blöcke aufteilte.
Der erste Part bestand aus Interviews, in denen betroffene Parteien ihre Sicht auf das Corona-Jahr 2020 und seine Auswirkungen schilderten. Nathanael Liminski, Staatssekretär für Medien in NRW, für die Politik; Raimond Goebel (Pandora) und Stefan Oelze (Rosebank) vom Film- und Medienverband NRW sowie Bettina Brokemper (Heimatfilm) für die Produzentenseite; Petra Rockenfeller (Lichtburg Oberhausen) vom Vorstand der AG Kino für die Kinos; und Thorsten Frese (Neue Visionen) von der AG Verleih für die Verleiher. Das Credo: Der derzeitige Zustand ist eine Ausnahmesituation, die man zwar mit Hilfen der Politik, Unterstützung durch das Kinopublikum und Einfallsreichtum aktuell übersteht, die aber in eine ungewisse Zukunft mündet. Der oft angemerkte „Filmstau“ könnte zu einer Anhäufung von Starts, vor allem von Großproduktionen, im Frühjahr und Sommer 2021 führen, der weder die Studios noch für Verleiher und Kinos ideal ist. Zumal ja auch das Kommen bzw. Ausbleiben des Publikums nach Ende des Lockdowns entscheidend für das Überleben der Kinos sein wird, Impfung hin oder her.
War der erste Themenblock noch ein Rückblick, so schauten die weiteren Panels in die Zukunft. Denn nicht nur der Filmkongress ging ins Netz, auch die Möglichkeiten des Digitalen standen inhaltlich im Fokus. So drehte sich der zweite Themenblock um die Frage nach der Online-Auswertung von Filmen. In Interviews bezogen Florian Hager (ARD), Alexander Bickel (WDR) und Henning Tewes (TVNOW von der Mediengruppe RTL) zu den Strategien der Mediatheken ihrer jeweiligen Sender, während sich zwei weitere Beiträge mit Online-Verleihstrategien und „Kino on Demand“ beschäftigen. „Kino on Demand“ ist ein hybrider Service der Kölner Firma Rushlake Media, der Streaming und Kino zusammendenkt und nicht als Konkurrenten sieht. Kunden können Filme auf der Webseite von „Kino on Demand“ streamen, deren Programm von Partnerkinos mitkuratiert wird. Die Kinos wiederum erhalten eine Umsatzbeteiligung, während den Streamingkunden als Belohnung zudem Gutscheine für ein Kino ihrer Wahl geschenkt werden. Wie Rushlake-Gründer Philipp Hoffman ausführte, funktioniert die Synergie sowohl vor als auch während der Krise gut, da die Zuschauer nicht allein streamen, sondern auch regelmäßig ins Kino gehen wollen.
Im dritten und letzten Panel fanden schließlich Diskussionsrunden zur Social-Media-Nutzung für Film und Kino statt, welche der YouTuber und Moderator Dominik Porschen anleitete. Jeweils drei Gesprächspartner aus den Bereichen Produktion, Betrieb und Kino diskutierten Social-Media-Strategien, angefangen bei deren Vorhandensein oder Nichtvorhandensein, mit deren Hilfe man größere Aufmerksamkeit für bestimmte Filme, bestimmte Kinos oder den Kinobesuch an sich schafft oder schaffen konnte. So erklärten etwa Petra Rockenfeller (Lichtburg Oberhausen) und Mustafa El Mesaoudi (Rex Kino Wuppertal), dass ihre Kinos entsprechende Post redaktionell planen, was Moritz Busch vom Kölner Weißhaus Kino als Anregung nahm, da das Lindenthaler Filmtheater seine Social-Media-Kanäle derzeit weniger generalsstabmäßig bespielt.
Als Profi in Sachen soziale Medien hatte Porschen auch Anregung für die Produzenten parat, die interessiert aufgenommen wurden, auch wenn seine Gesprächspartner Kristina Löbbert (Pantaleon Film), Jakob Weydemann (Weydemann Brothers) und Maximilian Leo (Augenschein) gleichzeitig die Unterschiede zum Influencer-Business herausarbeiteten: Im Gegensatz zu Influencern wird der konkrete Film beworben, nicht die Firma an sich, weshalb es weniger Markenbindung gibt. Gleichzeitig konnten alle auch von Erfolgen berichten, etwa den regen Facebook-Interaktionen zu Systemsprenger (2019) von Weydemann Brothers oder Klickzahlen des Trailers von 7500 (2019) von Augenschein. In der letzten Runde kam es dann, wie von Leo ausdrücklich gewünscht, zu einer gemeinsamen Runde mit je einem Vertreter von Produktion, Verleih und Kinos, in der gemeinsame, ganzheitliche Social-Media-Strategien für die Zukunft angeregt und diskutiert wurden.
So zeigte sich der diesjährige Filmkongress NRW als erfreulich tatkräftige und in die Zukunft schauende Veranstaltung, der nicht nur den Status Quo verhandelte, sondern auch nach Lösungen suchte und nach neuen Vertriebs- und Vermarktungswegen, auch über die Krise hinaus. Vielleicht ohne direkt Ad-Hoc-Lösungen, aber mit Denkanstößen für alle Beteiligten.
Angesichts der Corona-Pandemie und des Lockdowns mussten nicht nur Kinos und Festivals umplanen, auch artverwandte Veranstaltungen waren davon betroffen – etwa der Filmkongress NRW. Die Veranstaltung der Film- und Medienstiftung NRW fand dieses Jahr ausschließlich in der Online-Version statt, deren Interviews und Diskussionsrunden inzwischen als Stream abrufbar sind. Die Eröffnungsrede hielt Petra Müller, Geschäftsführerin der Stiftung, während sich das folgende Programm in drei Blöcke aufteilte.
