Ein ganz starker Jahrgang von Filmen, die in Nordrhein-Westfalen entstanden sind oder (ko-)produziert wurden, ist in diesem Jahr bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin zu sehen, die heute Abend in physischer Form in der Bundeshauptstadt starten. Besonders Köln ist vor und hinter den Kameras der Filmschaffenden stark vertreten. Wir stellen einige der „Köln-Filme“ auf der Berlinale vor:
„Echo“ von Mareike Wegener (Perspektive)
Mareike Wegener ist Alumna der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), die sich bereits als Dokumentarfilmerin („Mark Lombardi„, 2012) und Filmproduzentin („Oeconomia„, 2020) profiliert hat. Nun feiert ihr Spielfilm-Debüt „Echo“ in der Perspektive Deutsches Kino seine Weltpremiere. In dem Drama muss sich eine Polizeikommissarin mit der Identität einer Moorleiche beschäftigen – und mit den Altlasten der deutschen Geschichte, die nicht nur in Gestalt einer Fliegerbombe in Erscheinung treten. Mareike Wegener hatte das eigene Drehbuch an 25 Tagen im Februar und März 2021 in Köln und Umgebung in Szene gesetzt. Das Filmmoor fand das Drehteam in der Nähe des Schlosses Paffendorf in Bergheim vor den Toren von Köln. „Echo“ wurde von der Kölner Petrolio Film produziert, die Wegener im Jahr 2012 zusammen mit Hannes Lang und Carmen Losmann gegründet hat. Der Film wird in diesem Jahr von Grandfilm in die Kinos gebracht.
„Europe“ von Philip Scheffner (Forum)
An der KHM beschäftigt ist seit dem vergangenem Jahr der vielfach prämierte Dokumentarfilmer Philip Scheffner („Havarie„), der bei der 72. Berlinale ebenfalls seinen ersten – dokumentarischen – Spielfilm im Forum vorstellt: „Europe“ erzählt die Geschichte einer „staatlich erzwungenen Fiktionalisierung“ in Frankreich. Die 32‐jährige Zohra Hamadi, die aus Algerien stammt, aber schon lange in Frankreich lebt, wurde gerade erfolgreich von einer schwerwiegenden Skoliose der Wirbelsäule geheilt. Nun soll sie abgeschoben werden – und wird für die Gesellschaft, und im Film gleichsam für die Augen der Zuschauer, unsichtbar. Philip Scheffner schrieb das Drehbuch gemeinsam mit seiner langjährigen Kreativpartnerin Merle Kröger und inszenierte den Film an Originalschauplätzen wie dem Place de l’Europe in Paris. Sämtliche Darsteller spielen ihre aktuelle Lebenssituation. Der Film ist eine Produktion der PongFilm in Koproduktion mit der Kölner BlinkerFilm.
»Ladies Only« von Rebana Liz John (Perspektive)
Von der KHM produziert wurde der Abschlussfilm von Absolventin Rebana Liz John: „Ladies Only„, der bereits im Oktober vergangenen Jahres seine Premiere beim IFF Busan feiern konnte. Auch er wurde zur Berlinale in die Perspektive Deutsches Kino eingeladen. Die Filmemacherin stammt aus dem indischen Mumbai, das den Schauplatz für ihren ersten Langfilm bietet, genauer gesagt, die von den Männern abgetrennten Frauenabteile in den Zügen des Nah- und Fernverkehrs. Und so bunt und zuweilen quirlig wie die Stadt sind auch die interviewten Frauen. Viele Schlaglichter auf soziale Schichten und Altersklassen werden gegeben, viele unterschiedliche Dialekte und Sprachen sind zu hören. Saris, Blazer, Niqabs oder Sidecuts gehören alle ganz selbstverständlich zum „Diversity Pot“ des Landes. »Ladies Only« ist der Diplomfilm von Rebana Liz John, der von der Film‐ und Medienstiftung NRW mit 17.000 Euro gefördert wurde. Er entstand an rund 30 Drehtagen im Jahr 2019 in Mumbai. 75 Stunden Material galt es anschließend zu transkribieren und einen Film zu montieren, der schließlich im September 2021 fertig war. Die Berlinale bietet den Rahmen für die Europa-Premiere für den Film.
»Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D‐Mark und Tod« von Cem Kaya (Panorama)
Ebenfalls in Köln produziert wurde die neueste Produktion von Filmfaust, die im Panorama gezeigt wird: Der Dokumentarfilm »Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D‐Mark und Tod« von Cem Kaya erzählt gutgelaunt die Geschichte der türkischen Popmusik in Deutschland im letzten halben Jahrhundert. „Wir haben in unserem Film versucht, Politik, Gesellschaft und Kultur miteinander zu verweben, um eine andere, eine neue deutsche Kulturgeschichte zu erzählen“, erzählt der Regisseur im Interview. Das Buch schrieb er gemeinsam mit Mehmet Akif Büyükatalay, der im Jahr 2019 bei der Berlinale für „Oray“ den Preis für den Besten Debütfilm gewann.
Gleich drei Filme aus dem Wettbewerb, zwei Filme in der zweiten Hauptsektion Encounters sowie weitere Spiel- und Kurzfilme wurden außerdem in NRW realisiert:
Wettbewerb
»Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush«, Regie: Andreas Dresen, Produktion: Pandora Film
»Drii Winter«, Regie: Michael Koch, Produktion Pandora Film u. a.
»A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe«, Regie: Nicolette Krebitz, Produktion: Komplizen Film u. a.
Encounters
»Zum Tod meiner Mutter«, Regie: Jessica Krummacher, Produktion: Walker + Worm Film u. a.
»Axiom«, Regie: Jöns Jönsson, Produktion: Bon Voyage Film u. a.
Special Gala
»À propos de Joan«, Regie: Laurent Larivière, Produktion: Gifted Films West u. a.
Generation Kplus
»Louis I., König der Schafe«, Regie: Markus Wulf, Produktion: Hübner/Wallenfels u. a.
Titelbild: Isabelle Huppert und Lars Eidinger in „À propos de Joan“, Foto: Gifted Films West Text: Werner Busch
Ein ganz starker Jahrgang von Filmen, die in Nordrhein-Westfalen entstanden sind oder (ko-)produziert wurden, ist in diesem Jahr bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin zu sehen, die heute Abend in physischer Form in der Bundeshauptstadt starten. Besonders Köln ist vor und hinter den Kameras der Filmschaffenden stark vertreten. Wir stellen einige der „Köln-Filme“ auf der Berlinale vor:
„Echo“ von Mareike Wegener (Perspektive)
Mareike Wegener ist Alumna der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), die sich bereits als Dokumentarfilmerin („Mark Lombardi„, 2012) und Filmproduzentin („Oeconomia„, 2020) profiliert hat. Nun feiert ihr Spielfilm-Debüt „Echo“ in der Perspektive Deutsches Kino seine Weltpremiere. In dem Drama muss sich eine Polizeikommissarin mit der Identität einer Moorleiche beschäftigen – und mit den Altlasten der deutschen Geschichte, die nicht nur in Gestalt einer Fliegerbombe in Erscheinung treten. Mareike Wegener hatte das eigene Drehbuch an 25 Tagen im Februar und März 2021 in Köln und Umgebung in Szene gesetzt. Das Filmmoor fand das Drehteam in der Nähe des Schlosses Paffendorf in Bergheim vor den Toren von Köln. „Echo“ wurde von der Kölner Petrolio Film produziert, die Wegener im Jahr 2012 zusammen mit Hannes Lang und Carmen Losmann gegründet hat. Der Film wird in diesem Jahr von Grandfilm in die Kinos gebracht.
