Filmszene Aktuell

Filmschätze – gefunden

Seit einigen Jahren zeigt das Filmarchiv Schönecker große Filmklassiker und kaum bekannte Geheimtipps aus der riesigen Sammlung des Kölner Filmvermittlers Leo Schönecker im Filmforum Kino und in der Traumathek. Über Jahrzehnte hatte Schönecker Filme gesammelt, die für ihn eine besondere Qualität hatten, ungeachtet des Genres und der Reputation der Filmemacher:innen; viele herausragende Schöpfer:innen hatte er mitentdeckt und ihre Werke in Vorführungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit dem Tod Leo Schöneckers führen seine Frau Edith Schönecker und Tochter Julia Schönecker-Roth das Archiv weiter. Filmvermittler und Filmbildungsreferent Joachim Steinigeweg unterstützt sie bei den Vorführungen der 35- und 16mm Filmkopien, auch als Vorführer.

Einer der radikalsten und ungewöhnlichsten Antikriegsfilme steht am heutigen Samstag, 14. August, auf dem Programm: Johnny zieht in den Krieg (1971) ist die einzige Regiearbeit der Drehbuchlegende Dalton Trumbo. Der Film basiert auf seinem eigenen Roman und erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der völlig verstümmelt aus dem Krieg zurückkehrt. Ohne Arme, ohne Beine, ohne Augen, Ohren und Mund wird er am Leben gehalten und reist in seinem zum Gefängnis gewordenen Kopf durch Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und einige unbekanntere Orte des uns bekannten Universums. Karten können ausschließlich an der Kinokasse gekauft werden. Der Film wird in der deutschen Fassung als 16mm-Filmkopie gezeigt:

JOHNNY ZIEHT IN DEN KRIEG (1971), 111 Min.
16mm, dt. Fassung
Samstag, 14. August 2021, 20.00 Uhr.

Seit Mitte der Fünfziger Jahre hatte sich Leo Schönecker in Arbeitskreisen und Diskussionsrunden zu filmthematischen Fragen engagiert. Als einer der ersten in Köln erkannte er, dass es außerhalb des damals populären Kinos, geprägt von realitätsfremden Heimatfilmen und seichter Unterhaltung, ein Filmschaffen gab, das es zu sehen und zu diskutieren lohnte.

Leo Schönecker

Das Engagement Leo Schöneckers fiel in eine Zeit vor der Filmclub-Bewegung der Sechziger Jahre, auch an Programmkinos oder kommunale Kinos war noch nicht zu denken. Das Programm der damaligen Schaubuden mit ihren Heimatfilmen machte den Filmliebhaber zum Aktionisten. Leo Schönecker engagierte sich in universitären Arbeitskreisen und Diskussionsforen. Und er begann, selbst Filme zu sammeln und vorzuführen oder für die Vorführung in Filmseminaren und filmwissenschaftlichen Arbeitszirkeln anzubieten. Die Sammlung wurde bis zu seinem Tod im Jahr 2013 beständig fortgeführt und erweitert. Unter Filmkennern und Kuratoren war die Sammlung bekannt, gerne griff man auf die Bestände dort zurück. In der Öffentlichkeit kannten selbst ausgewiesene Filminteressenten die Sammlung nicht.

Bis zum Ende des Jahres sind in der Filmreihe der Sammlung Leo Schönecker im Filmforum (FF) und der Traumathek (TR) zu sehen:

◼ 14.8., 20 Uhr, FF: Johnny zieht in den Krieg (1971)
◼ 2.9., 20 Uhr, TR: Der Clan der Sizilianer (1969)
◼ 11.9., 20 Uhr, FF: Unser Mann im Dschungel (1985)
◼ 2.10., 20 Uhr, FF: Die Außenseiterbande (1964)
◼ 7.10., 20 Uhr, TR: Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß (1961)
◼ 27.11., 20 Uhr, FF: Dies Irae – Tag der Rache (1943)
◼ 2.12., 20 Uhr, FF: Zazie (1960)
◼ 18.12., 20 Uhr, FF: Iwans Kindheit (1962)

Das vollständige Filmprogramm der Reihe (mitsamt den ausgefallenen Veranstaltungen in der ersten Jahreshälfte) finden sie in diesem PDF:
https://www.filmarchiv-schoenecker.de/…/Schoenecker…

Mehr zum Filmarchiv auf:
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Titelbild: Johnny got a Gun (1971)

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