Der erste Part bestand aus Interviews, in denen betroffene Parteien ihre Sicht auf das Corona-Jahr 2020 und seine Auswirkungen schilderten. Nathanael Liminski, Staatssekretär für Medien in NRW, für die Politik; Raimond Goebel (Pandora) und Stefan Oelze (Rosebank) vom Film- und Medienverband NRW sowie Bettina Brokemper (Heimatfilm) für die Produzentenseite; Petra Rockenfeller (Lichtburg Oberhausen) vom Vorstand der AG Kino für die Kinos; und Thorsten Frese (Neue Visionen) von der AG Verleih für die Verleiher. Das Credo: Der derzeitige Zustand ist eine Ausnahmesituation, die man zwar mit Hilfen der Politik, Unterstützung durch das Kinopublikum und Einfallsreichtum aktuell übersteht, die aber in eine ungewisse Zukunft mündet. Der oft angemerkte „Filmstau“ könnte zu einer Anhäufung von Starts, vor allem von Großproduktionen, im Frühjahr und Sommer 2021 führen, der weder die Studios noch für Verleiher und Kinos ideal ist. Zumal ja auch das Kommen bzw. Ausbleiben des Publikums nach Ende des Lockdowns entscheidend für das Überleben der Kinos sein wird, Impfung hin oder her.
War der erste Themenblock noch ein Rückblick, so schauten die weiteren Panels in die Zukunft. Denn nicht nur der Filmkongress ging ins Netz, auch die Möglichkeiten des Digitalen standen inhaltlich im Fokus. So drehte sich der zweite Themenblock um die Frage nach der Online-Auswertung von Filmen. In Interviews bezogen Florian Hager (ARD), Alexander Bickel (WDR) und Henning Tewes (TVNOW von der Mediengruppe RTL) zu den Strategien der Mediatheken ihrer jeweiligen Sender, während sich zwei weitere Beiträge mit Online-Verleihstrategien und „Kino on Demand“ beschäftigen. „Kino on Demand“ ist ein hybrider Service der Kölner Firma Rushlake Media, der Streaming und Kino zusammendenkt und nicht als Konkurrenten sieht. Kunden können Filme auf der Webseite von „Kino on Demand“ streamen, deren Programm von Partnerkinos mitkuratiert wird. Die Kinos wiederum erhalten eine Umsatzbeteiligung, während den Streamingkunden als Belohnung zudem Gutscheine für ein Kino ihrer Wahl geschenkt werden. Wie Rushlake-Gründer Philipp Hoffman ausführte, funktioniert die Synergie sowohl vor als auch während der Krise gut, da die Zuschauer nicht allein streamen, sondern auch regelmäßig ins Kino gehen wollen.
Im dritten und letzten Panel fanden schließlich Diskussionsrunden zur Social-Media-Nutzung für Film und Kino statt, welche der YouTuber und Moderator Dominik Porschen anleitete. Jeweils drei Gesprächspartner aus den Bereichen Produktion, Betrieb und Kino diskutierten Social-Media-Strategien, angefangen bei deren Vorhandensein oder Nichtvorhandensein, mit deren Hilfe man größere Aufmerksamkeit für bestimmte Filme, bestimmte Kinos oder den Kinobesuch an sich schafft oder schaffen konnte. So erklärten etwa Petra Rockenfeller (Lichtburg Oberhausen) und Mustafa El Mesaoudi (Rex Kino Wuppertal), dass ihre Kinos entsprechende Post redaktionell planen, was Moritz Busch vom Kölner Weißhaus Kino als Anregung nahm, da das Lindenthaler Filmtheater seine Social-Media-Kanäle derzeit weniger generalsstabmäßig bespielt.
Als Profi in Sachen soziale Medien hatte Porschen auch Anregung für die Produzenten parat, die interessiert aufgenommen wurden, auch wenn seine Gesprächspartner Kristina Löbbert (Pantaleon Film), Jakob Weydemann (Weydemann Brothers) und Maximilian Leo (Augenschein) gleichzeitig die Unterschiede zum Influencer-Business herausarbeiteten: Im Gegensatz zu Influencern wird der konkrete Film beworben, nicht die Firma an sich, weshalb es weniger Markenbindung gibt. Gleichzeitig konnten alle auch von Erfolgen berichten, etwa den regen Facebook-Interaktionen zu Systemsprenger (2019) von Weydemann Brothers oder Klickzahlen des Trailers von 7500 (2019) von Augenschein. In der letzten Runde kam es dann, wie von Leo ausdrücklich gewünscht, zu einer gemeinsamen Runde mit je einem Vertreter von Produktion, Verleih und Kinos, in der gemeinsame, ganzheitliche Social-Media-Strategien für die Zukunft angeregt und diskutiert wurden.
So zeigte sich der diesjährige Filmkongress NRW als erfreulich tatkräftige und in die Zukunft schauende Veranstaltung, der nicht nur den Status Quo verhandelte, sondern auch nach Lösungen suchte und nach neuen Vertriebs- und Vermarktungswegen, auch über die Krise hinaus. Vielleicht ohne direkt Ad-Hoc-Lösungen, aber mit Denkanstößen für alle Beteiligten.
Alle Interviews und Diskussionsrunden können auf der Webseite des Filmkongresses gestreamt werden.
Nils Bothmann