„Europe“ von Philip Scheffner (Forum)
An der KHM beschäftigt ist seit dem vergangenem Jahr der vielfach prämierte Dokumentarfilmer Philip Scheffner („Havarie„), der bei der 72. Berlinale ebenfalls seinen ersten – dokumentarischen – Spielfilm im Forum vorstellt: „Europe“ erzählt die Geschichte einer „staatlich erzwungenen Fiktionalisierung“ in Frankreich. Die 32‐jährige Zohra Hamadi, die aus Algerien stammt, aber schon lange in Frankreich lebt, wurde gerade erfolgreich von einer schwerwiegenden Skoliose der Wirbelsäule geheilt. Nun soll sie abgeschoben werden – und wird für die Gesellschaft, und im Film gleichsam für die Augen der Zuschauer, unsichtbar. Philip Scheffner schrieb das Drehbuch gemeinsam mit seiner langjährigen Kreativpartnerin Merle Kröger und inszenierte den Film an Originalschauplätzen wie dem Place de l’Europe in Paris. Sämtliche Darsteller spielen ihre aktuelle Lebenssituation. Der Film ist eine Produktion der Pong Film in Koproduktion mit der Kölner Blinker Film.
»Ladies Only« von Rebana Liz John (Perspektive)
Von der KHM produziert wurde der Abschlussfilm von Absolventin Rebana Liz John: „Ladies Only„, der bereits im Oktober vergangenen Jahres seine Premiere beim IFF Busan feiern konnte. Auch er wurde zur Berlinale in die Perspektive Deutsches Kino eingeladen. Die Filmemacherin stammt aus dem indischen Mumbai, das den Schauplatz für ihren ersten Langfilm bietet, genauer gesagt, die von den Männern abgetrennten Frauenabteile in den Zügen des Nah- und Fernverkehrs. Und so bunt und zuweilen quirlig wie die Stadt sind auch die interviewten Frauen. Viele Schlaglichter auf soziale Schichten und Altersklassen werden gegeben, viele unterschiedliche Dialekte und Sprachen sind zu hören. Saris, Blazer, Niqabs oder Sidecuts gehören alle ganz selbstverständlich zum „Diversity Pot“ des Landes. »Ladies Only« ist der Diplomfilm von Rebana Liz John, der von der Film‐ und Medienstiftung NRW mit 17.000 Euro gefördert wurde. Er entstand an rund 30 Drehtagen im Jahr 2019 in Mumbai. 75 Stunden Material galt es anschließend zu transkribieren und einen Film zu montieren, der schließlich im September 2021 fertig war. Die Berlinale bietet den Rahmen für die Europa-Premiere für den Film.
»Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D‐Mark und Tod« von Cem Kaya (Panorama)
Ebenfalls in Köln produziert wurde die neueste Produktion von Filmfaust, die im Panorama gezeigt wird: Der Dokumentarfilm »Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D‐Mark und Tod« von Cem Kaya erzählt gutgelaunt die Geschichte der türkischen Popmusik in Deutschland im letzten halben Jahrhundert. „Wir haben in unserem Film versucht, Politik, Gesellschaft und Kultur miteinander zu verweben, um eine andere, eine neue deutsche Kulturgeschichte zu erzählen“, erzählt der Regisseur im Interview. Das Buch schrieb er gemeinsam mit Mehmet Akif Büyükatalay, der im Jahr 2019 bei der Berlinale für „Oray“ den Preis für den Besten Debütfilm gewann.
Gleich drei Filme aus dem Wettbewerb, zwei Filme in der zweiten Hauptsektion Encounters sowie weitere Spiel- und Kurzfilme wurden außerdem in NRW realisiert:
Wettbewerb
Encounters
Special Gala
Generation Kplus
Titelbild: Isabelle Huppert und Lars Eidinger in „À propos de Joan“, Foto: Gifted Films West
Text: Werner Busch